44.Kapitel

977 260 34
                                    

Vier Tage später höre ich von meinem Bewerbungsgespräch.

Ich bin gerade im Fitnessstudio, als meine Sozialarbeiterin in der Eingangstür erscheint und sie winkt mir mit einem Brief zu. Ein Brief! Kommen Absagen nicht immer in großen Umschlägen, weil die Unternehmen die Bewerbungen wieder zurückschicken? Das kann ja nur eines bedeuten.

Zusage!

Sie fängt meinen Blick auf und huscht in den Trainingsraum, wo ich so schnell wie möglich von meinem Laufband stolpere und ihr aufgeregt entgegenkomme. „Ist das eine Antwort?", keuche ich nervös und sie reicht mir grinsend den Umschlag: „Ich habe ihn nicht aufgemacht, das ist schließlich Ihre Post, aber ich gehe schwer davon aus", sagt sie und ich reiße den Umschlag auf. Oh Gott, mir ist fast ein bisschen schlecht und meine Hände zittern vor Aufregung. Sie verschränkt die Arme vor der Brust und sieht mich lächelnd an, während ich mit den Augen das Schreiben überfliege.

Worte wie „einstellen", "Besprechung", „Arbeitsvertrag" springen mir ins Auge und als am Schluss noch um eine rasche Rückmeldung gebeten wird, verlässt mich ein erleichterter Seufzer.

Ich habe meine erste Stelle, sie wollen mich haben! Kurzerhand umarme ich sie glücklich und drehe mich mit ihr einmal im Kreis. „Ich habs! Danke für Ihre Hilfe, ich hätte nie gedacht, dass ich das schaffen könnte", juble ich und setze sie vorsichtig wieder ab. Auch sie scheint sich sehr zu freuen, zumindest erwidert die mein Lächeln und sagt: „Auch, wenn das eine wundervolle Nachricht ist, machen Sie erst mal Ihr Training fertig und dann kommen Sie in mein Büro, dann setzen wir eine Antwort auf das Schreiben auf, oder Sie rufen am besten sofort dort an und machen einen Termin aus, damit der Vertrag abgeschlossen werden kann."

„Gut, ich bin dann gleich da", antworte ich etwas atemlos. Noch immer kann ich es kaum fassen, was da gerade passiert ist und muss mich sehr zwingen, die restlichen zwei Kilometer zu Ende zu laufen.

Ohne geduscht oder mich umgezogen zu haben, gehe ich nach dem Training direkt ins Büro meiner Sozialarbeiterin. Nervös wähle ich die Telefonnummer von Mrs Nelson und klopfe unruhig mit den Fingern auf die Holzplatte des Schreibtisches, während ich dem Freizeichen lausche, das mir ins Ohr piept. „Nelson, Personalabteilung", melden sie sich freundlich und ich räuspere mich: „Hallo, hier spricht Harry Styles, ich habe Ihr Schreiben bekommen und wollte mich bezüglich eines Termins melden." Unsicher sehe ich zu Mrs Yung hin, die aufmunternd nickt – scheinbar habe ich alles richtig gemacht. „Hallo Mr Styles, ja das ist wunderbar, dass Sie sich melden. Kommen Sie doch bitte am Mittwoch, den 12. September um 8:30 Uhr nochmal vorbei, dann können Sie den Vertrag unterzeichnen und dann am 1.Oktober anfangen zu arbeiten."

„Danke, das ist toll, ich werde auf jeden Fall da sein." Als ich aufgelegt habe stehe ich auf und verlasse schnell das Büro. Ich muss Louis unbedingt Bescheid geben, denn mit dieser Neuigkeit kann ich nicht warten.

