#14 Heimlichkeiten

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Ich hatte mich schon die ganze Zeit gefragt, warum kein anderer bemerkte, dass Jiraiya so blass aussah. Er hatte dicke, dunkle Augenringe und generell war er heute nicht so schnell zu Fuß gewesen. War ich denn wirklich der einzige, der von seiner Gesundheit wusste? Vor ein paar Monaten, als ich es von Jiraiya erfahren hatte, ging es ihm noch einigermaßen gut. Er hatte sogar überlegt nochmal ein Buch zu schreiben, doch nachdem sein Herz dann nicht mehr mitmachen wollte und seine Ärzte ihm geraten haben, er sollte zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben, ließ er es sein. Er hatte mir per E-Mail geschrieben, dass er zur Zeit einen Krankenhausaufenthalt hatte und es nicht so gut um ihn stehen würde, aber er hatte abgeklärt, dass er auf jeden Fall bei der Hochzeit dabei sein würde.

Ich hatte mir die ganze Zeit Sorgen gemacht, besonders weil Naruto nichts davon wusste.

Aber nun war es geschehen.

Ich sprintete zu meinem Auto und öffnete die Fahrertür.
„Warte, Neji!“
Ich wandte mich um und sah Tsunade auf mich zu laufen. Ihr liefen lauter Tränen über die Wangen und ihre Atmung war extrem schnell. Ihre Augen schauten in meine voller Besorgnis.
„Nimm mich mit! Bitte!“, flehte sie und kam vor mir zum Stehen. Sie krallte ihre Hände in ihr Kleid und biss sich auf ihre bebende Lippe.

„Natürlich. Steigen Sie ein.“, sagte ich und sie nickte dankbar, bevor sie um das Auto herumlief und sich neben mir in den Wagen setzte.

Ich startete den Motor und schlug den Weg zum Krankenhaus ein. Neben mir schluchzte Tsunade leise und ich fragte mich, ob sie jemals etwas für Jiraiya empfunden hatte. Der alte Mann vergötterte sie regelrecht, also wie konnte da nie etwas entstanden sein?

„Tsunade-sensei.“, sagte ich mit fester Stimme ihren Namen.
„Ja?“, schniefte sie und drehte ihren Kopf mir zu.
Ich räusperte mich kurz.
„Zwischen Ihnen und Jiraiya-“
„Ob ich jemals Gefühle für ihn hatte?“, nahm sie mir die Worte aus dem Mund.
Ich nickte still. Es klang so, als würde sie das oft gefragt werden. Als könnte sie das Frag schon nicht mehr hören.

„Ich wünschte es mir.“, meinte sie dann und sah leicht verträumt auf die Straße vor uns.
„Wie bitte?“
Verblüfft schaute ich sie an. Wenn sie es sich doch so sehr wünschte, warum konnte sie ihn dann nicht einfach lieben? Was war daran denn so schwer?
„Ich wünschte wirklich, ich könnte seine Liebe erwidern. Ich wünschte so sehr, ich könnte ihn genauso sehen, wie er mich sieht. Aber ich kann es nicht.“, sie schüttelte mit ihrem Kopf und es liefen weitere Tränen über ihre Wangen.

„Warum? Warum können Sie es nicht?“
Tsunade schniefte und sah auf die Straße.
„Ich hatte mal einen Freund. Er ist umgekommen. Und ich hatte die Ehre ihm beim Sterben zuzusehen. Seitdem bin ich auch keine Ärztin mehr.“, sie versuchte kalt und ausdruckslos zu klingen, doch es gelang ihr nicht. Nach jedem einzelnen Wort ging ihre Stimme immer mehr in die Brüche.

„Ich ... kann deswegen niemanden mehr so lieben. Es tut mir so leid für Jiraiya, aber ich kann es einfach nicht.“

„Sie sollten aufhören in der Vergangenheit zu leben.“, schlug ich vor, bevor ich um die Ecke bog und wir das Krankenhaus sahen. Ich suchte einen Parkplatz und wir stiegen aus.
Wir beeilten uns in die Notaufnahme zu kommen und bereits da sah ich Hinata und Naruto sitzen.

Völlig verstört starrte der Blonde an die gegenüberliegende Wand. Hinata saß neben ihm und weinte still und leise. Es war schon ein Bild, wie sie nebeneinander auf diesen Stühlen saßen in ihren Gewändern.

„Naruto?“, sagte ich kurz, als wir vor den beiden zum Stehen kamen.
Er reagierte gar nicht. Er schien uns überhaupt gar nicht wahrzunehmen.

