The Jorvik Wilds | SSO FF

Prolog

Müde schlug das Mädchen ihre Augen auf. Der Wagen kippte hin und her, was wohl an dem steinigen Feldweg lag, den sie und ihre Familie gerade entlangfuhren. Calla hörte Zee schnauben und ihre gleichmäßiges Hufgetrappel.

So ließ es sich leben.

Calla hob vorsichtig die Plane des Wagens an. Sie sah direkt in das Gesicht von Xin, dem Narren. Er zog munter einen Handwagen hinter sich her und pfiff genauso glücklich, während er die Augen geschlossen hatte. Noch nie gab es einen Tag, an dem er nicht pfiff, da war sich Calla sicher.

"Hey, Xinni", lächelte Calla und Xin öffnete die Augen. Er ließ den Handkarren mit einer Hand los und machte seine typische Handbewegung: ein kurzer militärischer Gruß, wie Timotheus immer sagte.

Timotheus war der Messerwerfer, der im letzten Jahr mit seiner Frau Ana und seinen beiden Kindern dazukam. Anabeth war Tims Assisstentin, schon immer ließ sie sie sich gerne mit Messern bewerfen. Und Paula und Linus waren bekannt für ihre Akrobatik am Trapez und am Seil.

Calla bewunderte die vier. Sie selbst war nämlich meist nur für die Pflege der wenigen Tiere zuständig. Das waren Zee, ein Nordschwedisches Kaltblut, Kenan, ein Schimmelwallach, bei dem man nicht sagen konnte, welche Rasse er war, und Mikael und seine Partnerin Hanni, zwei Habichte.

Naja, der Zirkus hatte zwar nicht viele Tiere, dafür aber mehr Leute. Bis auf den Narren und die 'Wunderfamilie', wie sie öfters genannt wurde, gab es da noch den Feuerspucker Zack, die Tiertrainerin Angeline und natürlich Jackson und Vernon, die Clowns, Handwerker und Köche zugleich waren.

Doch der größte war immer noch Ydris.

Ydris war der Chef, auch, wenn er sich gerne wie ein kleines Kind benahm. Er war zugleich auch der Magier und immer der große Showdown. Die Leute liebten ihn, immer gab es laute Rufe, dass es eine Zugabe geben solle. Ydris liebte das, das wusste jeder. Schon immer stand er gerne im Mittelpunkt, vielleicht war das der Grund, weshalb er schon mit achtzehn sein Zuhause verließ, um im Zirkus zu arbeiten.

Calla lächelte und hörte Xins leisen Pfeifen zu. Manchmal trat er damit sogar auf. Er schnappte sich eines der Mikrofone, montierte es am Halter und fing an, zu pfeifen. Einfach eine Melodie, die ihm gerade durch den Kopf ging, denn immer war es eine andere.

Wahrscheinlich wäre Xin der neue Mozart, wäre er nicht Zirkusnarre geworden.

"Hallo, Leute, bitte anhalten!"

Ydris laute Stimme hallte über die Köpfe der anderen hinweg. Die Pferde hielten an, genauso wie die Leute. Gespannt sahen sie zu Ydris, der sich gerade auf dem Dach von Callas Wagen niederließ. Er lächelte.

"Seht euch mal diese Aussicht an! Ist das nicht ein Traum?"

Er zeigte auf das Meer. Dort sah man gerade die Sonne hinter einer Insel niedergehen.

"Also, Leute", rief Ydris und zog seinen Hut. "Willkommen in Silverglade!"