Louis ist mit seiner Therapiegruppe im Garten und sind gerade dabei die Cricketschläger einzupacken, als ich dazukomme. Was Cricket mit der Therapie zu tun hat, werde ich wohl nie verstehen. Louis hebt den Blick, als ich über den Rasen auf ihn zukomme und runzelt nur merklich die Stirn. Natürlich fragt er sich, was ich will und ob etwas passiert ist und drückt deswegen schnell einer jungen Frau das Zeug in die Hand. „Harry, ist alles okay?", fragt er, bevor er mich erreicht hat. „Ja, alles super", keuche ich und umarme ihn fest. Die Tränen kann ich jetzt nicht mehr zurückhalten und ich vergrabe das Gesicht an Louis' Schulter. Mein Freund ist vollkommen verwirrt, streicht mir beruhigend über den Kopf und wiegt mich sachte hin und her. „Was ist los? Wieso bist du so aufgelöst? Ist was passiert?", fragt er leise, sodass nur ich ihn hören kann und sein Atem an meinem Hals, verursacht eine Gänsehaut auf meinem Körper. Vorsichtig schiebt er mich von sich, sieht mir in die Augen und ist durch die Tatsache, dass ich ihn anlächle nur noch verwirrter. „Ich hab gerade eine Zusage bekommen und in zwei Tagen unterschreibe ich meinen ersten Arbeitsvertrag." Louis erkennt jetzt endlich, dass ich nicht aus Kummer, sondern aus purer Freude in Tränen ausgebrochen bin und küsst mich stürmisch: „Oh, das ist toll, das freut mich so sehr für dich."

„Ich hab's geschafft."

„Ja, das hast du. Und sobald du hier rauskommst, fängt für dich ein ganz neues Leben an."

„Das habe ich alles für dich gemacht, weißt du das?", hauche ich und halte mich an seinem Unterarm fest. Meine Knie sind von der Aufregung noch ganz wackelig und ich will nicht umfallen. „Du hast das für dich getan und du hast es verdient, endlich ein normales Leben führen zu können. Ich war lediglich ein kleiner Ansporn, es durchzuziehen." Louis kann einfach kein Kompliment annehmen, denke ich und küsse ihn nochmal. „Louis, kommst du?", ruft jemand aus seiner Gruppe und er löst sich von mir. „Ich muss. Wir sehen uns nachher beim Abendessen, okay?", sagt er leise, streicht mir nochmal über die nassen Wangen und küsst mich erneut. „Ich liebe dich."

„Ich dich auch", antworte ich leise und lasse ihn zu seiner Gruppe zurückgehen.

Einen langen Augenblick stehe ich auf dem Rasen und blicke der Gruppe nach, die jetzt im Gebäude verschwindet.

Mein Blick huscht zu den vielen Fenstern der Klinik und ich bin so unglaublich dankbar für alles, was man uns hier gegeben hat. Dieses Gebäude und seine Menschen haben Louis und mir enorm geholfen, wieder ins Leben zu finden und bald werden wir die ersten Schritte außerhalb dieser Mauern tun. Unsere Ängste und Dämonen sind kleiner geworden, werden vielleicht nie ganz verschwinden, aber hier haben wir gelernt, sie zu bekämpfen und ich stelle mir vor, wie die dunklen Schatten der Vergangenheit von der leichten spätsommerlichen Brise davongeweht werden. Wie Nebel-und Rauchschwaden wirbeln sie hinauf in die Luft, taumeln am Himmel und werden immer heller, bis sie sich ins Nichts aufgelöst haben.

Und das Nichts ist gefüllt mit Glück und Zuversicht.

Es geht mir gut und ich bin bereit, den nächsten Schritt zu tun.  

.-.-.-.

Der nächste Schritt, dass Harry das Mal sagen würde...oh man wie schön dass er das Mal sagen kann.

Ich bin gerade sehr busy hier, deswegen konnte ich heute leider nicht auf eure Kommis antworten, das tut mir leid, aber ich hab alles gelesen :)

Liebe Grüße

Heal me • Buch III (Two Hearts Reihe)Where stories live. Discover now