Kapitel #10

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Ich sah, wie er sich langsam über mich lehnte und mein Herz setzte einen Schlag aus. Dann begann es zu schlagen, als würde ich gerade die letzten Kilometer eines Marathons hinter mich bringen und ich rang um Luft. Etwas in seinem Blick war neckend und amüsiert.

Letztendlich reichte er mir eine Hand, um mir hochzuhelfen und ich hätte ihm am liebsten eine geklebt, verkniff mir dies jedoch. Ich versuchte von meinen Gefühlen und meinem Verhalten abzulenken und kam auf seine Frage zurück: "Irgendetwas von Mate und Luna..." "Hm?", machte er und sah mich kurzzeitig verwirrt an, ergänzte dann allerdings: "Achso... Was Brandon dir noch erzählt hat."

Ich nickte und bemerkte, dass ich seine Hand immer noch nicht losgelassen hatte. Vorsichtig drehte ich seinen Handrücken nach oben und sah mir seine Fingerknöchel an. "Cameron, was hast du gemacht?", fragte ich besorgt und berührte es vorsichtig mit meinem Daumen. Er löste seine Hand von meiner und starrte kurzzeitig zu Boden, bevor er mir wieder in die Augen sah.
"Ich war wütend und musste mich abreagieren.", erklärte er und zeigte in die Richtung eines Fensters. "Und dann hast du was gemacht?", hakte ich nach und folgte seinem Finger. "Mich abreagiert. An einem Baum.", sagte er knapp und ich war froh, da ich überzeugt davon war, dass er mir die Wahrheit sagte.

"Es tut mir trotzdem Leid, dass es gestern da zu gekommen ist, auch wenn ich deiner Ansicht nach nichts dafür kann.", entgegnete ich. "Ich habe Brandon etwas versprochen.", ergänzte ich und sah abermals zu Cameron auf, der sich gerade durch die kurzen dunklen Haare fuhr. Er schien nicht wirklich darauf zu reagieren.
"Ihm ist es wichtig, dass ich glücklich bin. Er möchte, dass ich dir eine Chance gebe, weil du der Alpha bist und sein bester Freund.", sagte ich und wartete auf irgendeine Reaktion.
"Und was möchtest du?", fragte er, mied jedoch meinen Blick. Ich legte meine Hand an seine Wange und zwang ihn mehr oder weniger dazu, mich anzusehen. "Es versuchen, Cameron. Ich möchte es versuchen.", erwiderte ich.

~

Bevor die beiden sich beieinander entschuldigt und Brandon mich wieder nach Hause gebracht hatte, hatten die beiden sich darum gestritten, wer mich nach Hause fahren würde und sich mindestens zehn Mal gegenseitig angeknurrt. Allerdings hatte Cameron öfter und schneller begonnen zu knurren, wenn ihm etwas nicht passte.
Es war, als sei er in einem seltsamen Eifersuchts-Pubertäts-Stadium seines Lebens.

Wir hatten uns eine Taktik überlegt, wie wir meine Eltern davon überzeugen konnten, dass Brandon und ich uns voneinander getrennt hatten. Es würde ein großes Theater geben und einen Streit, der zum Beziehungsaus führte, der erklären konnte, weshalb ich in der nächsten Zeit eventuell mehr mit Cameron unternehmen würde.

Gespielt aufgebracht stieg ich aus dem Auto, gefolgt von Brandon. Die Haustür riss ich halb auf und rief: "Brandon, ich kann es nicht fassen, dass du das einfach so gemacht hast. Ich dachte, das zwischen uns wäre etwas besonderes für dich." Ich versuchte an etwas trauriges zu denken, um ein paar Tränen heraufzubeschwören. Meine Tasche und Jacke hatte ich unter meinen linken Arm geklemmt. "Es tut mir Leid, Süße. Das habe ich nicht gewollt. Es war nur ein Ausrutscher. Es-", sagte er und versuchte sich zu erklären.

Ich hörte leise Schritte.

"Nenn mich nicht so, Brandon.", sagte ich enttäuscht. Ich stand im Türrahmen und zeigte hinter ihn Richtung Straße. "Geh jetzt, bitte! Ich möchte dich nicht mehr sehen.", entgegnete ich und beinahe brach meine Stimme.
Mit hängenden Schultern ging er zu seinem Auto und ich schloss die Haustür mir einem kleinen Knall. Als ich hörte, dass das Auto losfuhr, eilte ich die Treppen hinauf.

"Mäuschen, ist alles okay?", fragte Dad mit besorgter Stimme und lehnte sich ans Treppengeländer. Ich atmete tief durch. "Ich erkläre es dir später, Dad, okay?", fragte ich und betrat mein Zimmer, ohne auf eine Antwort zu warten.

Unter dem Wolfsmond [ABGESCHLOSSEN] (Fortsetzung folgt) Where stories live. Discover now