♥ 12. Kapitel

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Genervt verdrehte ich die Augen. Fragte mich aber gleichzeitig, wer so stur wäre, um die Klingel jede Sekunde zu drücken. Ty konnte es nicht sein. Und sonst kannte ich niemanden, der das machen würde. Ty machte es nur, weil ich ihm wirklich wichtig war und er wollte, dass ich endlich raus kam und mit ihm sprach. Doch es konnte nicht Ty sein. Niemals. Das Training hatte zwar immer wieder kleine Pausen, aber er hätte dennoch keine Zeit, um zu mir zu kommen. Und außerdem würde er das nach meiner Bitte niemals tun. Verbissen versuchte ich die Tatsache zu ignorieren. Versuchte das Schrillen in meinen Ohren nicht zu beachten, doch ich scheiterte bei jedem Versuch aufs Neue. Schließlich gab ich es auf, in dem ich die Finger von den Tasten nahm, den Stuhl nach hinten rollte und schwungvoll aufstand. Das Klingeln sorgte dafür, dass sich meine schlechte Laune nur noch mehr steigerte. In mir wurde das Bedürfnis erweckt, auf etwas einzuschlagen und zu schreien. Ich wollte mein Ruhe. Ich wollte niemanden sehen. Das war nicht der Plan gewesen, als ich von der Schule geflüchtet war. Und der Postbote oder so würde niemals so lange klingeln. Es könnte also entweder ein Idiot sein oder jemand, den ich kannte. Für einen Moment fragte ich mich, ob Maverick wohl vor der Tür stand, doch diesen Gedanken verwarf ich schnell wieder. Ich war ihm nicht wichtig. Das hatte er mir bewiesen. Also fiel er schon mal weg. Und dennoch fragte ich mich, wer es sonst sein konnte. Tief seufzte ich, während ich die Treppen nach unten lief, während das Klingeln immer lauter wurde. Ich war mir sicher, dass, wenn die Person so weiter machen würde, die Nachbarn die Polizei rufen würden. Und das wollte ich beim besten Willen nicht. Nicht mal für irgendwen. Und nicht, wenn meine Eltern davon erfahren würden.

Also beeilte ich mich, nach unten zu kommen. Meine Schritte wurden schneller, während die Wut in meinen Adern kochte. Mal wieder. Es fühlte sich an, als würde ich jeden Moment überkochen. Heute war es einfach zu viel. Ich wollte meine Ruhe. Schreiben. Lesen. Egal was. Aber keine Gesellschaft. Ich brauchte Zeit um mich darauf vorzubereiten, dass mein Vater bald kommen würde. Denn vor ihm konnte ich kaum Geheimnisse hüten, außer ich würde eine Ausrede finden, wieso ich in meinem Zimmer bleiben musste. Aber das würde er mir vermutlich auch nicht glauben, weswegen ich jetzt dann einfach runter kommen musste, um das alles zu verarbeiten. Mit einem Schwung riss ich die Tür auf, als ich unten ankam. »Was zum Teu-«, stieß ich aus, doch hielt mitten in der Bewegung inne, als ich in zwei grüne Augen blickte, die mich voller Sorge musterten. Aber auch von Entschlossenheit. Mein Herz machte einen Satz und setzte aus, nur um kurz darauf wie wild in meinem Brustkorb zu pochen. Wie ein Vogel, der jeden Moment in die Freiheit wollte. Tief holte ich Luft und krallte meine Hand um die Türklinke, um Halt zu finden. Was gar nicht so einfach war, wenn er mich so intensiv aus seinen grünen Augen ansah, die so tief waren, dass ich mich darin beinahe verlieren hätte können. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, als ich spürte, wie meine Beine langsam immer weicher wurden. Verbissen zwang ich mich dazu, den Blick von seinen Augen zu nehmen. »Was willst du hier, Maverick?«, fragte ich kühl. So kühl hatte ich meine Stimme noch nie gehört und es machte mir Angst. Denn es war kein gutes Zeichen. Wenn ich so kühl sprach, bedeutete das, dass ich verletzt und enttäuscht zugleich war und dann konnte man mit mir kaum reden.

»Mit dir reden, Rojo«, sagte er leise. Als ich meinen Spitznamen hörte, zuckte ich etwas zusammen. Alle Muskeln in mir spannten sich an. Als er dann noch einen Schritt auf mich zutrat, wich ich instinktiv zurück. Für einen Moment flammte Schmerz in seinen Augen auf, doch dann war der Schmerz wieder weg. »Ich möchte aber nicht mir dir reden, Maverick.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Ein Zeichen, dass ich ihn ausschloss und mich einschloss. Seine Augen verfolgten meine Bewegung und dann sah er wieder in meine Augen. Mir wurde heiß und ich konnte nichts dagegen tun, dass mir heiß wurde. Innerlich verfluchte ich ihn dafür, dass er noch immer diese Macht über mich hatte. Tief holte ich Luft und sah ihn an. Wartete auf seine Antwort. »Aber ich finde, dass wir darüber reden sollten«, sagte er dann voller Ernst. Wut kochte wieder in mir auf und diesmal spürte ich, wie ich sie nicht länger zurückhalten konnte. Alles in mir schrie danach, ihm die Meinung zu sagen, was ich dann auch tat. All meine Wut wollte mir entweichen. »Hör mir mal genau zu, Maverick! Ich wollte immer darüber reden! Aber du wolltest nicht! Du hast mich von dir gestoßen. Durch deine Sturheit! Und jetzt denkst du, du kannst einfach vor meine Türe stehen und mit mir darüber reden?! Ist das dein Ernst? Nachdem, was du heute abgezogen hast? Nachdem, was du von mir denkst? Nein danke, ich möchte nicht mehr mit dir darüber reden!« Meine Stimme bebte. Tränen der Wut brannten in meinen Augen. Alles in mir kochte. Diese unsagbare Wut wurde mit keiner Minute besser. Stattdessen schien es schlimmer zu werden. Mein Herz zog sich zusammen und das immer und immer wieder.

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