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Es ist mitten in der Nacht. Mal wieder schreit mein besoffener Vater rum. Warum kann er das eigentlich nicht tagsüber? Wieso immer nachts? Ich komme kaum noch zum Schlafen. Ich suche nach Jobs und Wohnungen aber es zieht sich. Ich will hier nurnoch weg. Mein Vater ist sowieso nicht dran interessiert dass er mich mit seinem Verhalten und seiner Alkoholsucht beeinflusst. Und so schmiedete ich einen Plan. Ich packte eine große Tasche mit den wichtigsten Sachen und bekam ein kleines Einzimmerapartement bei einem betreuten Wohnen Projekt. Nach einer Woche, als mein Vater sich, wie nur selten, aus dem Haus bewegte, ergriff ich die Chance und haute ab. Erstmal einfach weg. Sobald er merkt, dass ich weg bin, wird er mich anrufen und mir Vorwürfe machen, wie immer. Ich wollte die Tasche loswerden also lief ich zu meinem Apartement.

Nach einem kurzen Gespräch mit meiner Betreuerin, der ich meine Situation bis ins kleinste Detail erklärte, ging ich wieder raus. Es war Winter und der Schnee übertrieb dieses Jahr mal so richtig. Gegenüber von dem Wohnhaus war ein kleiner Wald. Ich ging also spazieren und merkte wie ich leichter atmete und wie frei ich mich fühlte. Irgendwo ließ ich mich in den Schnee fallen und machte einen Schneeengel. Kurz schloss ich die Augen. Als ich sie wieder öffnete stand ein Pitbull über mir . "Oh."brachte ich raus. So von unten sieht der ja mal null gefährlich aus. Und wie er seinen Kopf zur Seite dreht.. süß. Ich setzte mich auf. "Na du? Du bist aber ein Hübscher.. braver Hund.."sagte ich während ich ihn kraulte. "Mensch Tuco.. du sollst doch nicht immer junge Mädchen erschrecken."kam ein Mann auf uns zu, ich sah die Tattoos am Hals und er war mir irgendwie sofort sympathisch. "Alles gut, er hat mich garnicht erschreckt."sagte ich nur. "Dann sitzt du freiwillig im Schnee?"fragte er. "Jap.."sagte ich während Tuco sich demonstrativ neben mich legte. "Er scheint dich zu mögen."sagte er. "Vielleicht kann ich ja mal mit ihm Gassi gehen? .. Das Geld könnte ich jedenfalls gebrauchen.."sagte ich. "Tuco ist schwer zu händeln und ich brauche die Spaziergänge als Ausgleich.. aber wenn du dich für Tiere interessierst, es gibt hier ein Tierheim, die freuen sich immer über Hilfe und Zahlen sicherlich auch."erzählte der Mann. "Ok, danke für die Info, wie komme ich da von hier aus hin?"fragte ich. Er fing an zu erklären brach aber irgendwann ab. "Weißt du was? Ich bring dich einfach schnell."sagte er. "Quatsch, ich find das schon."sagte ich. "Doch doch ich will ja nicht dass du dich wegen mir verläufst."sagte er und so gingen wir los.

"Wie heißt du eigentlich?"fragte er irgendwann. "Cia, und sie?" "Maximilian, du kannst mich aber Max nennen.. und bitte siez mich nicht."grinste er. Ich lächelte zurück. Er schien zum ersten Mal mein komplettes Gesicht zu sehen denn der blaue Fleck an meiner Schläfe hatte seine volle Aufmerksamkeit. "Was hast du gemacht? Oder sollte ich fragen, wer hat das gemacht?"fragte er und sah mich ernst an. "Das ist das Resultat aus einem noch harmlosen Ausbruch von meinem Alkoholiker-Vater."sagte ich und schaute weg. "Lebst du bei ihm?"fragte Max. "Nicht mehr, bin vor zwei Stunden abgehauen.. er hat wahrscheinlich noch nicht mal gemerkt, dass ich weg bin."erklärte ich. "Und wo willst du jetzt hin? Ich meine, auf der Straße erfrierst du doch heute Nacht." "Ich habe ein Apartment zum betreuten Wohnen gekriegt."erzählte ich. "Gut.. du bist selbstständig, dass wird dir helfen wenn du alleine bist."sagte er. Ich sagte nichts dazu. "Hast du Angst? Dass dein Vater dir trotzdem wieder was tut?"fragte er irgendwann. Ich war kurz still. Dann nickte ich und sagte:"Ja, verdammt große Angst sogar.. wenn er rausfindet wo ich bin... ich weiß nicht, ich habe einfach ein mulmiges Gefühl dabei."
"Weißt du was? Ich geb dir meine Nummer. Ich weiß du kennst mich nicht und ich dich genauso wenig, vielleicht haben wir die ganze Zeit beide gelogen.. aber wenn du Hilfe brauchst.. dann ruf mich an."sagte er während er mir sein Handy mit seiner Nummer auf dem Display hinhielt. Ich holte mein Handy raus und tippte die Nummer ab. Ich vertraute ihm irgendwie.. außerdem mag ich Tuco.

"So, da wären wir."sagte Max als wir vor dem Tierheim standen. Genau jetzt rief mein Vater an. Ich sah auf den Bildschirm und mir wurde schlecht. "Geh schon ran.. er kann schließlich nicht durch das Telefon schlagen."sagte Max. Ich stellte auf Lautsprecher und nahm den Anruf an.
"Hallo?"sagte ich.
"Wo zur Hölle bist du?"
"Weg..."war das einzige was ich sagen konnte. Ich bemerkte wie Tuco an meine Hand stupste und streichelte ihm die Schnauze.
"Was? Wie weg? Du kommst sofort nach Hause und machst mir was zu essen!"
Max drehte sich kopfschüttelnd weg.
"Nein, das werde ich nicht! Du brauchst Hilfe Papa! Du bist krank!"
"Fängst du jetzt auch noch an wie deine Mutter? Natürlich.. ich bin alles Schuld..."
"Halt Mama da raus! Es geht nicht um Schuld Papa, es geht darum, dass ich verdammt nochmal Angst vor dir habe, dass ich die letzten Monate kaum geschlafen habe wegen deinem Geschrei nachts! Dass ich mich bei dir einfach nicht mehr sicher gefühlt habe.. bevor du nicht verstehst dass du Hilfe brauchst will ich nichts mehr von dir wissen. Krieg dein Scheiß Leben auf die Reihe! Und tu es für dich.. für mich musst du das nicht mehr tun."sagte ich und legte einfach auf. Ich holte ein paar Mal tief Luft. Dann brach ich in Tränen aus. "Hey.. soll ich dich zu deiner Mutter bringen?"fragte er und legte seine Hand auf meine Schulter. "Das wird schwer."schniefte ich. "Wieso?"fragte er. "Weil sie tot ist.. seit nem Jahr, wegen Krebs.."heulte ich weiter. Und jetzt nahm er mich in den Arm. "Ich hab aus der Familie niemanden mehr.. und Freunde hab ich auch nicht.. ich war immer eher eine Einzelgängerin aber jetzt gerade.. jetzt könnte ich Freunde gut gebrauchen..."weinte ich. "Schsch.. alles wird gut, du hast jetzt mich und Tuco. Du bist nicht alleine."sagte er und es tat gut das zu hören.

......
Hier ist der erste Teil dieser FF, ich hoffe es gefällt euch 😊
Lasst mir gerne Feedback da ❤️

Ausreißer {Kontra K FF} Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt