Homeless ★ Minsung

×Fourty-Two×

Minho

Kaum hörte ich Taeyongs Stimme, zuckte ich zusammen und drehte mich ruckartig zu ihm um. Eher reflexartig drückte ich mich mehr an Jisung und suchte verzweifelt mit meiner Hand nach seiner. Diese Jungs hatten mir in den letzten Tagen so viel Leid zugefügt, ich wollte keine Sekunde länger bei ihnen bleiben.

"Was willst du, Taeyong?", knurrte der Ältere hinter mir und verschränkte unsere Hände miteinander. Sogleich fühlte ich mich etwas besser und meine Finger kribbelten angenehm, was sich über meinen ganzen Körper ausbreitete.

"Was ich will? Das fragst du noch? Ist das nicht offensichtlich?", lachte Taeyong hämisch auf und funkelte ihn dann böse an. "Ich will, dass er dafür bezahlt, was er getan hat. Er hat uns bestohlen und du weißt ganz genau, was wir mit solchen Leuten machen!"

Automatisch senkte ich meinen Blick, denn nur weil ich so dumm gewesen war und etwas von ihnen genommen hatte, waren wir nun in dieser Situation. Ich war derjenige, der Jisung nur Probleme bereitete und es tat mir wirklich leid, aber ich konnte es nicht rückgängig machen.

Doch Jisung machte sich daraus anscheinend nicht viel, er löste die Umarmung und stellte sich beschützend vor mich, ließ dabei aber meine Hand nicht los. Mit großen Augen beobachtete ich ihn und sah, wie sich sein Kiefer anspannte. Er war wohl ziemlich wütend. Nur, weil sie mir weh getan hatten?

"Ich mache dir ein Angebot, Taeyong: Entweder ich zahle dir zurück, was er gestohlen hat und du lässt ihn gehen, oder ich verprügel euch alle einzeln, damit ihr erst wieder im Krankenhaus aufwacht. Verdient hättet ihr es", meinte er bissig und drückte dabei meine Hand. Meine Augen wurden noch größer, immerhin konnte ich nicht von ihm verlangen, dass er für mich zahlte. Egal, wie viel Geld er hatte.

"Sag mal, spinnst du jetzt komplett? Du hast alleine gegen uns doch eh keine Chance!" Der Rothaarige machte einen Schritt auf uns zu, in seinen Augen glänzte ebenfalls Wut. Ich bekam es mit der Angst zu tun und warf zaghaft einen Blick auf Lucas, der sich immer noch nicht rührte. Hoffentlich würde Jisung nicht auch so enden.

"Taeyong, lass es sein. Du weißt, dass eine Prügelei nichts bringt", mischte sich nun Jungwoo ein, der den Anführer festhielt. Dieser warf ihm einen giftigen Blick zu, doch zu meinem Erstaunen ließ sich Jungwoo nicht einschüchtern. Stattdessen erwiderte er mutig seinen Blick und sprach dann weiter. "Nimm einfach das Geld und lass ihn gehen. So viel Nutzen hat er doch sowieso nicht."

Einen Moment lang schien Taeyong nachzudenken, ehe er zu mir sah. In seinem Blick lag Hass und ich zog direkt eingeschüchtert meinen Kopf ein. Dann jedoch gab er seufzend nach und stimmte Jungwoo zu. Erleichtert atmete ich durch und auch Jisungs Anspannung fiel langsam. Einen Moment lang rührte sich keiner, doch dann zog der Ältere mich einfach hinter sich her nach draußen.

Ich sah ein letztes Mal über meine Schulter zu den Jungs zurück, die mir alle mit ihrem Blick folgten, bevor sie sich abwendeten und sich nun um Lucas kümmerten, der noch immer bewusstlos am Boden lag. Beruhigt davon blickte ich wieder nach vorne, zischte dann aber auf, weil das Adrenalin, das zuvor durch meinen Körper gewirbelt war, seine Wirkung verlor und ich dadurch wieder die Schmerzen spürte.

Sogleich blieb Jisung stehen und drehte sich besorgt zu mir, legte bereits eine Hand auf meine Wange. "Geht's, mein Kleiner?", fragte er nach und musterte mich, während ich langsam meinen Kopf schüttelte. Mit diesen Schmerzen konnte ich nicht weit laufen.

Ohne ein Wort zu sagen stellte sich Jisung vor mich und zeigte mir, dass ich auf seinen Rücken springen sollte. Etwas zögerlich legte ich meine Hände an seine Schultern und kam dann seiner Aufforderung nach, obwohl ich mich dabei etwas unwohl fühlte. Jedoch lächelte mich Jisung direkt über seine Schulter hinweg an und gab mir einen kleinen Kuss auf die Wange.

"Ich verspreche dir jetzt etwas, mein Kleiner. Nie wieder wird dir irgendjemand etwas antun und dir wird es wieder gut gehen. Dafür sorge ich. Versprochen."