Kapitel 20 | Eine überraschende Wendung

232 10 2
                                    

"Lasmich los ichkann allein' laufn..", schnaufend versuchte Gabriel Jax von sich zu drücken, doch dieser ließ nicht locker. Mit mit einem sarkastischen Gesichtsausdruck schaute er zu dem achtzehnjährigen hinunter und schüttelte den Kopf. 
"Ja, das glaubst aber auch nur du"
Die Anderen, die um Gabriel und Jax herum standen, lachten allesamt. Außer Tig, der sich so langsam wieder beruhigte und naserümpfend die Arme verschränkte. Dabei sah er ein bisschen so aus wie ein kleines Kind, das zu Weihnachten nicht alle Geschenke auf ein Mal auspacken durfte. 
Jax knurrte und warf dem Lockenkopf einen warnenden Blick zu, ehe sich Victoria an den Vize wandte.
"Hey Jax, vielleicht bringst du Gaby lieber ins Bett. Wenn er jetzt weiter trinkt endet das in einem Nervenzusammenbruch..."
Gabriel hatte sich wieder etwas unter Kontrolle und schwankte nur noch leicht, während Jax seinen Oberarm fest hielt, damit er nicht umkippte. 
Der Blonde musterte sein Anhängsel und nickte dann bedächtig. 
"Oh, ja. Ich hab seine Narben gesehen", bestätigte er mit gedämpfter Stimme.
Victoria lächelte aufmunternd. Immerhin kannte sie Gabriel am Besten und wusste, wann er sich selbst nicht mehr zurück halten konnte und alles aus dem Ruder lief. So konnte sie ihn ein wenig vor sich selbst beschützen.

Jax hob kurz die Hand und verabschiedete sich somit von Juice und Opie, wobei letzterer vermutlich auch bald die Party verlassen würde. Er und Victoria schienen sich wirklich gut zu verstehen. 

Sobald sie das Schlafzimmer betreten hatten, schienen Gabriels Beine die restliche Kraft auszugehen. 
Er spürte wie sie zu Pudding wurden und der Gedankenmatsch der auf ihn nieder prasselte seinen Kopf in ein Karussell verwandelte. 
Beim Hinsetzen verfehlte er beinahe die Matratze, fing sich aber nochmal und hatte dann Mühe, sich selbst die Schuhe auszuziehen. 
Jax beobachtete den Kleinen einen Moment und verdrehte dann leicht genervt die Augen. 
"Oh man. Du kennst dich mit Selbstgebranntem nicht so gut aus, hm?", kommentierte er das Elend, dass er da vor sich hatte. 
Doch irgendwie amüsierte es ihn auch ein wenig. 
Mit einem angedeuteten Kopfschütteln kniete er sich vor Gabriel und zog ihm die Stiefel aus, während dieser herzhaft gähnte. 
"Mhh... Jax... Warum hasdu son komischen Namen?", murmelte Gabriel, um einen seiner Gedanken los zu werden. Umso weniger sich davon in seinem Kopf tummelten, desto leichter wurde dieser. Und im Moment lag er wie eine Kugel Blei auf seinen Schultern. 
Der Blonde zuckte mit den Schultern, während er Gabriels zweiten Stiefel aufschnürte. 
"Keine Ahnung. Meine Mum hat mich Jackson genannt. Und irgendwann haben die Jungs mich Jax gerufen, das hat allen gefallen. Warum nennt man dich Gaby?", warf er den Ball wieder zurück. 
Gabriel blinzelte ein paar Mal und rieb sich die glühende Wange. 
"Hat meine Mum immer gesagt... Gabriel warihr zu förmlich"
Jax hob den Kopf, als er Gabriel von seinen Schuhen befreit hatte und hob die Augenbrauen. 
"...Den Rest musst du aber alleine machen."
Gabriel blinzelte ein wenig überfordert, nickte aber. 
So unkoordiniert wie ein Dreijähriger, versuchte er, seinen Netzpulli über den Kopf zu ziehen, während Jax sich nach einem Eimer umsah. Er kannte das Zeug, das Gabriel getrunken hatte. Der Whiskey den Opies Vater selbst brannte war wirklich ein Teufelszeug. 

"Magsdu Viccy wirklich...?", fragte Gabriel plötzlich, nachdem er endlich sein Oberteil ausgezogen hatte. Mit seinen großen, tiefschwarzen Augen schaute er Jax an. 
Er wirkte plötzlich nicht mehr ganz so betrunken.
Jax hielt kurz inne und dachte daran, was Ben, Victoria und seine Mutter heute zu ihm gesagt hatten. 
Ein wenig unsicher war er schon, was die ganze Situation anging. 
Konnte es denn sein, dass Gabriel sich auf so eine Art für ihn interessierte?
Und was war das für eine krasse Geschichte die seine Mutter ihm jahrelang vorenthalten hatte?
Jax hatte in den letzten Jahren nie darüber nachgedacht, denn schließlich gab es immer genug Frauen um ihn herum. Frauen die alles dafür tun würden, um mit jemandem wie ihm in der Kiste zu landen. 
"was frag ich eigentlich.." Gabriel legte den Kopf in den Nacken und wünschte sich inständig, dass dieses Karussell endlich aufhören würde, sich zu drehen. 
"Das war ja eindeutig..."
Er spürte eine unangenehme Hitze in sich. Leise brodelnd stieg sie ihm Zentimeter für Zentimeter aus dem Bauch in die Brust und breitete sich heiß-kalt kribbelnd in seinen Armen und Beinen aus. 
"Ich wärauch gern so."
Jax konnte sehen wie mühsam Gabriel den Kopf hob und ihn dann wieder direkt ansah. 

the Anarchy of the HeartWhere stories live. Discover now