I Sonnenlicht trifft blau

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Das erste mal, dass ich bemerkte wie schön deine Augen waren, war als ich in der neunten Klasse war und du mein Chemielehrer warst. Die vorherigen Stunden waren eine Qual für mich gewesen, denn deine ständigen Witze, die oftmals gegen das Gemüt der anderen Schüler gingen, nahm ich ernst. Zu ernst. Ole war dein Lieblingsopfer gewesen und wann immer du etwas zu fragen hattest, auf das niemand eine Antwort wusste, hast du Ole dazu auserkoren. Oftmals hast du 50/50 Antworten gestellt und noch öfter deinen schwarzen Humor spielen lassen, der schon bald in makabre und gehässige Witze endete. Ja, ich als kleines naives junges Mädchen saß in der ersten Reihe links von dir und hatte jedes mal Angst, wenn deine Augen nach einen geeigneten Opfer suchten. Jedes mal habe ich mich gebückt, denn die Antwort kannte ich meist nicht. Ich würde sagen ich hatte Respekt vor dir und deinen Äußerungen, die höchstwahrscheinlich zu deinen charakteristischen Stärken gehörten.

Doch nach den Chemietest bei dem ich danach ein super Gefühl hatte, blieb ich zum Schluss da und half dir die Stühle hochzustellen. Ich weiß gar nicht mehr über was wir redeten oder was ich fragte – ich glaubte, es wäre irgendwas über eine Präsentation, die ich halten wollte, um meine schlechte Chemienote aufzubessern. Du hast mir geantwortet und ich kann immer noch glasklar deine spezifische Stimme erkennen und die Schallwellen spüren, die meine Ohren erreichten. Das Bild war rigoros. Zwischen uns stand einer der komischen grauen Tische des Chemieraums, hinter die hing die große Tafel mit dem Periodensystem. Wenn man genau hinsieht, konnte man zwischen deiner linken Schulter und deinen Kopf das Element Stickstoff – das große N – erkennen. Doch an das Gesagte erinnerte ich mich nicht mehr, denn ich war wie gefesselt.

Das Sonnenlicht traf durch die großen, breiten Fenster direkt auf deine Augen. Sie waren unfassbar klar und neben der blauen Grundfarbe, erkannte ich graue und grüne gesprenkelte Farbtupfer. Fasziniert starrte ich in deine Augen und ich weiß nicht, inwiefern du es mitbekamst, aber ich glaube, es war schon sehr offensichtlich. Du hattest diesen Moment selbst beendet, als du dich umgedreht hast, um deine Ledertasche – damals noch braun, anstatt jetzt in schwarz – zu schultern und den Raum abzuschließen. Die Zeit auf dem Flur und das Treppen laufen erschien mir rasend schnell zu vergehen. Ich erzählte dir von meinen dummen Antworten im Test und du musstet lachen. Keine Sekunden später und wir verabschiedeten uns.

Ab diesen Tag schienst du wie eingebrannt in meinem Gehirn. Kein Tag verging, wo du nicht in meinen Gedanken warst. Jedes damalige auf Papier gesetzte Wort ging an dich. Jede Farbmischung aus blau-grün-grau war das mir zur damaligen Zeit einzige bekannte Farbspektrum.


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⏰ Última atualização: Apr 09, 2018 ⏰

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