Geheimnisse

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Am Tag nach dem beinahe Unfall von Bella ging es zu einem Schulausflug in so ein Gewächshaus. Ich sah in Bellas Augen, dass sie endlich hinter Edwards Geheimnis kommen wollte. ,,Hey, ich hab das Gefühl, du wirst mit jedem Spiel schneller", meinte Alice fröhlich zu mir. Wie immer hingen sie und Jasper wortwörtlich Arm in Arm zusammen. Aber sie waren ein tolles Paar. ,,Tja, irgendwann zieh ich euch auch ohne Mitleidsschiene ab", erwiderte ich darauf. ,,Davon kannst du gerne träumen", meinte Jasper jedoch, wie immer die Ruhe in Person. Ich spürte, wie er meine Gefühle beeinflusste und mich so zum lachen brachte. ,,Lass das!", quetschte ich deshalb zwischen zwei Lachern hervor. Jasper und Alice lachten ebenfalls, dann ebbte das Gefühl von überschwemmender Freude ab. Man, das war echt fies! Es merkte vielleicht nicht jeder, aber Jasper manipulierte ständig die Gefühle der Menschen. Besonders die der Lehrer, um keine Hausaufgaben zu bekommen, obwohl er die mit Links lösen könnte. Hinter mir hörte ich Bella stolpern und Edward schnauzen: ,,Kannst du nicht wenigstens aufpassen wo du hin trittst?" Nur wenige Sekunden später kam er an uns vorbei gerauscht. Die Freundlichkeit in Person (nicht). 

Für die Rückfahrt zur Schule saß ich so ziemlich als erste im Bus und hielt Bella einen Platz frei. Sie war etwas verwirrt von Edwards schlechter Laune. Verständlich. Aber ich sah ihr auch an, dass sie verletzt war. Ohne ein Wort, zog ich sie einfach in meine Arme und hielt sie so die ganze Busfahrt über. 

Zu Hause angekommen verkündete ich direkt: ,,Ich geh zuerst duschen!" Und das tat ich auch. Während dad Bella über mom und ihren neuen Ehemann ausquetschte. Was bei Charlie halt die Definition von ausquetschen ist. Ein kurzer Wortwechsel. Am nächsten Tag saß ich in der Mensa nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder am Cullen-Tisch und bemerkte natürlich Edwards grüblerische Mine. ,,Was für ne Laus ist dem denn über die Leber gelaufen?", fragte ich deshalb in die Runde. ,,Die Laus sieht aus, wie deine Schwester", antwortete Alice fröhlich, während ich genüsslich in mein Sandwich biss. Thunfisch! Yummy! Edward schickte seinen Todesblick richtung Alice, ich erwiderte mit vollem Mund: ,,Wo ist das Problem? Bella hat dich wirklich gern und es verletzt sie, wenn du so unhöflich bist. Sie ist vielleicht eine Neugiernase, aber auch nicht aus Stein. Sie hat Gefühle, weißt du?" ,,Ja, schon klar", grummelte Edward, ,,Aber... Ich weiß nicht! Ich kann nicht mal ihre Gedanken lesen. Ich hab keine Ahnung, was sie denkt." ,,Ich kann dir das sagen, auch ohne Gedanken lesen zu können", erwiderte ich darauf, ,,Sie fragt sich, was sie falsch macht, dass du so bist. Also beweg deinen Hintern zu ihr rüber und rede mit ihr." ,,Ganz ruhig Eli!", meinte Edward abwehrend und machte sich mit einem Grinsen auf zu meiner Zwillingsschwester. ,,Elisa, kommst du mit nach La Push?", rief Eric mir vom Menschentisch zu. ,,Um euch zuzusehen, wie ihr von den Brettern gefegt werdet?", rief ich zurück, ,,Nein danke, sowas kann ich mir auch gemütlich zu Hause auf der Couch ansehen!" 

Letztendlich war ich bei The Boy auf der Couch eingeschlafen, während Bella noch am Strand sein würde. Ich hatte einen ziemlich wirren Traum von den Volturi und mir mit roten Augen. Ich wachte später in meinem Bett wieder auf und sah nur kurz wie Bella was am Computer tippte. In dem Moment war es mir egal und ich schlief wieder ein. 