„Hinata?“, fragte ich meine Cousine nun. Die hob den Kopf und rieb sich mit ihrem Handrücken immer wieder über ihr Gesicht. Ich kniete mich zu ihr hinunter und holte ein Taschentuch aus meiner Hosentasche. Sanft wischte ich die Tränen aus ihrem Gesicht, die gar nicht aufhören wollten zu fließen.

„Erzähl, wie geht es Jiraiya?“, fragte ich sie und legte meine Hände auf ihre in ihrem Schoß.
Ihre Lippe bebte und sie zog die ganze Zeit immer wieder zitternd Luft ein.
„Wir kamen doch im Rettungswagen mit und als wir ausgestiegen sind, hatte er einen Herzstillstand. Er wurde in einen Raum verfrachtet und wir wurden draußen stehengelassen. Ich weiß nicht, wie es ihm geht. Ich weiß nicht mal, ob er noch lebt. Oh Gott bitte, er muss leben. Er ist doch Narutos Familie! Was soll er denn ohne ihn tun? Ich ... ich fühle mich so hilflos, Neji. Gottverdammt, ich will doch einfach nur, dass Jiraiya lebt!“, die letzten Wort sagte sie so verzweifelt, dass ich sie einfach in meine Arme schließen musste. Ich drückte ihren Kopf an meine Brust und flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr. Ihre Finger krallten sich in mein Hemd und sie schluchzte immer wieder laut auf.
Wir verbrachten eine gewisse Zeit in dieser Haltung, bis Hinata sich wieder entspannte.

Ich ließ sie los und schaute ihr in die geröteten Augen.
Sie war so verzweifelt vor Unwissenheit.

„Neji.“

Ich wandte mich zu Naruto. Sein Blick war immer noch total verstört und starr. Ich bemerkte, wie er schluckte und dann öffnete er wieder seinen Mund.

„Du weißt doch etwas.“

Verdammt. Ich musste weiterhin so tun, als hätte ich keinen Plan. Er würde es sowieso irgendwann erfahren. Und wenn dann nicht von mir. Von einem Arzt, zum Beispiel. Ein Außenstehender.

„Wovon redest du?“, entgegnete ich und schaute ihn an, als wäre er absolut behämmert. Aber das war er eigentlich nicht. Er hatte doch recht.

Naruto biss die Zähne zusammen und krallte sich in den Stoff von seinem Kimono. Er drehte sich zu mir und schaute mir direkt in die Augen. Seine himmelblauen Augen strahlten vor Wut, vor Trauer und vor Verzweiflung. Es war ungewohnt ihn so zu sehen.

„Verkauf mich nicht für dumm!“, zischte Naruto mir zu, „Jiraiya ging es doch schon längere Zeit so beschissen! Du weißt etwas, das spüre ich doch, verdammt! Sag mir, was zur Hölle mit dem Alten los ist!“

Ich biss mir auf meine Lippe und ballte meine Hände zu Fäusten. Ich muss einfach weiter den Unwissenden spielen. Einfach weitermachen, immer weiter verheimlichen und abtun.

Ich stand auf und schaute Naruto an. Ich atmete innerlich ein und aus und begann mein Schauspiel.

„Ich wünschte, ich wüsste etwas Naruto! Ich wünschte wirklich, ich könnte dir sagen, warum es Jiraiya so scheiße geht, aber ich weiß wirklich nichts! Kein bisschen!“, log ich und versuchte gut rüberzukommen.
Ich kniff die Augen zusammen und spürte, wie meine Knie zitterten. Ich war echt nicht gut im Lügen.

Und dann mit einem Ruck erhob sich Naruto von seinem Platz und ging einige Schritte auf mich zu. Er holte mit der Faust aus und traf mitten in mein Gesicht. Ich hörte noch, Hinata meinen Namen schreien und Tsunade, wie sie Naruto zurückzog.

„Mieser Lügner.“, knirschte Naruto, bevor ich das Bewusstsein verlor.

Tbh, ich hatte einfach Bock auf so ne Respektschelle mitten in se Fresse. Und da der Zeitpunkt ganz passend war, ich mein, Naruto ist durcheinander und völlig verstört, weil ich mein, man sieht nicht alle Tage mal ne Person fast an nem Herzinfarkt krepieren. Es sei denn, man ist Arzt, aber das ist Naruto definitiv nicht.

Okay, Leute. Das war dann das letzte Kapitel für heute Abend. Und ich denke auch das letzte für dieses Jahr.
Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr und hoffe für euch, dass es geiler als wird als das letzte. Wir schreiben uns, Schnuggies. ❤🍑

Bis nächstes Jahr! ❤🍥💞

harmony tea - naruto.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt