Kapitel 10: Exousia

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Schweres Metall, eine sanfte Berührung und ein gequältes Zischen. Heiß, die Fingerkuppen glatt verbrannt. Ein seltsames Gefühl, ein Mix, nicht zuzuordnen. Freude, Neugier, etwas mulmiges. ,,Angst ?,, ein missmutiger Blick von ihr. ,,Exousia, Power ... Was erwartet mich hinter dieser Tür?,, die Gedanken spielten verrückt. Einen schlechteren Zeitpunkt dafür gab es nicht. Da musste er nun durch. Seine Instinkte würden ihm helfen.

,,Da wollen wir mal,, meinte es und atmete tief durch. Seine Begleiter entriegelten die Tür. Ein Zahlencode, ein Schloss, ein Fingerabdruckscanner und das gleiche fürs Auge, gab es zu bewältigen, erst dann ließ sich ein Blick in den seltsam beleuchteten Raum werfen. Eine gewaltige Hitzewelle schlug ihnen entgegen. Überrascht keuchte Nou auf, welche die Temperatur bereits als schmerzhaft empfand. ,,Sensibelchen,, murmelte Chase mitfühlend, ehe er den Jungen herunter ließ und ihn in seinen Mantel packte. Toka war verwirrt bei diesem Anblick, sagte jedoch nichts und half dem Experiment mit in den Raum zu gelangen. Chase ging vor. Leicht keuchte er bereits und pirschte sich nur langsam hinein. Er konnte nicht einmal zuordnen, ob der Raum nun wirklich dunkel war, oder ob das lila Leuchten aus dem Zentrum nicht genug tuend war. Vor ihm stand an Mädchen, vielleicht 15 wenn es hoch kam. Die Arme vom Körper zu den Wänden gestreckt durch die schweren Ketten um ihren Gelenken. Die Hände sind in dicken Metallblöcken verschwunden, aber man sieht, dass unter dem Stoff etwas intensiv leuchtet. Ihre Füße sind im Boden fixiert, auf welchem sie steht. Wie ein kleines Podest. Um ihren Hals hängt ein Halsband, ihre Augen sind verbunden, aber sie hat sehr wohl die Pressens der anderen wahrgenommen. Über ihre Haut zeichnet sich ein Muster, wie bei einem Labyrinth und jede dieser Linien glüht in ihrem Farbton. ,,So erzieht ihr also Kinder, ja ?,, spottete Chase etwas, ehe er näher an das Mädchen heran trat und sich einfach vor sie setzte, auf die Kante der Stufe. ,,Guten Morgen,, grüßte er sie und bekam ein knurren zurück. ,,Lasst mich in Ruhe !!,, schrie sie wutentbrannt, wobei aus den Ritzen auf ihrer Haut kleine Flammen drangen. Chase zuckte zusammen, fiel glatt von der Erhöhung und rutschte von ihr weg. ,,Wow ... okay, das läuft doch etwas anders, als bei Toka und Nou ab. Denk nach Holfender, Kreativität ist dein 2 Vorname,, begann er den stummen Monolog und stand auf. ,,Du bekommst deine Ruhe, wenn ... ,, ließ er sie warten, bis sie selbst danach fragte. ,,Wenn?,, ihre Stimme war noch gereizt, aber sie schrie nicht, war deutlich gelassener, interessierter. ,,wenn, du ... mir in die Augen siehst und mich ehrlich anlächelst,, beendete er den Satz. Die blond Haarige hatte mit vielem gerechnet. Damit ihre Kräfte zu präsentieren, irgendeine Aufgabe zu erfüllen, um die Stromversorgung der Stadt zu verbessern. Etwas zu tun, welches einen Nutzen für ihr Gegenüber hatte. Was hatten sie davon, wenn sie lächelte ? ,,Sag wie heißt du? Ich bin Chase Holfender,, fragte der Blonde in harschem Schritt ihr entgegen. Ein leises Murren, verwirrt, unsicher, aber eindeutig sauer. ,,Mit Wut andere Emotionen zu überspielen macht das, was du verstecken willst nur noch deutlicher ... ,, der Erfinder blieb dicht vor ihr stehen. Er musste sich zusammen nehmen, um der unerträglichen Hitze stand zu halten. Seine verbrannten Finger griffen an ihren Hinterkopf, tasteten nach dem Knoten, damit er ihr ermöglichen konnte wieder zu sehen. Sobald er den robusten Stoff auf seine achtlose Art weg warf, blickte er in ihre glühenden Augen, welche ihn voller Zorn und Unsicherheit an funkelten. Ihr Atem war etwas ungleichmäßig. Verständlich, dass sie Angst hatte. Was sonst ? Ihr Leben schien bis zu diesem Tag nur aus Qualen zu bestehen, so ramponiert wie sie aus sah. Selbst wenn dieses Muster auf ihrer Haut nicht Schmerzen erzeugend zu wirken schien, so sah man doch einige Narben. Sie waren tief, etwas verblasst, also schon Jahre alt, aber immer noch stark sichtbar. ,,Was haben die nur mit dir gemacht ? ... ,, bedauerte Chase etwas bedrückt, als ihm aufgefallen war, wie ihr Körper zugerichtet war. Das fettige, lange Haar hing in ihrem Gesicht, ein einfacher Mittelscheitel. Nichts bemerkenswertes. Man kümmerte sich nicht im geringsten um die Kinder hier. Sie