Der Tag danach

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Niedergeschlagen Blicke Annika an die Decke. Über eine Stunde hatte es gedauert, bis ihre Panik einigermaßen im Griff gewesen war. Wenn Annika an ihre Hilflosigkeit dachte wurde ihr schon wieder ganz bange.
Niko saß ruhig neben ihr, strich ihre durch die verschwitzen Haare und wartete, bis sie wieder ganz bei Sinnen war. Natürlich, er war überfordert. Schon nach ein paar Minuten wurde ihm klar, dass es eine Panikattacke war und kein Herzinfarkt oder sonst irgendwas. Noch nie hatte er bei jemanden eine Panikattacke miterlebt und erst recht nicht in einem solchen Ausmaß. Ob es das erste mal war?
,,Hattest du das schon mal?'', brach er die Stille und schaute sie mit warmen Augen an.
Annika schüttelte den Kopf.
,,Was... wenn es wieder kommt, Niko? Ich habe Angst, so eine Angst..'', begann sie und die ersten Tränen traten ihr aus den Augen.
Mit zusammengepressten Lippen nahm Niko Annika fest in die Arme. Er fühlte sich unfassbar Hilflos.
,,Am besten springst du einmal unter die Dusche.'', flüsterte er und löste sich.
Annika nickte, wischte sich die Tränen weg und stand eilig auf. Ein Fehler.
Niko fing sie gerade noch auf, bevor sie auf den Boden aufkam.
,,Was ist mit mir?'', hörte er Annika verzweifelt flüstern.
Mitleidig schlang er die Arme um Annika und trug sie ins Badezimmer.
,,Brauchst du Hilfe?'', fragte Niko unschlüssig.
Annika nickte.
,,Es reicht, wenn du hier stehst und aufpasst, dass ich nicht zusammenbreche. Und ich gehe in die Badewanne.''
So langsam schien sie wieder bei Sinnen zu sein, stand jedoch noch immer unsicher, weswegen Niko jede Bewegung seitens Annika wachsam beobachtete.
Nachdem Annika sich bis auf die Unterwäsche ausgezogen hatte, inzwischen war die Badewanne ausreichend und mit einer angenehmen Temperatur mit Wasser gefüllt, ließ sie sich mit Hilfe Nikos ins Wasser helfen.
Nachdenklich blickte Annika auf das Wasser, wobei ihr das Angestarre von Niko nicht entging. Sie hatte aber nicht die Kraft ihn jetzt darauf anzusprechen und verstand ihn auch etwas.
Was sollte sie jetzt bloß tun? Überforderung durchfuhr sie und selten hatte sie so eine Angst gehabt. Das letzte mal, als Annika am Bett ihrer Mutter saß und mitansehen musste wie sie starb.
Ihr war klar, dass es durch die Tod ihrer Mutter ausgelöst wurde. Sie dachte, sie wäre einigermaßen auf den richtigen Weg, aber Annika wurde eines besseren Belehrt.
,,Komm, wir sollten wieder schlafen gehen.'', schlug Niko vor. Annikas Kopf fuhr zu Niko herum und er war nicht verwundert, als er ihre Panik in den Augen lass. Die Maske hatte sie eindeutig beigelegt, aber das war auch besser so. Wahrscheinlich bekam sie auch deshalb die Panikattacke. Sich immer hinter einer Maske verstecken zu müssen und Gefühle zu verdrängen konnte gar nicht gesund sein.
,,Auf gar keinen Fall!''
,,Annika, ich bin bei dir.''
,,Na und? Das warst du vorhin auch.'', rief sie.
,,Dann lass uns wenigstens noch mal ins Bett gehen. Es ist 3 Uhr nachts.''
Niko konnte sich ein Gähnen nicht unterdrücken. Er beschloss Annika noch ein paar Minuten für sich zu geben und so verließ er schweigend das Badezimmer und legte sich aufs Bett.
Auf einmal schoss ihm in Kopf, dass er gestern geschwänzt hatte. Er hatte wirklich das Training geschwänzt! Unruhe überkam ihn und nervös nahm er sein Handy in die Hand. Er hatte mehrere verpasste Anrufe von Filip, Lukas und auch von Dule. Von den WhatsApp Nachrichten wollte er gar nicht erst anfangen. Er beschloss das morgen beziehungsweise heute zu klären, wenn er wieder etwas mehr bei Sinnen war.
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Am Donnerstag morgen wusste Annika schnell, dass der Tag nicht schön werden würde. Bewusst hatte sie sich um 6 Uhr einen Wecker gestellt um sich für die Schule fertig zu machen. Sie konnte schließlich nicht noch einen weiteren Tag Schwänzen, ohne das es auffiel.
Leise verließ sie das Zimmer und ging ins Bad.
Ella würde sie wecken, nachdem sie sich fertig gemacht hatte.
Nachdem sie die übliche morgen Routine erledigt hatte, warf sie einen kurzen Blick in das Schlafzimmer ihres Vaters.
Es war leer.
Schluckend verließ sie wieder den Raum und ging in Ellas Zimmer.

