I EINS I

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Sanft strich ich Geri durch die Haare. Er hatte seinen Kopf auf meinem Schoß abgelegt und blickte nun auf den Fernseher und er Wand gegenüber. Wir gucken gerade "Dogs of Berlin" eine neue Serie auf Netflix, die tatsächlich gar nicht so scheiße war, wie ich im ersten Moment dachte, auch wenn sie etwas merkwürdig war. Momentan achtete ich allerdings nicht wirklich auf die Serie, sondern viel eher auf den Mann, der in meinem Schoß lag. Ich wusste beim besten Willen nicht, was das zwischen uns war, aber was auch immer es war, ich brauchte es. In den letzten Wochen hatte ich immer öfter das Gefühl einfach unterzugehen. Immer wieder hatte ich das Gefühl unwichtig zu sein, dass es keinen Unterschied machen würde wenn ich nicht da wäre. Immer wieder lag ich weinend in meinem Bett und konnte den Grund nicht nennen, es gab teilweise auch einfach keinen Grund. Als ich letzte Woche meine Familie besucht hatte war es beispielsweise so, dass ich total glücklich war und nicht Mal ansatzweise das Gefühl hatte überflüssig zu sein. Zwei Stunden später jedoch wollte ich nur noch alleine sein. Es hat mich genervt, dass meine Familie da war und ich wollte nur noch weg. Diese Stimmungsschwankungen hatte ich in letzter Zeit auch öfters. Zusammen mit dem ständigen Stress, den wir nun einmal alle hatten im Team, machte es mir das Leben nicht unbedingt einfacher. Ich wusste nicht was es war, dass meine Stimmung so wechselhaft machte. Ich wusste nicht was Schuld daran war, dass ich im einen Moment glücklich und im nächsten traurig war, ich wusste nicht was es war, dass mich plötzlich weinen ließ und ich wusste nicht was es war, dass mich überflüssig und unnötig fühlen ließ. Doch was auch immer es war, wenn Gerard dabei war, dann war es augenblicklich besser. Die negativen Gedanken wurden leiser, ich war nicht mehr so schlecht gelaunt und ich musste viel seltener weinen. Ich hatte keine Ahnung was ich für Geri fühlte oder was das zwischen uns war, aber was es auch war es half mir erheblich und gab mir jede Menge Halt. Ich beobachtete Gerard auf meinem Schoss weiter und fuhr durch seine braunen Haare. Er sah zu mir hoch und lächelte. Etwas unsicher, was ich jetzt tun sollte begann ich über seine Wange zu streichen und hoffte, dass er den nächsten Schritt tat. Mindestens genauso unsicher beugte er sich etwas hoch und schloss dann langsam die Augen. Ich konnte mir denken, was er wollte. Immerhin hatte ich ja auch schon die eine oder andere Beziehung und wusste dementsprechend, wenn mich jemand küssen wollte. Das Problem war nur, dass ich bisher immer Frauen geküsst hatte. Das wäre jetzt also nicht nur mein erster Kuss mit Geri, sondern auch mein erster Kuss mit einem Mann. Ich wollte ihn nicht verletzten, weshalb ich ebenfalls die Augen schloss. So anders konnte es ja eigentlich gar nicht sein oder? Aber wenn ich ihn jetzt küssen würde, wäre ich dann nicht offiziell schwul? Ich meine ich hatte noch nie etwas für einen Mann empfunden und war bisher auch noch nie in so einer Situation gelandet. Andersrum fühlte es sich gerade so unglaublich richtig an jetzt einfach die Augen zu schließen und mein Herz machen zulassen. Dann schaltete sich mein Kopf dummerweise wieder ein und sagte mir, wie falsch es wäre Geri jetzt zu küssen und das sowieso schon ziemlich grenzwertig war hier so mit ihm zu liegen. Dann jedoch spürte ich Gerards Lippen auf meinen und mein Kopf schaltete sich ab. Jetzt war es mein Herz, das mich und mein Handeln steuerte. Ich schloss die Augen und übte einen leichten Gegendruck auf seine Lippen aus. Ich spürte, wie er diesen Druck annahm und anfing seine Lippen leicht und vorsichtig auf meinen zu bewegen. In diesem Moment war ich mehr als dankbar, dass er den dominanteren Part übernahm und ich sein Handeln eigentlich bloß noch nach ahmen musste. Ich war zu hundert Prozent überfordert mit der Situation, jedoch steuerte mein Herz mein Handeln und anscheinend kam es mit dem ganzen hier ganz gut klar, sodass ich bloß etwas unsicher war. Ich ging nicht wirklich davon aus, dass Geri das merkte und machte deswegen einfach weiter. Sobald Gerard den Kuss dann abbrach und sich wieder lächelnd an mich kuschelte, hörte mein Herz auf zu handeln und mein Kopf schaltete sich wieder an. Zurück waren die pure Überforderung, das Gefühl das es falsch wäre und die Unsicherheit in allem, was ich hier gerade tat oder tun sollte. Unsicher legte ich meine Hand auf die Seite des Mannes auf meinem Schoss und tat so, als wäre er irgendeine meiner Ex-Freundinnen. Sofort fiel es mir etwas leichter zu handeln. So kam es, dass ich mich runter beugte und seine Stirn küsste, während ich seine Seite, wesentlich sicherer auf und ab fuhr. Es war einfach nur merkwürdig. Wir verhielten uns hier wie Paar, hatten uns gerade geküsst und kuschelten schon seit Tagen. Das war doch kein normales Verhalten mehr oder? Dazu kam, dass wir uns eigentlich nicht mochten. Erstrecht aufgrund unserer Vereine nicht, aber auch ansonsten war Geri nie ein Mensch, mit dem ich gerne befreundet wäre. Irgendwie passierte aber genau das Gegenteil. Ich lernte ihn besser kennen, wir verbrachten auch Privat mehr Zeit zusammen und schließlich kam es, dass wir immer öfter zusammen auf der Couch oder im Bett bei einem von uns lagen und uns wie ein Paar verhielten. Es war einfach merkwürdig und ich hatte absolut keine Ahnung, wie ich damit umgehen sollte. Ich wusste auch nicht, was das hier war, oder wie ich es nennen sollte und ich hatte keine Ahnung, was es für ihn war. Normalerweise hätte ich jetzt mit ihm darüber reden können, allerdings wusste ich ja noch nicht einmal, was ich von ihm wollte, wie sollte ich dann ein Gespräch mit ihm darüber führen, was er von mir wollte?

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I need you ~ Ramos x Piqué (BoyxBoy)Where stories live. Discover now