Kapitel 1 ~ Mein Leben und meine Familie

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Ich lebte in einer sehr katholisch-geprägten Familie. Ansich war das für mich nicht so richtig schlimm. Ich war zwar nicht gläubig, aber man überlebte es. Es gab schon viele strenge Regeln, an die man sich zu halten hat, aber wenn man diese einhielt, war es eigentlich ganz angenehm. In meiner Kindheit machten mir diese Regeln überhaupt keine Probleme. Jeden Sonntag eine Stunde in der Kirche zu verbringen war zwar nicht unbedingt meine größte Leidenschaft, und immer diese ewig lange Fastenzeit im Februar war auch nicht so mein Ding, aber ich tat es für meine Familie. Je älter ich wurde, desto schwieriger war es, die Regeln einzuhalten. Mit 15 musste ich immer um Punkt Acht Uhr zu Hause sein. Alkohol erst ab 18, auch wenn er schon in Deutschland ab 16 legal war. Die Kirchenbesuche wurden für mich quälend langweilig und die Fastenzeit hielt ich eh nicht mehr ein. Meine Freunde musste ich vor meinen Eltern verstecken, weil sie nicht dem entsprachen, was sich diese vorstellten. Die meisten mochten es Feiern zu gehen. Das ein oder andere mal sich zu betrinken. Das was man halt mit 16 so macht.
Mich ausgeschlossen. Ich war eine brave Tochter, und hatte meine großen Geschwister als Vorbild. Schon früh wollte ich so sein wie Annabell. Sie bekam immer die Aufmerksamkeit unserer Mutter. Sie war der Stern in unseret Familie, sie hielt jede einzelne Regel ein. Selbst als sie für das Studium ausgezogen war, besuchte sie weiterhin jeden Sonntag den Gottesdienst und ging nie feiern. Dafür bewunderte ich sie auch, das ihr Leben so perfekt war, und sie alles bekam was sie sich wünschte.
Heimlich war sie der Liebling meine Eltern. Die perfekte Tochter eben.
Ich wurde als Schwarzes Schaf der Familie hingestellt. Sie meinten ich würde nichts auf die Reihe bringen und meine Eltern zeigten mir mehr als genug, wie enttäuscht sie über mich waren. Jedes mal verletzte es mich erneut. Ich tat alles, schrieb gute Noten, engagierte mich sozial, hielt mich eigentlich immer an die Regeln. Aber ich war nicht gut genug für sie.

Meine Familie und ich lebten in einem großen, schönen Haus in einem Vorort von Berlin. Zu meiner Familie gehörten meine beiden Eltern, Elisabeth und Andreas, und meine drei älteren Geschwister, Annabell, Nikolas , Hannah und ich, Louisa. Annabell und Nikolas sind schon ausgezogen und studieren. Hannah ist zwar schon mit ihrer Schule fertig, aber sie macht noch ein freiwilliges soziales Jahr, und kann noch zuhause wohnen. Ich gehe in die Abschlussklasse, auf ein Gymnasium in Berlin. Eigentlich tue ich mich nicht sehr schwer in der Schule, meine Noten sind alle im grünen Bereich. Aber natürlich nicht so wie bei Annabell. Annabell war wie gesagt, die Sonne in unserer Familie. Alle umkreisten sie, und vergötterten sie. Am allermeisten meine Eltern. Ich weiß noch ganz genau, wie meine Mutter vor zwei Jahren eine ganze Woche lang geheult hat, weil ihr "Baby" Annabell ausgezogen ist um Medizin zu Studieren. Und genauso eingebildet verhielt sie sich auch. Als wäre sie die Königin in unserer Familie, und alles was sie sagte, muss auch getan werden. Würde ich sie in drei positiven Eigenschaften beschreiben müssen, würde ich sagen, das sie strebsam, willenstark und selbstbewusst ist. Wenn ich drei negative Eigenschaften aufzählen müsste, wären es dieselben.

Nikolas , mein Bruder den alle eigentlich alle Nick nennen, ist der gefühlvolle, und verständisvolle in unserer Familie. Er ist auch der, der mir immer hilft wenn ich ein Problem habe und zu dem ich kommen kann, wenn ich mich schlecht fühle. Bei ihm war ich die jenige, die eine Woche weinte, weil mein Bruder zum Studieren weggezogen ist. Er studierte Jura in Hamburg, und ihm ging es dabei sehr gut. Sein Ziel ist es, als Richter zu arbeiten. Seit dem er weg ist, sehe ich hin nur sehr selten, und habe auch keinen mehr, bei dem ich mich ausheulen kann. Nur noch meine Beste Freundin steht mir dann zur Seite, wenn ich wegen meinen Eltern Stress habe. Meine Eltern mögen Nick, und unterstützen ihn auch, aber er ist nicht ihr Lieblingskind. Vorallem weil sich meine Mutter vier Mädchen gewünscht hat, mag sie ihn nicht so sehr.

Hannah ist die ruhige, stille in unserer Familie. Man bekommt nicht so viel von ihr mit, weil sie die meiste Zeit in ihrem Zimmer ist, und Bücher liest. Ihr Ziel ist es einmal, Journalistin für eine große Zeitung zu werden. Mein Vater unterstützt sie dabei sehr viel, weil er meint, die Richtung wäre total ihr Ding. Allgemein untersützt mein Vater Hannah, wo er nur kann. Es ist nicht zu übersehen dass er, wenn meine Mutter nicht wäre, Hannah immer und überall bevorzugen würde. Hannah hält sich stets an die strengen Regeln, hat nur einser, und macht alles, was meine Eltern von ihr Verlangen. Ich mag Hannah auch sehr. Zwar nicht so sehr wie Nick, aber sie war mitfühlend. Und auch dass reichte manchmal für mich.

Dann bin da noch ich. Die jüngste in der Familie. Das Schwarze Schaf. 17 Jahre alt. Ich bemühe mich, und tue alles, um meinen Eltern zu gefallen und ihnen alles Recht zu machen. Ich helfe immer im Haushalt, wo ich nur kann. Ich koche immer unser Abendessen. Ich wasche immer ab. Ich stelle meine Freizeit hinten an, nur um die Anerkennung meiner Eltern zu bekommen. Aber es reicht nicht. Nie.

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⏰ Last updated: May 29, 2018 ⏰

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