Prolog

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Draußen singen Vögel ihr Lied und Katzen stromern durch den großen Garten, der das Haus umgibt. Das Zimmer ist hell erleuchtet von Sonnenstrahlen, die hereinfallen. Ein Strahl spiegelt sich in ihrer Haarspange und die kleinen Steinchen glitzern und funkeln. Es ist still. Nicht mal ein Atemzug ist zu hören, nur das Zwitschern der Vögel auf den Bäumen. Er sitzt auf seinem Bett. Die Decke unter ihm ist ganz zerknittert. Seine schulterlangen blonden Haare wippen in der Frühlingsbrise, die durch das Fenster hereinweht. Sein Blick ist auf den Boden gerichtet. Scheint, als würde er jede einzelne Faser des Teppichs genauestens inspizieren. Die blassen furchteinflößenden Hände liegen ruhig in seinem Schoß. Dann hebt er seinen Kopf und die grauen Augen unter den blonden Brauen treffen auf ihren Blick. Ihr Herz beginnt zu rasen und ihr Atem beschleunigt sich. Seine Mundwinkel zucken unter dem versuchten Lächeln, als er seine Hand ausstreckt und auf ihren Oberschenkel legt. Trotz der Wärme, die von ihm ausgeht, verstreut seine Hand ein Gefühl der Panik, der Angst, berührt zu werden. Ihr Gesicht erstarrt, verliert jegliche Farbe. Das Funkeln ihrer Augen erlischt unter den aufsteigenden Tränen. Es ist falsch.


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Bevor es begann, wusste sie, es würde geschehen. Sie spürte es tief in ihr drin, dort, wo Augen niemals hinsehen konnten. Tiefer als dort, wo die Liebe ihren Platz hatte. Tiefer als dort, wo Tränen nicht weinen konnten. Aber sie tat nichts dagegen. Sie ließ es geschehen, obwohl sie sich vielleicht hätte wehren können.



Dort, wo Tränen nicht mehr weinen können.Where stories live. Discover now