20. Cut you, little girl

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Mir ist alles zu viel. Ich sollte es machen wie Kurt Cobain und mich umbringen, aber das kann ich nicht machen. Meine Familie würde zu sehr um mich trauern, was ich eigentlich nicht verstehen kann, aber sie würden trauern.

Seit einer Woche ritze ich mich wieder und hungere. Niemand hat es gemerkt und ich werde es garantiert auch niemandem erzählen.

In der Schule bin ich wieder schlechter. Das bemerkt auch Frau Stark. Irgendwann habe ich keine Kraft mehr um meine Narben zu verstecken und eigentlich ist mir auch scheißegal was die anderen denken. Dieses Getuschel geht mir auf die Nerven. Viele haben mitbekommen dass es mir nicht gut geht und einige haben Wetten abgeschlossen, wann ich mich umbringe. Das kenne ich von früher. Aber diesmal werde ich nicht schwach sein.

In der Pause will Frau Stark mit mir reden und das passt mir gar nicht.

"Sophie, was ist los?"

"Nichts."

"Ich merke dass es dir nicht gut geht. Rede bitte mit mir."

"Erinnern Sie sich noch an das letzte Mal als Sie mit mir reden wollten?"

"Ja, das tut mir leid. Du warst verwirrt und deswegen ist dir die Hand ausgerutscht."

"Ja, ich war schon verwirrt."

"Ich war auch verwirrt und ich hatte mich nicht unter Kontrolle."

"Sie sind...?"

"Ja, ich bin lesbisch."

Und darauf fällt selbst mir kein dummer Spruch ein. Dass wir im gleichen Team spielen, will ich ihr dann aber nicht auf die Nase binden. Sonst bildet sie sich noch irgendwas ein. "Kann ich jetzt gehen?", frage ich. Sie nickt und ich verschwinde.

Zuhause ritze ich mich wieder. Das ist das einzige was mir momentan noch Halt gibt. "Sophie, ich muss dir unbedingt was erzählen. Du kennst doch Emma-", Tom bricht mitten im Satz ab. Er schaut auf meinen stark blutenden Unterarm. "Sophie, was zum Teufel machst du da? Das wolltest du doch nie wieder machen!", ruft er aufgebracht. Er rennt in die Küche und holt ein Handtuch. Dann presst er mehrere Tennissocken auf meinen Unterarm und bindet die mit dem Handtuch fest. "Du hättest verbluten können und ich weiß ganz genau ab wann man verblutet, das war verdammt knapp. Wolltest du dich umbringen?", fragt er. Ich zucke mit den Schultern. Er nimmt mich in den Arm und ich muss anfangen zu weinen. Er streicht mir über den Rücken und beruhigt mich.

Zehn Minuten später später sitzen wir auf der Couch mit Tom's berühmten Kakao mit Marshmallows und Sahne. "Zucker tut dir jetzt gut.", sagt er. "Musik?", frage ich. "Musik.", antwortet er und macht unser Lieblingslied an. Wir springen auf der Couch herum und singen Take on me von Aha. Ich habe den besten Bruder auf dieser Welt.

I love you until I die | LGBTQWhere stories live. Discover now