Ich bin in der Schule. Danke für alles, wir sehen uns.

Schnell klebte Annika den Zettel an ihre Tür, bevor sie in den Flur ging, wo eine ungeduldig wartende Ella stand.
,,Ich will nicht zu spät kommen!'', meckerte sie, woraufhin Annika nur die Augen verdrehte. Sie war sichtlich zu müde, um das jetzt auszudiskutieren.
An einer Kreuzung verabschiedeten die beiden sich voneinander. Ella schlug ihren Weg zu Grundschule an und Annika den zum Gymnasium.
Ein kleiner Trost heute war, dass der Schultag gut lief. Keiner fragte nach, wo sie gewesen war, hinzu kam, dass Annika in Französisch eine 2 wiederbekommen hat.
Nach der 6. Stunde hatte sie dann endlich Schluss.
Während Annika dabei war den Korridor entlang zu laufen um Nachhause zu gehen, hielt sie auf einmal inne.
Ihre Augen ruhten auf einen Plakat, dass sie zum Nachdenken anregt.

Handballerinnen gesucht
Unter folgender Nummer könnt ihr mich anschreiben: 09807867

Ohne lange zu überlegen fotografierte Annika den Zettel ab, bevor sie endgültig Nachhause ging.
Annika hatte jedoch nicht länger Zeit sich Gedanken über das Angebot zu machen, als sie zuhause erstmal ein kleiner Schock erwartete.
,,Wo warst du?'', war das erste was Annika ihrem Vater fragte, als sie ihm im Wohnzimmer sitzend entdeckte. Aus irgendeinem Grund hatte sie damit gerechnet den Tag alleine zuhause zu verbringen. Ella würde bei einer Freundin sein.
,,Ich war auf Amrum.''
Annika schluckte kaum merklich. Amrum war die Lieblingsinsel ihrer Mutter gewesen und sie hatten mehrmals Ihren Sommerurlaub dort verbracht.
,,Ohne uns Bescheid zu geben?'', fragte Annika vorwurfsvoll.
,,Es war eine spontane Entscheidung und auf Amrum hatte ich dann keinen Akku mehr. Ich musste einfach mal raus von hier. Tut mir leid, falls du dir Sorgen gemacht haben solltest.''
Annikas Gedanken wanderten zur Szene, als ihr Vater betrunken gewesen war. Anscheinend konnte er sich nicht mehr daran erinnern, zumindest würde das sein normales Verhalten erklären.
,,Da wäre noch etwas Annika...'', begann Annikas Vater und als sie ihm in die Augen blickte wusste sie, dass irgendwas nicht stimmte.

Moin, Moin :) Bin jetzt nicht soooo krass zufrieden, aber ich habe ja versprochen, dass heute ein neues Kapitel kommt und da ich nachher mich spontan mit einer Freundin treffe, muss das Kapitel jetzt kommen ;) Ich hoffe es hat euch trotzdem einigermaßen gefallen. Wie findet ihr das Plakat? :D Und was denkt ihr, will ihr Vater ihr sagen? :(

Seid ihr abergläubisch?
Me: Oh ja! Wenn bei einem Handballspiel das ich im Fernsehen gucke zum Beispiel alles super läuft, kann ich mich nicht umsetzen :D Oder ich wärme mich immer gleich auf und brauche einen ähnlichen Ablauf ;)

Machtlos gegen das Schicksal Where stories live. Discover now