Kapitel 31- Komplikationen

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Summer Cem, Bausa- Casanova

Ich scheine wie gebannt zu sein, als Mattis das Lied seines Opas spielt. Wie kann ein Lied so traurig sein, aber gleichzeitig trotzdem so fröhlich klingen? Seine tiefe und gefühlvolle Stimme erfüllt den Raum und bereitet mir eine Gänsehaut auf den Armen. Ich fühle mich geborgen. Begeistert applaudiere ich und ziehe ihn dann in eine feste Umarmung. "Das war großartig. Ich bin mir sicher, dass dein Opa stolz auf dich wäre, wenn er dich sehen könnte. Auch wenn du ihn jetzt nicht mehr in deine Arme schließen kannst, schaut er dir immer zu. Er beschützt dich und ist immer bei dir, egal was du tust.", flüstere ich ihm ins Ohr. Er erwidert die Umarmung und ein riesengroßes Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus. Es reicht fast bis zu seinen Augen und macht mich gleich noch glücklicher.

Wir halten uns eine ganze Weile in den Armen, bis ich plötzlich merke, wie sein Körper sich anspannt und sein Blick in eine andere Richtung fällt. Ich möchte mich umdrehen, doch Mattis hält mich auf, bevor ich mich umdrehen kann. "Am Besten schaust du da nicht hin. Ich möchte nicht riskieren, dass du wieder in ein Loch fällst. Der Abend lief so gut bis jetzt". Sofort läuft mir ein kalter Schauer auf den Rücken. Es ist so, als ob ich seine Anwesenheit förmlich spüren könnte ohn ihn zu sehen. Trotz dem brennenden Verlangen mich umzudrehen, halte ich mich zurück, denn ich weiß, dass Mattis recht hat. Der Schmerz wäre sofort wieder da und der Abend ruiniert. "Ich hätte mir denken können, dass er kommt, aber ich habe es einfach ausgeblendet. Das tut mir leid, Ariana. Ich wollte dir helfen ihn zu vergessen und jetzt ist er hier. Wirklich. Das wollte ich nicht", entschuldigt er sich bei mir mit einem reuevollen Blick. "Es ist nicht deine Schuld. Du kannst nicht immer an alles denken. Ich wäre ihm früher oder später sowieso begegnet, ich kann ihm nicht aus dem Weg gehen. Aber das ist jetzt egal, ich bin mit dir hier und ich möchte den Abend genießen.", beruhige ich sein schlechtes Gewissen.

"Hast du Lust zu tanzen?", fragt er mich. Er versucht die angespannte Situation zu lockern und da ich eine Ablenkung momentan mehr als nur gebrauchen kann, stimme ich zu. Er zieht mich weg von den vielen Menschen in unserer Umgebung. Dann platziert er vorsichtig seine Hände auf meiner Taille, ich lege meine Hände auf seinen Schultern und wir fangen langsam an, uns im Takt der Musik zu bewegen. Es fühlt sich irgendwie fremd und ungewohnt an, dass wir uns so nah sind, aber irgendwann überwinden wir diese unsichtbare Distanz und beginnen Spaß zu haben. Aus reiner Neugierde versuchen wir uns in vielen verschiedenen Drehungen. Es ist schön sich zu bewegen und wir fangen an, es zu genießen.

"Dürfte ich abklatschen?", hören wir dann plötzlich eine tiefe, raue Stimme hinter uns und ich brauche keine Sekunde, um zu realisieren, wer das ist. "Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist", entgegnet Mattis, doch ich zeige ihm durch meinen Blick, dass es schon okay ist, woraufhin er sich zögerlich löst. Mit den Worten "Ich bin ganz in der Nähe, falls du mich brauchst" lässt er mich mit Damon alleine. Unsicher blicke ich ihn an, als er mit wenigen Schritten vor mir steht, seine Hände dort platziert, wo Mattis Hände gerade noch lagen und darauf wartet, dass ich meine Hände auf seine Schultern lege. Nun, wo mir so richtig bewusst wird, worauf ich mich eingelassen habe, möchte ich plötzlich weg. Ich bereue meine Entscheidung, denn nun, wo wir uns wieder so nah sind und ich seinen Körper an meinem spüre, trifft mich der Schmerz mit voller Wucht. Ich möchte nur noch wissen, was er will. Er war derjenige, der Abstand brauchte, und jetzt kommt er mir wieder so nah und tut so, als wäre nie etwas gewesen.

Ich trete einen Schritt weg von ihm, fixiere ihn mit einem kalten Blick und verschränke meine Arme, als ich ihn ganz direkt frage: "Was willst du von mir?" Etwas Verletztes tritt in seine Augen, doch ich bereue meine direkte und kalte Art keinswegs. Immerhin war er derjenige, der mich sitzen gelassen hat. "Ariana, ich..", fängt Damon an und ich mustere ihn abwartend und erwartungsvoll, hoffend, dass er mir erklärt, was er fühlt, doch als er schweigt, wird mir klar, dass ich heute keine Antworten bekommen werde. "Willst du dich jetzt entschuldigen oder machen wir einfach so weiter, als wenn nie etwas passiert wäre? Kannst du mir erklären, was in dir vorgegangen ist? Ich würde dich gerne verstehen.", stelle ich ihn zur Rede, doch erwarte keine Erklärung mehr von ihm.

Als er wieder schweigt, versuche ich an ihm vorbei zu gehen, doch er hält mich am Handgelenk fest und zieht mich mit Kraft zurück, sodass ich fast gegen seinen muskulösen Oberkörper falle. "Nein, will ich nicht. Ich brauchte Zeit, um alles zu verarbeiten.", sagt Damon nun und es sind nicht die Worte, die ich mir so sehr erhofft hatte. "Ist das alles? Denn soll ich dir was sagen: Ich mag dich nicht. Du hast mich verletzt und stehst nicht zu deinen Gefühlen. Als es mir schlecht ging, warst du nicht da. Du hast doch gesehen, wie mich das alles mitgenommen hat und du hast trotzdem nichts gemacht.", teile ich aus. Ich lasse meiner Wut freien Lauf. "Ariana, es tut mir leid. Alte Gefühle sind in mir hochgekommen und ich hatte Angst dich zu verlieren. Das konnte ich dir so aber nicht sagen. Es tut mir wirklich leid. Du bist das erste Mädchen, mit dem ich es wirklich probieren möchte."

Es ist die Erklärung, die ich hören wollte. Mir fehlen die Worte, mein Atem wird ungleichmäßig. Plötzlich sehnt sich jede Zelle meines Körpers nach ihm. Ihm scheint es ähnlich zu gehen, denn er kommt mir immer näher, bis kein Platz mehr zwischen uns ist. Unsere Lippen sind nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, ich möchte ihn küssen. Mein scheiß Herz. Da habe ich gerade gelernt ihn zu hassen und jetzt möchte ich nichts lieber als ihn wieder zu spüren. Ich liebe ihn noch und ich möchte, dass es wieder so wird wie früher. "Was kann ich tun, damit du mir verzeihst?", spricht Damon nun endlich die Frage aus, auf die ich so lange gewartet habe. "Indem du bei mir bleibst und ehrlich zu mir bist.", antworte ich. "Das werde ich machen, Ariana. Ich gebe uns nicht auf.", flüstert er fast schon, während ich in seinen dunklen Augen versinke. Wie sehr ich ihn vermisst habe.



The Glimmer Of Hope | ✓Where stories live. Discover now