Kapitel 1 - Ein Schwabe mit Tiefgang

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Mein Name ist Helmuth, Helmuth Schreiber. Geboren und aufgezogen wurde ich im schönen Kessel als Kind des gemütlichen Stadtteils Luginsland.

„Ein absolutes Oma-Kaff!" möchte so manch böse Zunge behaupten, und dem widerspreche ich auch nicht. Doch gerade der behäbige, gelassene Lebensstil, den wir Schwaben hier zu pflegen verstehen, ist es durchaus wert, näher betrachtet zu werden.

Schon meine Eltern Margarethe und Klaus-Helmuth (ab hier Gretel und Klausi genannt) gewöhnten mir einen geregelten Tagesablauf an. Das unter uns Luginsländern bekannte Achte-Zwölfe-Sechse-Prinzip stammt aus unserem Hause! Wie der aufmerksame Leser vielleicht schon vermutet, handelt es sich hierbei um eine Vorgabe für Essenszeiten, deren strikte Einhaltung für einen gesunden Stoffwechsel absolut unabdinglich ist.

Nun hätten wir das grobe „Wer" wohl geklärt. Die viel bedeutendere Frage aber, und da wird mir der ein oder andere altehrwürdige Philosoph sicher zustimmen, ist das „Warum?" Warum bin ich, so wie ich bin? Warum hat der liebe Gott mich auf die Welt gesetzt? Warum hat mich Regina so sang- und klanglos verlassen?

Um die Engländer zu zitieren - „everything happens for a reason", was so viel bedeutet wie „Alles passiert aus einem guten Grund". Auch wenn das manchmal schwer zu fassen sein mag. Als ich sechs Jahre alt war, schlug ich mir mein Bein an der alten Steinmauer auf, die unser Haus umzäunte. Das Gebrüll und der Schmerz waren groß. Als ich älter wurde realisierte ich jedoch, dass man lernen musste, im Leben mit diesen Unannehmlichkeiten umzugehen.

Auch als meine Ehe mit meiner damaligen Gattin Regina in die Brüche ging, spürte ich einen unbeschreiblichen Schmerz, der für immer eine Wunde in meinem Herzen hinterließ. Auch eine innige Hassliebe kann wehtun. Doch bald würde eine weitere Frau in mein Leben treten. Meine liebe Hannelore, womöglich die Einzige, die das Loch in meiner geschundenen Seele mit ihrer aufrichtigen Liebe zu füllen vermochte.

Alles was mir von meiner geschiedenen Frau geblieben ist, sind ihre Gartenhütte und unsere gemeinsamen Kinder, Christina und David. Ein wirklich gelungener Nachwuchs, auch wenn ich in den meisten Dingen wahrscheinlich nicht mehr so mit der Jugend gehe.

Christina ist eine wirklich ambitionierte, fesche junge Dame geworden. Sie studiert irgendetwas, einen „Bachelor", sagt sie. Zuhause wohnt sie schon lange nicht mehr. Die einzige Frage, die sich mir als sorgender Vater so aufwirft ist, wann sie denn nun den Bund der Ehe mit einem forschen jungen Mann eingehen wird. Sie ist immerzu mit diesem einen Mädchen unterwegs, aber ich frage mich, wann kommt endlich die große Liebe?

Doch dann ermahne ich mich, „Gemach, Gemach", denke ich mir. War ich denn damals zielstrebiger? Ein kopfloser Jungspund, mehr nicht. Und ganz sicher kein Charmeur.

Der David, unser Nesthäkchen, kommt mit seinen 15 Jahren schon ganz nach dem Papa. Und das nur im positiven Sinne. Ich kann spüren, dass er sein Herz am rechten Fleck hat. Er ist viel mit seinen Freunden unterwegs, sie spielen „Fortnite" zusammen oder „Minecraft" (ich habe ihn gefragt, wie man das schreibt, ich hoffe, es stimmt so). So wie wir früher tagelang Räuber und Gendarme gespielt haben, das waren noch Zeiten.

Oft vergräbt er sich aber auch in seinem Zimmer, da darf man ihn dann auch nicht stören.„Online-Spiele kann man nicht pausieren!", ruft er immer. Was das heißen soll, ist mir ein Rätsel, aber nach fünf Minuten gebe ich das Klopfen an seiner Tür dann meistens auf. Man muss sich eben anpassen.

So geht das im Leben. Die einen kommen, die anderen gehen. Was bleibt, sind nur die Erinnerungen und ein leichtes Schmunzeln, das sich beim Schwelgen in den alten Geschichten um die Lippen legt. In den folgenden Kapiteln möchte ich auf verschiedene Bereiche meines Lebens eingehen, seien es mir nah stehende Personen, prägende Geschehnisse, Liebe und Zerwürfnis, Vertrauen und Verrat.

Wer ist bereit für einen guten Schwank?

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⏰ Last updated: Sep 04, 2018 ⏰

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Das Leben, Regina und ichWhere stories live. Discover now