ZEHN

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Um Punkt acht Uhr vernahm Belle von draußen ein energisches Klopfen. Sie hob den Kopf und stoppte in ihrem Vorhaben, die Kaffeemaschine zu säubern. Draußen vor der bereits verschlossenen Tür des Coffeeshops erkannte sie ein vertrautes Gesicht. Und ihre Lippen formten sich zu einem Lächeln.

Belle konnte sich ehrlicher Weise an kein Treffen erinnern, zu dem Marla einmal unpünktlich erschienen war. Eine Eigenschaft, die Belle sehr an ihrer Freundin schätzte. Da sie selbst es mit der Pünktlichkeit ja leider nicht so gut hinbekam. Und nicht nur in dieser Hinsicht war auf Marla Verlass. Belle hatte volles Vertrauen in ihre Freundin. Sie war auch die einzige, ihr nahestehende Person, die sie in die Gründe für ihre irrationale Phobie gegen Dates eingeweiht hatte.

Belle sprach mit niemandem sonst über ihre Gefühle und Ängste. Das waren Dinge, die sie gelernt hatte, zuerst mit sich selbst auszumachen. Bei Marla hatte sie eine Ausnahme gemacht.

Fröhlich lief sie zur Tür und ließ die Freundin hinein ins Warme. Draußen hatte es wieder begonnen, zu schneien. Die pudrigen, wattebauschigen Flocken bedeckten bereits mindestens einen Zentimeter des Gehweges. Und in den Nachrichten hatten die Meteorologen heute Morgen von einer schneereichen Dezembernacht gesprochen.

"Brrr... da draußen herrschen Temperaturen wie in der Arktis", beklagte sich Marla auch gleich mit bebender Stimme und rieb die sich von der Kälte bläulich angelaufenen Hände. "Meinst du, wir können Stephen mit einer heißen Schokolade von Billy fremdgehen oder werden wir ihm damit das Herz brechen?", erkundigte sie sich mit einem ironischen Zwinkern.

"Ich glaube, das geht ausnahmsweise in Ordnung", erwiderte Belle grinsend und schloss die Tür hinter Marla wieder. Billy war der Inhaber des Bagelshops. Und für Belle und Marla war er der Bagel-Messias.

"Sehr gut, denn mich gelüstet es sehr nach Bagels und heißer Schokolade", gestand Marla und pustete warmen Atem in ihre Handflächen, in der Hoffnung, dass sie so ganz schnell wieder auftauen würden. "Ich befürchte, dass ich sonst an Schokoladenentzug sterben werde."

Belle konnte sich ein kleines Lachen nicht verkneifen und schenkte ihrer Freundin ein bekräftigendes Nicken. "Oh, also das muss Schicksal sein, dass wir befreundet sind, denn ich dachte gerade genau das Gleiche."

Marla ließ sich von dem Lachen ihrer Freundin anstecken. Dann zog sie ihre Jacke aus und hob einen Stuhl von den Tischen, auf den sie sich direkt seufzend niederließ. "Mach bitte alles in Ruhe fertig, ich brauche noch einen kurzen Moment zum Aufwärmen. Ehrlich, ich fühl' mich wie ein Eiszapfen", stöhnte sie.

Belle war zu dieser Urzeit allein im Coffeeshop. Leila war bereits vor einer halben Stunde gegangen. Außer Marla und ihr war also niemand mehr hier.

Unter der Woche blieb immer nur ein Mitarbeiter noch bis Ladenschluss. Es war aber auch nicht mehr viel zu tun. Die Kasse hatte Belle schon ins Büro gebracht und fertig durchgezählt. Zudem hatten Leila und Melissa, letztere war um sechs gegangen, so gut wie alles gesäubert und für den nächsten Tag vorbereitet. Belle musste nur noch die Siebträger der Kaffeemaschine reinigen und warten, bis der automatisierte Spülgang beendet war.

Nach fünfzehn Minuten war dann alles Notwendige erledigt, Belle war umgezogen, die Alarmanlage eingeschaltet und auch Marla schien zum Aufbruch bereit zu sein. Ihre Wangen hatten wieder eine gesunde, rosige Farbe angenommen. Sie war zudem wieder in ihren Mantel gehüllt und rückte gerade noch die graue Strickmütze auf ihrem blonden Haarschopf zurecht, als Belle den Mitarbeiterraum verließ und zu ihr stieß.

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⏰ Last updated: Nov 11, 2019 ⏰

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