Fremdes Eis

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Elsa

Drei Monate schon war es jetzt schon her, dass ich zu Königin von Arendelle gekrönt worden war. Die Menschen wussten zwar von meinen Kräften und akzeptierten sie, dennoch hatten sie Angst vor mir. Sie hatten keine Ahnung, ob ich sie kontrollieren konnte und ich ehrlich gesagt auch nicht.

Für ein paar Wochen war alles gut, alle hatten Spaß, liefen auf dem Eis und veranstalteten Schneeballschlachten. Doch als der Ernst des Lebens wieder begann mussten die Leute die Saat ausstreuen und ihre Felder bestellen. Da war kein Platz mehr für Schnee und Eis. Allein meine Schwester Anna, ihr Verlobter Kristoff und Olaf und Sven leisteten mir Gesellschaft, aber auch sie waren nicht immer da.

Anna und Kristoff wollten Zeit für sich mit Sven konnte ich mich nicht unterhalten und auf Dauer war Olaf jetzt auch nicht grade der perfekte Gesprächspartner, außerdem mochte er den Sommer sowieso lieber. Also war ich wieder mal alleine.

Ich verbrachte viel Zeit in der Bibliothek und wenn ich nicht dort war regierte ich so gut es ging mein Land und half dem Rat bei wichtigen Entscheidungen. Aber auch dort war schnell alles geregelt.

Also war ich bald nur noch in der Bibliothek und las alles was ich in die Finger bekam. Ich fühlte mich eingesperrt, aber raus wollte ich auch nicht, weil ich dort nur angestarrt wurde, teils wegen den Kräften, teils weil ich die Königin war.

In der Bibliothek hatte ich ein Buch gefunden, das von Jack Frost handelte. Es war die Geschichte, die mein Vater mir erzählte, wenn ich Angst hatte und mich Nachts in das Zimmer meiner Eltern schlich. Jack Frost hatte die selben Kräfte wie ich, doch anstatt sich vor ihnen zu fürchten hatte er Spaß und teilte den Spaß mit anderen. Als ich klein war hatte ich daran geglaubt, als aber meine Eltern gestorben waren, hatte ich alle Hoffnung verloren, jetzt war es nur noch ein altes Märchen, das einem kleinen Mädchen einmal die Angst vor sich selbst genommen hatte.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Anna ins Zimmer stürzte und nach Luft schnappte. „Die- Die Wege, sie sind vereist. Man gibt dir die Schuld.“, japste sie. „Welche Wege? Und das kann nicht ich gewesen sein. Ich war die ganze Zeit hier.“, antwortete ich. „Erklär das den Händlern, die versucht haben den einfachen Weg zu gehen. Sie sind über den steilen Pass gekommen, weil ihre Pferde auf dem Weg keinen Halt gefunden haben. Auch wenn du es nicht warst, du musst es beenden. Sonst werden wir viele Handelspartner verlieren, der steile Pass ist zu riskant für sie. Der Rat ist hilflos ohne dich. Komm mit!“, erwiderte Anna bestimmt. Sie eilte aus dem Zimmer und ich folgte ihr.

Wir liefen zu dem Weg, wo der Rat und einige Händlern schon auf uns warteten. „Wenn ihr keine Partnerschaft mehr mit uns haben wollt, hätte ein Brief es auch getan euer Hoheit, dann hatten wir uns den Weg gespart.“, rief ein Händler aufgebracht und viele stimmten ihm zu. Der Rat blickte verzweifelt zu mir. „Wir wollen auf keinen Fall unsere Handelspartnerschaft  beenden. Arendelle und die südlichen Völker hatten immer gute Beziehungen. Ich bin nicht verantwortlich für diese Umstände, aber ich werde versuchen es zu beenden.“ versuchte ich eine möglichst diplomatische Antwort zu geben. Die Händler schauten mich skeptisch an und einige gingen zurück nach Arendelle um dort den Markt vorzubereiten. Der Rat brachte auch die anderen dazu zu gehen, als ich ihnen mitteilte, dass ich es sonst nicht schaffen würde, wenn sie mir dabei zusähen. Nur Anna blieb und ich war froh, dass sie da war. Ich kniete mich auf das Eis und legte beide Hände darauf. Für mich war es nicht kalt und hart, sondern fühlte sich weich und warm an. Aber da war noch etwas anderes an diesem Eis, etwas fremdes, das ich mir nicht erklären konnte. Ich dachte nicht mehr darüber nach sondern dachte an die Liebe in meinem Leben, an Anna und die anderen, und ließ den Schnee und das Eis in den Himmel schweben.

Nach dem Festessen, das wir für die Händler veranstaltet hatten um sie zu besänftigen, war ich in mein Zimmer gegangen und dachte über den vereisten Weg nach und welches seltsame Gefühl ich gehabt hatte, als ich das Eis berührt hatte. Auch Anna hatte anscheinend darüber nachgedacht und war in mein Zimmer gekommen um mit mir darüber zu sprechen. Ich versicherte ihr, das ich nichts mit dem Eis zu tun hatte und nach ein paar Minuten ging sie wieder. Als sie weg war versank ich wieder in meinen Gedanken und schlief schließlich ein.

Vergessen und Verloren (Jelsa Story Part 1)Where stories live. Discover now