Kapitel 11

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,,Es tut mir so unfassbar leid'', fing sie an und mir war klar, dass das Gespräch so anfangen würde, denn es tut immer allen leid, wie es mir ging. 

,,Wieso hast du dich trotzdem dazu entschlossen, mit mir zu sprechen? Weiss Dad, dass du hier mit mir bist oder machst du es heimlich? Ist er immer noch so wütend wie am Anfang? Vermisst er mich?''

Ich sprudelte auf mich los und liess meine Mutter gar nicht zu Wort kommen. Sie legte ihre Hand auf meine und erst dann, hörte ich auf. Ihre Hand war so sanft und am liebsten, hätte ich sie nie wieder losgelassen, doch ich wusste, dass das nur ein Gespräch war, welches nicht so endete, dass ich wieder nach Hause kam. 

,,Dein Vater weiss nicht, dass ich hier bin und ja, du denkst genau richtig. Er ist immer noch enttäuscht von dir. Das ist das, was er mir gesagt hat, aber ich denke, er meint weniger enttäuscht von dir, denn das ist das komplett falsche Wort. Ich glaube, er denkt, es ist sein Fehler und versucht immer darüber nachzudenken, wie er dich erzogen hatte, ob dir etwas gefehlt hatte.''

Ich seufze und fahre mir über die Haare.

,,Das hat nichts mit der Erziehung zu tun. Kapiert ihr das einfach nicht?!'', sagte ich laut und meine Mutter sah sich um.

,,Ich weiss, doch rede bitte im anständigen Ton mit mir. Du wolltest wissen, was dein Vater von dir denkt und das habe ich dir nun gesagt. Was ist das Problem? Mir ist bewusst, dass die Erziehung keine Rolle spielt.''

,,Anständigem Ton? Soll also hier niemand wissen, dass ich schwul bin? Du schämst dich immer noch für mich.''

Meine Mutter schüttelte den Kopf und ich stand auf.

Sie wollte mich nicht nach Hause mitnehmen.

Sie wollte nicht, dass ich es wieder gut mit ihr hatte.

,,Ich gehe'', murmelte ich und meine Mutter schüttelte wieder den Kopf. 

,,Thomas, bitte bleibe sitzen. Ich will mit dir sprechend mit dir etwas planen, wegen deinem Vater.''

Genervt ging ich aus dem Restaurant und konnte nicht glauben, was meine Mutter sagte. 

Ich ging zu einem Park und setzte mich dort auf die Wiese. 

Die Sonne schien und ich legte mich hin. 

Langsam liess ich meine Gedanken in meinem Kopf herumschwirren. 

Alle hassten mich. 

Alle.  

Mein Handy vibrierte und ich sah auf das Display. 

Kleo. 

Ich sprang auf und nahm ab. Mindestens etwas im Leben, was sich nun wieder richten wird.

,,Kleo? Ich wollte mich entschuldigen, wie ich die letzten Woche war. Es tut mir leid, dass ich mich nie-''

Kleo stoppte mich und ich hielt inne. 

,,Thomas, wieso lässt du mich auch nicht etwas sagen? Ich bin ein wenig erkältet und kam nicht zur Schule. Ausserdem war mir die ganze Zeit so übel, dass ich mich übergeben musste. Kannst du dich nicht kurz mit mir treffen?'', fragte sie und ich wurde ganz aufgeregt.

,,Natürlich, wo auch immer du willst.''

Sie überlegte eine Weile.

,,Weisst du, als wir als Kinder immer Eis holten an diesem Stand?''

Ich gab ein zustimmendes Murmeln von mir und dann legte sie auf. 

Ganz aufgeregt ging ich zu dieser Stelle und wartete eine ganze Weile auf Kleo. Sie liess sich nicht blicken und ich wurde langsam ungeduldig. 

Ich nahm mein Handy hervor und wollte mich schon wieder melden, als ich jemanden hinter mir hörte.

,,Thomas?''

Es war nicht Kleo.

Es war nicht Dylan. 

Es war nicht meine Mutter.

Es war mein Vater...

Ich blieb eine ganze Weile mit dem rücken zu ihm gerichtet und wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Das Blut gefror mir in den Adern und ich fühlte mich wie eine Statue, die sich nie wieder bewegen wird, doch langsam aber sicher, musste ich irgendeine Bewegung machen, denn mein Vater stand hinter mir.

Der, der mich rausgeschmissen hatte.

Der, der mich so verabscheut hatte. 

Ich könnte Kleo in diesem Moment umbringen, dass sie mich in diese Lage gebracht hatte. 

Ich drehte mich langsam um. 

,,Dad?'', fragte ich und tat so, als würde ich meinen eigenen Vater nicht erkennen. 

,,Thomas'', sagte er wieder und dieses Mal sah ich sein Lächeln, welches er aufsetzte. 

Mein Vater lächelte mich an. 

Mich. 

Dann umarmte ich ihn und irgendwie liefen mir Tränen über meine Wange. Ich wollte nicht weinen, ich wollte nicht zeigen, dass ich schwach war. Doch ich hatte meinen Vater und meine Mutter so verdammt vermisst. 

Ich dankte nun Kleo auf eine Weise, dass sie das organisiert hatte oder das meine Mutter Kleo um Hilfe bat. 

Denn sie wusste, dass ich zu dieser Stelle kommen würde, wenn sie es wollte. 

Für Kleo würde ich Bäume ausreissen und das wusste sie. 

Wi standen eine ganze Weile da und als wir uns von der Umarmung lösten lud er mich nach Hause ein und ich nickte leicht. 

Ich war gespannt, ob sich etwas verändert hatte. 

In diesem ganzen Durcheinander war Dylan nicht einmal in meinen Gedanken...

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⏰ Last updated: May 13, 2018 ⏰

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Secrets (Dylmas FF)Where stories live. Discover now