Pt. Eleven: Be careful.

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Essen war doch was tolles. Es ging doch nichts über Nahrungsaufnahme. Vor allem nicht, wenn man einen Freund bei sich hatte. Nur war Jin Hyung heute ziemlich still, was mich dazu veranlasste, ihn misstrauisch zu mustern. Wir saßen wie immer in der Schulmensa und für gewöhnlich war er die Ruhe selbst und ein witziger Typ, auch wenn ich manchmal das Gefühl hatte, dass nur Jeongguk und ich seine Witze zum Lachen fanden, aber heute war er unruhig und er schien abgelenkt.

Aber apropos Witze und Jeongguk. Jeongguk fand im Moment alles zum Lachen, er war verliebt. Er sendete sich jetzt schon seit Tagen Memes mit Taehyung hin und her. Aber keine normalen, sondern die, die ich von ihm gemacht hatte. Irgendwie schien Taehyung auch ein paar ugly Bilder von sich zu haben, die er selbst oder irgendwer für ihn in Memes verwandelt hatte. Das war lustig. Je hässlicher die Selfies, desto tiefer die Freundschaft!

Ich für meinen Teil klopfte mir auf die Schulter, denn ich hatte zwei Menschen zusammen geführt. Ab jetzt würde ich Jimin 'Amor' Park heißen. Ich war richtig gut darin, das sollte mir erst mal jemand nachmachen. Jimin 'Amor' 'The Matchmaker' Park.

Nur, dass ich müde war, warf einen Schatten auf mein Leben. Doch das war nicht Jeongguk oder Taehyungs Schuld, es lag daran, dass man nur zwei von drei Dingen haben konnte. Entweder Schlaf und Gute Noten, aber keine Hobbies und Freunde. Oder man hatte eben Hobbies und Freunde und Schlaf, aber darunter litten die Noten. Entschied man sich aber für Hobbies und Freunde und gute Noten, dann musste wohl der Schlaf dran glauben. 

Ich kuschelte mich also an die breiten Schultern meines Hyungs, die Tatsache breit genug waren, dass sich Jeongguk und ich gleichzeitig dran ausheulen konnten - an einer Seite. Er schwieg noch immer und ich sah fragend zu ihm auf. "Was ist los, Hyung?", fragte ich und Jin musterte mich mit einem neutralen Blick. "Ich weiß nicht, ob mir gefällt was ich so beobachte, Jimin", ließ er mich wissen und ich setzte mich gerader hin. "Was meinst du?"

"Dich", er legte mir eine Hand auf die Schulter. "Ich möchte, dass du vorsichtiger bist. Schau, du bist nicht nur ganz offensichtlich müde ohne Ende, was sich früher oder später rächen wird... du bist auch bis spät abends in diesem Club. Mir egal, ob du sagst, er sei seriös. In jedem Club laufen in irgendeiner Ecke krumme Dinger ab und ich würde es nicht ertragen, wenn du in irgendeine Scheiße rein rutscht." Ich hörte ihm ruhig zu. Er machte sich Sorgen, das war ganz normal. 

Ein bisschen brachte es mich zum Schmollen, denn er war doch erst derjenige gewesen, der mich unterstützt und mir Videos geschickt hatte. Sollte er dann nicht stolz auf mich sein? Meine Fortschritte waren auch ihm zu verdanken und ich hatte nie an Dank und Wertschätzung ihm gegenüber gespart. Warum also machte er sich jetzt solche Gedanken? Er sollte doch wissen, dass ich klar kam, aber ich ließ ihn reden. 

"Dann dieser Hoseok", sagte er fast schon abfällig. Ich zog eine Augenbraue hoch. Wenn er auf Hoseok rumhacken wollte, war ich sowas von bereit ihn zu verteidigen. Es war nicht so, als würde ich ihn kennen, aber ich wusste doch, ein paar Dinge über ihn, wie zum Beispiel, dass er nicht so scheiße war, wie er vorgab zu sein. Er versteckte sich hinter seinem Image und vielleicht fand ich irgendwann heraus, wie er wirklich tickte. Vielleicht auch nicht. Aber Fakt war, dass er mir geholfen hatte, als er es nicht hätte tun müssen. Der Grund dafür war mir egal, das Endergebnis zählte und das war, dass ich niemanden einen blasen musste und auch keiner mehr weiter so getan hatte, als müsste ich das tun. 

