KAPITEL EINS - LESEPROBE

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Kiefern. Diese Bäume standen überall in meinem geliebten Maine. Seufzend richtete ich den Blick vom Fenster ab. Hier draußen im Nirgendwo gab es nichts außer ihnen und dem klaren blauen Himmel zu sehen. 

Ich schaute zu meinem Dad auf dem Fahrersitz, der konzentriert auf die Straße sah. Vermutlich wollte er rechtzeitig reagieren können, falls urplötzlich ein Baum vor das Auto fiel, dachte ich mit einem Lächeln auf den Lippen. Er sah mich durch den Rückspiegel mit seinen dunkelgrünen Augen an und zwinkerte mir spielerisch zu. Sie strahlten diese aufrichtige Freundlichkeit aus, die man sich bei jedem Menschen wünschen würde und ich war froh darüber, dass er sie mir vererbt hatte. Ich lächelte ihm zu und Dad richte seinen Blick zurück auf die Straße. Meine wenigen Freundinnen in der Highschool hatten immer für ihn geschwärmt, da er für sein Alter attraktiv war. Es war nicht gerade toll, zu hören, wie sie von ihm fantasierten, denn er ist schließlich mein Vater. Ich schauderte bei dem Gedanken und schüttelte mich kaum merklich.

»Beverly, du bist dir sicher, dass du das heute willst?«, fragte meine Mutter vom Beifahrersitz und drehte sich zu mir um.

Ihre aufwendig frisierten blonden Haare bewegten sich unter den Tonnen von Haarspray, die sie jeden Morgen verbrauchte, keinen Millimeter. Sie sah besorgt aus.

Ich nickte. »Ja, Mum. Ich war mir noch nie in meinem Leben so sicher wie heute.«

Die Antwort war für sie nicht die Richtige gewesen und säuerlich sie kräuselte ihre Lippen, wie sie es immer tat, wenn ihr etwas nicht passte. »Falls du es dir anders überlegst, kann dein Dad jederzeit wenden und wir fahren zurück nach Hause.«

Sie wollte von mir hören, dass ich keine Lust auf ein College hatte und lieber daheim bei meiner Familie bleiben wollte, das wusste ich. Zum Bedauern von Mum war ich aber froh, endlich aus meinem wohlbehüteten Leben ausbrechen zu können und selbstständig zu werden.

»Ich kann jederzeit dich und Dad besuchen kommen. Dornwood liegt doch nur zwei Stunden von Bangor entfernt«, sagte ich mit einem aufmunternden Lächeln.

Ich wusste, dass es nichts an ihrer Gemütsverfassung ändern würde.

»Aber muss es denn wirklich die Northern Maine University sein? Du hättest auf die University of Maine in Orono gehen können. Die liegt doch quasi nur einen Block weiter.«

Ich seufzte. »Du weißt doch, wieso ich nach Dornwood will.«

»Nur wegen diesem Professor Smith-Williams? Es gibt in Orono doch auch gute Professoren.« Meine Mutter sah Hilfe suchend zu Dad.

»Schatz, die NMU in Dornwood hat die beste Abteilung für Fotografie und Wirtschaftswissenschaften in ganz Maine und Vermont. Und hast du etwa vergessen, dass du gesagt hast, dass sie sich ein College in diesen Staaten aussuchen darf, damit du keinen Nervenzusammenbruch bekommst? Beverly ist ein Fan von Daniel Smith-Williams seit sie dreizehn Jahre alt ist. Kein Wunder also, dass sie nach Dornwood will, wenn ihr Idol dort unterrichtet.«

»Harold, warum musst du mir in den Rücken fallen? Du hättest ihr damals nicht diese Kamera schenken dürfen. Dann würde deine Tochter jetzt in unserem Unternehmen arbeiten und die Welt wäre in Ordnung.« Mum klang etwas zermürbt.

Ich lächelte ihr liebevoll zu. »Die Welt ist auch so in Ordnung. Ich studiere doch zusätzlich Wirtschaftswissenschaften. Sollte es mit der Fotografie also nicht klappen, kann ich immer noch in die Firma eintreten. Auch, wenn Bohrmaschinen nicht so meine Welt sind.«

»Diese Maschinen können interessant sein, wenn man sich mit ihnen auseinandersetzt.« Mein Vater lachte. »Aber ich gehe stark davon aus, dass du mit deinen Fotos erfolgreich sein wirst. Deine Bilder sind, rein objektiv betrachtet, toll. Und das sage ich nicht nur als dein Vater, sondern auch als Kenner.«

Trust Me - Beverly und TristonWhere stories live. Discover now