Kapitel 5

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Sicht Kedos

Ich keuchte auf und sah mich panisch um. "Bergi?", fragte ich fassungslos. Hatte ich mir die Stimme nur eingebildet? Wurde ich verrückt? Wundern würde es mich nicht... "Ich bin keine Einbildung", versicherte mir Herr Bergmann. Seine Stimme klang nach und hallte gespentisch. "B-bist du in meinem Kopf?", fragte ich mit bebender Stimme. Ich musste unbedingt einen Arzt aufsuchen. "Ja und nein... Zwar kannst nur du mich hören aber im Endeffekt bin ich frei...", antwortete er mir. "W-werde ich verrückt?", wollte ich weiter wissen. In mir wütete das Gefühlschaos. "Sind wir nicht alle in gewisser Weise verrückt?", wich Herr Bergmann meiner Frage aus. "Aber wieso höre ich dich dann, obwohl du tot bist!?" Wegen mir bist du gestorben, setzte ich ihn Gedanken hinzu. "Niemand ist wirklich tot. Es gibt andere Wege", erwiderte er. Ich war mit der Situation vollkommen überfordert. Herr Bergmann war tot, lebte aber irgendwie noch. "Du bist nur eine Stimme in meinem Kopf und nach einer Therapie wirst du für immer verschwunden sein", sprach ich zu mir selbst. "Ich bin nicht nur in deinem Kopf", meinte Herr Bergmann nur und im selben Augenblick fiel ein Buch vom Regal. "Glaubst du immer noch, ich wäre nur Einbildung?" Ich schluckte heftig. So viel Zufall kann es doch nicht geben?

Auf einmal fing ich an zu lächeln, als ich realisierte, dass ich doch nicht allein war. Herr Bergmann war noch da.

Doch das Blut gefror mir in den Adern, als ich das hörte, was Bergi als nächstes sagte: "Aber du musst jemanden für mich umbringen."

"Bist du vollkommen durchgeknallt?!", schrie ich ihn an. "Wer von uns redet hier mit der Stimme eines Toten?", antwortete Herr Bergmann kühl. Eigentlich hatte er ja recht. "A-aber wieso?", stotterte ich. Ich war immer noch total fassungslos. "Sagen wir...damit ich meine Verbindung zur physischen Welt aufrecht halten kann...muss man ein Opfer bringen...", erklärte er tonlos. "Herr Bergmann, du verlangst von mir, einen Menschen zu töten. Und außerdem, du bist nur in meinem Kopf. Du kannst mir gar nichts befehlen", sagte ich kühn und versuchte, selbstbewusst zu klingen, obwohl ich mich kein bisschen so fühlte. "Wie ich sehe, bin ich hier nicht erwünscht... dann verschwinde ich eben..." Nein. Alles nur das nicht. Nicht wieder diese Einsamkeit, die unendlich Stille um einen herum. "Nein, warte!", rief ich. Ich war selbst über meine nächsten Worte überrascht. "Was muss ich für das Ritual tun?"

Visionen - Ewiger Fluch [FreedomFF]Where stories live. Discover now