Abschied

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(V/N)

Es regnete in Strömen. Wieder einmal. Wie schon die letzten Tage. Dieser Herbst schien aus nichts anderem als Tod, zerstörte Träume und Schmerz zu bestehen. Ich beobachte die Tropfen, die die breiten Fenster hinabfließen und sich miteinander vereinen. Heute habe ich mich entschlossen in die große Bibliothek zu gehen um ungestört über alle Geschehnisse nachzudenken. Seit ich Levi das letzte Mal gesehen habe, sind schon wieder 2 Wochen vergangen. Ich habe versucht jede noch so kleine Chance zu ergreifen, um Ihn endlich aus diesem Loch namens Gefängnis zu holen. Doch ist bis jetzt alles gescheitert und langsam verliere auch ich die Hoffnung Ihn da jemals raus zu holen.

Sein leidendes Gesicht verfolgt mich jede Sekunde des Tages. Obwohl er niemals zugeben würde, dass es Ihm nicht gut geht – war es Ihm klar anzusehen. Doch das für mich schlimmste an der ganzen Sache war, dass ich an all dem hier schuld bin. Währe ich damals nur nicht zu dieser Mission angetreten, hätte ich Ihn niemals kennengelernt und ergo, wäre er niemals in dieser Situation gelandet.

„(N/N), sind Sie hier?" Ich schrecke auf, weil ich im Gedanken versunken war und mit keiner Störung gerechnet habe – besonders nicht um diese Uhrzeit. Das Abendessen ist schon lange vorbei, das Geschirr wurde auch weggeräumt und alle sollten sich bereits schlafen gelegt haben.

Ich schaue mich um und erblicken einen blonden Schopf, der immer näherkommt. „Ja, ich bin hier Kommandant."

Erwin schmunzelt leicht. „Gut das ich Sie gefunden habe. Heute kam ein dem Anschein nach wichtiger Brief für Sie an." Mit großen und präzisen Schritten näher er sich mir und reicht mir das verpackte Schreibstück. „Ich bedanke mich, Kommandant Smith."

Verwundert betrachte ich den Umschlag und ein schlechtes Gefühl macht sich in mir breit. Zunächst dachte ich es sei mal wieder eine Absage, die mit Levi zu tun hat. Doch war dieser Brief anders, das Siegel war anders. Besorgnis huscht mir über mein Gesicht und meine Finger beginnen sich zu verkrampfen, was auch dem blauäugigen Mann aufgefallen sein muss.  „Geht es Ihnen gut?

Hastig nicke ich, um Erwin zu beruhigen. Ich drehe den Brief, um das Siegel genauer zu betrachten. Doch fiel mir nicht ein, wo ich dieses schon Mal gesehen habe. Vorsichtig breche ich es auf und öffne den Umschlag. Ziehe den Brief hinaus und falte ihn vorsichtig auf.

Mein müder Blick liegt nun auf dem vor mir liegenden Brief. Ich beiße mir auf die Unterlippe und versuche mir meine nun im Augenwinkel ansammelnden Tränen zu verkneifen. Doch im selben Moment hole ich tief Luft und schaue zum Kommandanten auf, der mich bereits besorgt mustert.

„Kommandant Smith?" Schnell blinzle ich einige Tränen weg und lächle Ihn an.

Der Mann schien leicht verstört wegen meiner Reaktion und stellt sich nun direkt neben mich. „Geht es um Levi?" Seine Stimme war leise und vorsichtig, als wolle er mir nicht weh tun.

„Ich weiß, wie wir Ihn da rausbekommen." Die Augen des Kommandanten weiten sich um einige Millimeter. Vorsichtig legt er seine rechte Hand auf meine Schulter ab und nickt mir mit einem ehrlichen Lächeln zu. „Tatsächlich? Wie?"

Ich schaue ins Leere und versuche mein emotionales Chaos vor dem blondhaarigen zu verbergen. „Wissen Sie, jeder Mensch kommt an dem Punkt an, an dem er sich für sein Glück oder für das Glück eines anderen entscheiden muss." Innerlich hoffte ich, dass er nicht weiter nachfragen würde.

Der Kommandant entfernt sich einige Schritte, als würde er mir meinen Freiraum lassen wollen. Er lehnt sich gegen eins der Bücherregal, holt Luft um etwas zu sagen. Doch kam er nicht dazu da hinter uns Schritte zu hören sind, die Gesellschaft ankündigten.

„Erwin? Erwin, bist du hier?" Die Stimme war unverwechselbar und Hanji tänzelt aufgeregt um die Ecke. Der blonde Mann wendet seinen Blick von mir ab und schaut nun zu der braunhaarigen, die scheinbar gut gelaunt ist.

Kapitel 1. LevixReader ♥️ Gezeichnete der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt