P A R T Z W E I

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Vorsichtig stellt sie den Bilderrahmen wieder an seinem Platz ab und erhebt sich mühevoll mit der Hilfe ihres Gehstocks. 

Beim Laufen schließt sie ihre Hand fest um den Griff des Gehstocks, sodass ihre Knochen bereits weiß hervortreten. 

Schon als sie die Tür nur einen spaltbreit geöffnet hat, kommt direkt eine kleine Gestalt stürmisch auf sie zugewuselt und schlingt ihre zierlichen Arme um sie um sie zu umarmen. Ihre kleine Enkelin blickt auf und strahlt sie freudig grinsend an. 

Vorsichtig kommen jetzt auch ihre Kinder zur Tür hinein getreten und rügen das kleine Mädchen. 

Voller Sorge fragt sie ihre Kinder nach ihrem Wohlergehen aus und bittet sie ordentlich zuzulangen. 

Es wird noch ein wunderschöner Abend, an den sich alle lange noch zurückerinnern werden. 

Der Abschied ist schwer und mit herzlichen, liebevollen Umarmungen gehen sie wieder. Die Autos brausen davon und sie winkt ihnen noch ein letztes Mal schwermütig hinterher. 

Eine Weile noch bleibt sie dort draußen stehen und betrachtet den wunderschönen klaren Himmel bedeckt voller Sterne. Die kahlen Bäume wenden sich unter der Kraft des Windes und der blutig leuchtende Sichelmond wirft sein Licht hinab auf die schlafende Welt. 

Langsam nach dem es immer kälter wird begibt sie sich nach drinnen. 

Als sie sich an diesem Abend auf ihrem Sessel vor dem Kamin niederlässt, spürt sie, dass etwas anders ist. Sie wirft einen Blick auf die Uhr, die stehen bleibt und ihr ist bewusst was als nächstes geschehen wird. Sie verspürt weder Trauer noch Angst. 

Mit einem glückseligen Lächeln sitzt sie dort und schließt behutsam ihre weisen Augen ein letztes Mal.    

Der Lauf der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt