Kapitel 12

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"Was willst du?",brummte Sweet Pea, als ich klopfend vor seinem Trailer stand. "Wir müssen reden!",erklärte ich ihm knapp und zog an ihm vorbei in seinen Trailer. "Lass es. Es gibt nichts mehr zu reden",meinte er stur und stellte sich breit auf. Er musterte mich.
"Ich will das zwischen uns nicht aufgeben",sagte ich hoffnungsvoll. Es war mehr als zu erwarten, dass er mich zurückweisen würde, doch das war das Letzte, was ich ihm auf seinen Weg mitgeben wollte. "Zu spät",erwiderte er knapp. Ich drehte mich um, als wär das mein Stichwort gewesen. War es in gewisser Weise auch. Die paar Schritte lief ich zur Tür und wollte gerade hinausgehen, da hielt er mich auf.

"Anna",mehr brauchte es nicht, dass ich all meine Gedanken verwarf und mich hastig umdrehte.

"Warum?" Das ist es Sweet Pea. Solange fragte ich mich das schon. Warum. Ich hatte alles in meinem Leben kaputt gemacht, aufgebaut, zerstört. Ein einziges Schlachtfeld und ich selbst der Gegner. Ein einziges Wort warf mich dermaßen aus allen Bahnen, dass ich die Zahnräder in meinem Kopf rotieren hörte. Einfach, weil ich keine genaue Antwort darauf hatte. "Mein Verstand sagte mir, dass ich du es bist. Dass ich mein Leben mit dir verbringen sollte. Doch mein Herz hat sich dagegen entschieden. Tut mir leid."

Es hätte aus einem kitschigen Liebesfilm geklaut worden sein, doch es war real. So eine Scheiße hatte ich gerade gelabert, um Sweet Pea in geringen Leid zu tun. Das einzige, was ich erntete, waren dein-Ernst-Blicke. Verdient hatte ich das. "Wow. Welchem hässlichen Liebesfilm bist du denn entsprungen",kommentierte er gehässig, aber er lächelte. Vielleicht sollte es mich erniedrigen, doch ich redete mir ein, dass ich ein Funken Liebe sah. Je länger ich mir das einredete, desto eher glaubte ich dran. "Unserem Liebesfilm",betonte ich und ging auf ihn zu. Mein Herz hämmerte wie verrückt, so verrückt, wie es war, als ich die wenigen Meter zwischen uns zu verlürzen. Ich wollte ihm., Jetzt! An mehr konnte ich nicht denken. Er ging ebenfalls auf mich zu. Sein Kopf angelehnt an meinen. Ich bemerkte seinen schnellen Atem und hörte wie ihm sein Herz fast aus der Brust sprang, vielleicht war es auch meins.

"Das heißt nicht, dass ich dir verzeihe",meinte er und küsste mich stürmisch. "Das will ich auch nicht",entgegnete ich in einer Atempause.

Ich wachte auf in einem, mit schwarzer Bettwäsche bezogenem, Bett. Neben mir lag ein ganz besonderer Serpent. Mein Serpent. Wie sehr hatte ich das gebraucht, nachdem er von mir und Fangs erfahren hatte. Und doch fehlte mir eine gewisse Nähe zu Fangs. Eine Nähe, die er nie ersetzen könnte. Ich trieb ein abartiges Spiel. Eigentlich spielten die Gefühle mit mir. Ich konnte nicht kontrollieren, was ich wollte und mit wem ich es wollte. Es trieb mich in den Wahnsinn.
Ein Arm lag um meine Hüfte, den ich sanft streichelte und meinen Gedanken freien Lauf gab. Wieder wurde meine Entscheidung erneut aufgewühlt. Fangs oder Sweet Pea. Vor wenigen Stunden entschied ich mich für ihn und nun stand ich vor dem selben, nervenaufreibenden Rätsel. Ich konnte nicht mehr.

"Worüber denkst du nach",hörte ich eine Stimme neben mir flüstern. Schlagartig drehte ich mich um, als würden meine Gedanken dadurch die Spannung verlieren, doch sie blieben und benebelten mich. "Nichts Wichtiges",behauptete ich und küsste ihn zärtlich. Doch ich war schon viel zu lange mit ihm zusammen. Natürlich erkannte er die Lüge sofort und es war offensichtlich, worum es ging. "Fangs?",erwiderte er knapp und Enttäuschung machte sich breit. Er erhob sich blitzartig aus dem Bett, als wäre etwas hinter ihm her und zog sich die fehlende Kleidung über.

"Sweet Pea, es tut mir leid, ich liebe euch beide", versuchte ich ihn zu beruhigen, doch bei ihm funktionierte das nicht. Stattdessen kam er näher. Als ich einen Schmerz an meinem Kinn spürte, wusste ich, dass er mich zum ersten Mal geschlagen hatte. Und verdient, hatte ich das tatsächlich auch.

"Komm nicht damit an, Anna. Du bist erbärmlich!"

Seine letzten Worte. Dann verließ ich den unaufgeräumten Trailer. Wie, als wäre das ein One-Night-Stand und wir gingen für den Rest unseres Lebens getrennte Wege, doch dem war nicht so. Ich müsste ihn immer wieder sehen. Immer wieder würde ich daran erinnert werden, dass ich mein Leben nicht im Griff hatte.

"Oh Gott, Anna. Was willst du hier?",fragte Fangs mich wenig begeistert, als ich bei ihm vor der Tür stand. Es war, als ob ich von niemanden erwünscht war. Und das fühlte sich schrecklich an.

"Ich kann wieder gehen." Ich zeigte hinter mich und wendete mich zum Gehen an. Seine Hand ergriff mein Handgelenk und ließ mich erneut zu ihm umdrehen. Dann küsste er mich. Keinerlei Leidenschaft fühlte ich in dem Kuss und wartete auf das nächste Unglück. Ich verlor mich in seinen fließenden Bewegungen. Die Wärme verschwand. Er hatte sich plötzlich von mir gelöst.

"Ich muss mit dir reden",meinte er, spielte nervös an seinem Shirt und zog mich in sein Schlafzimmer. Er setzte sich aufs Bett und ich neben ihn. Verunsichert sah er mich an. "Ich...Tut mir leid." Seine Stimme brach ab. Einige Tränen flossen über seine Wangen auf die schwarzen Bezüge des Bettes. Der Blick, der eben noch mir galt, blieb nun standhaft an seinen zupfenden Händen haften.

"Ich steh eher auf Jungs",brachte er die schrecklichsten, die ich jemals hören sollte, zu Ausdruck. Seine Augenbrauen zogen sich krampfhaft nach oben und wieder sahen seine braunen Augen in meine. Seine Hände berührten in sanften Strichen meine Taille. Ich blieb starr sitzen, sagte kein Wort und wartete, dass dieser grausige Moment vorübergeht und der super tolle Regenbogen den Himmel zierte, als wär nie was passiert. Aber es zog sich hin wie Käse auf einer Pizza, der Fäden zog, die augenscheinlich nie endeten.

"Tut mir leid!"

"Ähm, klar, verstehe ich",sagte ich schnell und stand hastig auf, stolperte über eine herumliegende Vodkaflasche, mit der er wohl seine jetzige Aktion überstanden hatte. Er folgte mit seinen Augen jeder meiner Bewegung, bevor er selbst aufstand und versuchte, mich irgendwie in seine Arme zu kriegen. Letztendlich gab ich nach und ließ mich fallen. Seine Wärme umfloss mich. Seine großen Hände kreisten sanft auf meinem Rücken.

Nun wurde mir bewusst, dass ich das Wichtigste in meinem Leben verloren hatte.

Die Liebe meines Lebens...

Zwischen zwei Serpents [ABGESCHLOSSEN]Where stories live. Discover now