Am nächsten Morgen rekelten wir uns in der Mittagspause in der Sonne, nur Bella schien die ganze Zeit nach Edward Ausschau zu halten. ,,Er ist nicht da", erbarmte ich mich dann und knabberte an einer Gummibärschnur weiter, ,,Bei schönem Wetter verschwinden sie immer. Gehen wandern und campen." ,,Ich wollte das meinen Eltern auch einreden", meinte Jessica und rekte sich noch ein Stück mehr der Sonne entgegen, ,,Aber keine Chance." ,,Leute, ich geh auf den Ball mit Eric!", rief dann Angela fröhlich aus und ließ sich neben Bella auf die Bank fallen, ,,Ich hab die Initiative ergriffen und ihn gefragt." ,,Ich wusste du schaffst das", sagte Bella. ,,Wir müssen nach Port Angeles zum einkaufen, bevor die guten Kleider alle weg sind", fügte ich hinzu. ,,Oh, Port Angeles?", fragte Bella überrascht und neugierig zugleich (nicht gut), ,,Kann ich mit kommen?" ,,Klar, du musst uns beraten", erwiderte Angela. 

Also fuhren wir am Nachmittag rüber nach Port Angeles zu einem dieser größeren Läden. Während die anderen zwei nicht sehr wählerisch waren und einfach wild probierten, suchte ich nach meinem perfekten Kleid. Dann hatte ich es endlich gefunden: Es war bordeauxrot, mit einem Band aus künstlichen Diamanten um die Mitte. Und anders als die ganzen Kleider von Angela und Jessica ging es nur bis zum Knie. Und vom Preis war es auch okay. Ich wollte Bella schon fragen, was sie davon hielt, aber sie war plötzlich weg. ,,Wo ist mein Zwilling abgeblieben Leute?", fragte ich deshalb etwas verwirrt. ,,Sie wollte noch in diesen Buchladen", kam es von Jessica aus der Umkleide. Buchladen. An sich eigentlich kein schlechtes Zeichen. Vielleicht hätte ich lieber mal fragen sollen, in welchen Buchladen mein Zwilling so eilig verschwunden war...

Am Abend (ich war mit dem Bus schon nach Hause gefahren, während die anderen noch was essen gehen wollten) lag ich im Bett und las zum bestimmt hundertsten mal den ersten Band von Game of Thrones. Ich liebte diese Bücher und hatte alle Bücher, die dazu existierten. Die stapelten sich neben meinem Bett auf dem Boden. Bella tippte wieder mal etwas am Computer. Nach ein paar Sekunden realisierte ich, was Bella da recherchierte: Das kalte Wesen. Anders gesagt: Vampire. ,,Oh shit", fluchte ich, als Bella etwas erschrocken zurück fuhr. ,,Du wusstest es?", fuhr sie mich an und drehte sich zu mir um, ,,Du wusstest es und hast mir nichts gesagt?" ,,Ich wollte dich und auch die Cullens damit nur beschützen", erwiderte ich jedoch darauf, ,,Das ist für uns alle scheiß gefährlich! Es war schon schlimm genug, als ich es damals raus gefunden habe. Aber wenn es jetzt zwei Menschen wissen! Außerdem hab ich Carlisle geschworen, nie jemandem auch nur ein Sterbenswörtchen darüber zu sagen, wer sie wirklich sind. Jetzt hab ich mein Versprechen nicht gebrochen, weil du es selbst raus gefunden hast. Und es wäre besser wenn es anders wäre. Ich schlaf auf der Couch." Damit schnappte ich mir meine Decke und verließ das Zimmer. ,,Eli warte", rief Bella mir noch nach, aber ausnahmsweise ignorierte ich sie und verkroch mich auf die Couch. Ich war nicht wütend auf Bella, ich war wütend auf mich selbst. Das ich es nicht geschafft hatte, sie vor dem Geheimnis zu schützen. Jetzt waren wir beide in Gefahr.

Bis(s) zum Morgengrauen What If...Where stories live. Discover now