Er versuchte mich einzuschüchtern, aber sonst hatte er mir nie was getan, außer vielleicht etwas nah an mich ranzutreten? Ohne es zu wollen gab er mir viel. Ich sah zu ihm auf als Künster. Als Tänzer. Sein Stiel war das, was dem am nächsten kam, was ich auch tun wollte. Ich hatte in den letzten Wochen sehr viele wahnsinnig gute Tänzer gesehen, aber keiner hatte mich  noch mal so beeindruckt, wie er. Seine Art über die Tanzfächle zu schweben war einzigartig. Und ja, ich hatte wahrscheinlich einen Crush auf ihn, aber was soll man machen? Menschen sind dumm und so galt das auch für mich. 

"Ich weiß nicht, ob ich den in deiner Nähe sehen will", meinte Jin und ich zuckte ergeben mit den Schultern. "Er will mich auch nicht in seiner Nähe sehen, mach dir keine Sorgen, Hyung. Ich denke er mag mich nicht besonders." Ich seufzte. Dann legte ich meinen Kopf zurück an seine Schulter. "Ich bin müde, das stimmt, aber ich bin glücklich, Jin. Zählt das nicht? Das Tanzen ist das, was mit noch gefehlt hat, okay? Ich bin froh, es entdeckt zu haben. Ich meine es ernst." 

Jin strich mir durch die Haare, dann aß er weiter. "Denkst du denn wirklich, du kannst das alles händeln?", fragte er mich und ich nickte. "Meine Noten sind nach wie vor gut. Ich pass auf, Hyung. Ist nicht so, als würde ich jeden Tag zur Red Side gehen. Ich tu es nur, wenn ich weiß, dass es geht und ich komm vor Null nach Hause." Meistens zumindest. Ich versuchte zu vermeiden, dass es länger ging, denn ich wollte echt keinen Ärger mit meiner Mom und meinem Dad. 

Ich kam in letzter Zeit immer in die zweite Runde. Fehlten noch vier bis zu den Signature Moves von Hosoek. Ich übte weiter. Ich trainierte immer dann, wenn ich fertig war mit lernen. Zugegeben, manchmal auch, wenn ich keine Lust mehr hatte, den vielen Stoff in mein Hirn hinein zu prügeln. Ich freute mich über jeden Fortschritt und ich begann Muskeln aufzubauen, so ganz nebenbei. Nicht, dass ich plötzlich voll der Bodybuilder war, aber ich merkte einfach, dass ich stärker wurde in meinen Bewegungen. 

"Ich mach mir ja nur Sorgen", schloss Jin das Thema ab, "Bitte sei vorsichtig und pass auf, dass du den Fokus nicht verlierst. Ich würde nicht wollen, dass du dich in eine Sache verrennst und es später bereust, okay?" Ich nickte und strich ihm über den Rücken. "Ich habe verstanden, Hyung, mach dir keine Gedanken. Danke, dass du für mich da bist." Jins Lächeln kehrte zurück. Er tätschelte mir den Kopf und reichte mir ein Reisbällchen. 

"Na dann." Ich lächelte, dann nahm ich das Essen und aß ebenfalls was. 

Mit einem mal hatte ich irgendwie das Gefühl beobachtet zu werden. Ich sah mich kurz um und begegnete den dunkeln Augen Hoseoks, der mich nur kalt ansah. Ich blinzelte ihm zu. Er hatte mich angesehen, also durfte ich zurück schauen! So lautete die Regel, die ich mir gerade überlegt hatte. Ich wich seinem Blick jedoch aus, als er nur noch böser schaute. Was hatte ich dieses Mal gemacht, um ihn so anzupissen? 

Er war mir echt ein Rätsel. 

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