sahen doch alle gleich aus hier, wenn man die außergewöhnlichen Augenfarben außer Acht ließ. Dreckig, vernarbt, verletzt, geistig am Ende. Jeder hatte diesen besonderen Ausdruck in sich. Jeder von ihnen hatte eine Geschichte zu erzählen, über unendliche Qualen, verlorene Hoffnung, Verzweiflung und Angst. Gezeichnet vom Leben, ausnahmslos. ,,Also ?,, löste er die Starre auf in welcher sie gefangen waren und einfach nur dem jeweils anderen in die Augen sahen. Ihr schien etwas aufgefallen zu sein. Man sah ihr an, dass sie etwas faszinierendes entdeckt hatte, jedoch nicht wusste, wie es diesen Eindruck zu verarbeiten galt. Als Chase seine Stimme erhob, konnte sie gar nicht darauf reagieren. ,,Hm?,, kam es bloß. ,,Wie heißt du denn jetzt ?,, klärte er die nicht gestellte Frage auf. Stur sah sie einfach zur Seite. ,,Das ist Projekt Exousia,, gab Lyra die Antwort, wofür sie an geknurrt wurde : ,,Ist mir doch egal, wie ihr sie nennt. Sie weiß selbst am besten, wie ich sie nennen soll!,, . Überrascht blinzelte die 15 Jährige ihn an. ,,Also wie soll ich dich nennen ? ... ,, es kam keine Antwort, bloß ein Schulterzucken und ein missmutiger Blick ,,Weißt du, ich kann dir auch gerne einen Spitznamen geben. Der Junge heißt jetzt Nou und das Mädchen heißt Toka. Wenn dir der Name nicht gefällt, nenne ich dich nicht so, aber die beiden haben sich gefreut,, . Unverständlich murmelte sie etwas vor sich hin, schielte zu Lyra hinüber, die nicht glücklich schien. Gerade als ihr Gedultsfaden riss und sie Holfender raus werfen wollte, meinte die Kleine: ,,Wie würdest du mich nennen ?,, . ,,Sia,, meinte er grinsend ,,Ich würde dich Sia nennen,, . Sie wiederholte den Namen leise, sah nicht zu ihm hinauf. Ihre Wangen umspielte plötzlich etwas Farbe, da fing sie auch schon an zu lächeln. Sanft legte er 2 Finger an ihr Kinn und hob es an. ,,Na siehst du, war doch gar nicht so schwer,, freute er sich über ihren Gesichtsausdruck. Als wäre nichts schmunzelte er sie an, ignorierte wie von seinen Fingern bereits ein verbrannter Geruch aus ging. Ehe sie dem etwas entgegen setzte, spürte sie wie ihr etwas warmes den Hals herunter lief. Die rote Flüssigkeit bahnte sich seinen Weg an ihrem Körper herunter und wurde teils vom Stoff ihrer Kleidung auf genommen, teils tropfte sie aber auch von ihrem Kinn herunter. Ihr stieg dieser Gestank in die Nase und es war als hätte sich ein Schalter in ihrem Schädel umgelegt. Sia entriss ihm ihr Haupt und fing an zu schreien. ,,Hey! Ganz ruhig, alles ist in Ordnung!,, rief er ihr zu und versuchte sie zu beruhigen, aber das half nichts. Ihre Stimme war voller Panik. Ein gleißender Schrei bei dem sich selbst den Beamten die Nackenhaare aufstellten und den beiden Kindern eine Sicherung durch brannte. Toka und Nou reagierten ziemlich gleich auf diesen laut, denn hielten sie sich die Ohren zu und waren wie erstarrt. ,,Sia!,, versuchte er sie wieder zu erreichen und wollte sie gerade in den Arm nehmen, um ihr etwas Sicherheit zu geben, aber da wurde er auch schon von Lyra weg gerissen. ,,Lass mich los!,, protestierte er augenblicklich, vergebens. Man zerrte ihn mit, der restliche Trupp zog ihre Waffen und wandte sich an das aus tickende Mädchen, dessen Augen Feuer fingen. Die Tür wurde aufgezogen und sobald man den Historiker, wie die beiden Kinder hin durch gezwungen hatte, wieder geschlossen. Er trat sie von sich weg. Die Sohle auf ihren Bauch und mit einem Druckimpuls hatte er wieder an Distanz gewonnen, aber selbst wenn er direkt zur Tür stürzte, um diese wieder öffnen zu wollen, kam er nicht zu Sia zurück. ,,Lasst sie in Ruhe ! Sie hat Angst, hört auf !,, brüllte er durch das dicke Metall, welches seine Stimme nicht einmal in den Raum dahinter dringen ließ. ,,Holfender!,, knurrte Lyra außer sich, wobei sie sich den schmerzenden Magen hielt. ,,Da siehst du, was du anrichtest. Sie ist völlig am aus rasten. Du hast genug versaut, wag es bloß nicht auch noch die anderen in Gefahr zu bringen! Nur weil du kein Problem damit hast wegen so etwas verletzt zu werden, heißt das nicht, dass wir das auch müssen. Das ist inakzeptable und völlig unverantwortlich!,, hielt sie ihm ihre Standpauke. Er schien dem nicht einmal Beachtung zu schenken, denn faszinierte ihn etwas anderes viel zu sehr: ,,Du bist ja ganz außer dir. Ich dachte es sei bei euch Hydra Leuten verpönt sich so außer Kontrolle zu verlieren,,    


In ihrem Gesicht sah man, dass sie wusste, wie sehr er recht hatte und wie sehr sie mit sich kämpfte ruhig zu bleiben. Monoton sprach sie nun: ,,Auf Grund ihres Fehlverhaltens muss ich sie von dem Gelände verweisen.Bitte begeben sie sich mit den anderen Experimenten zurück zu Raum 114A, Mr. Holfender,, . Er atmete mit zusammengezogenen Augenbrauen aus. ,,Ich bitte sie vielmals mich meinen Fehler berichten zu lassen. Ich akzeptiere jede darauffolgende Strafe, aber ich glaube, dass ihr ohne mich nicht ohne Verluste aus der Sache heraus kommt. Sie könnte ausbrechen, die Stadt aus ihrer Wut heraus zu Grunde richten. Ich weiß wie man mit Emotionen umgeht. Mir sollten sie auch nie ausgetrieben werden,, versuchte er sie erfolgreich zu überzeugen,selbst wenn er es im Nachhinein wohl bereuen würde, aber Chase war nie der Mensch, der viel über die Zukunft nachdachte. Er lebte in der Vergangenheit, oder in der Gegenwart. Ein Mann der es verstand das Leben zu genießen. Mit dem Auftrag Projekt Exousia unter Kontrolle zu bringen trat er näher an das blonde Mädchen heran und ließ den Nacken knacken. ,,Dann wollen wir mal,, ...      

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 29, 2019 ⏰

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