FIFTEEN

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Die Tür knallte gegen die Wand und Thor kam in das Zimmer gestürmt.
„Es ist schon wieder passiert. Habe ich Recht?" Fragte er sofort und lief hektisch im Raum umher.
Hinter ihm trat Loki ein, der um einiges ruhiger schien: „Es wundert mich, dass sie es erneut versucht haben."
Ich erhob mich langsam und ließ meinen Blick von einem zum anderen schweben: „Es war anders als sonst."
Thor stoppte abrupt und auch Loki schenkte mir nun seine ganze Aufmerksamkeit.
„Ich sah noch jemanden. Anfangs war es nur Numitor, doch jemand kam und half mir", kurz stoppte ich und sah auf meine Hände, bevor ich weitersprach: „Er hatte goldene Augen, doch sein Gesicht sah ich nicht."
„Goldene Augen", wiederholte Loki und sah zu Thor.
Dieser schien zu überlegen, ob ihm jemals so jemand untergekommen war, doch schüttelte er schließlich den Kopf: „Mir kommt niemand in den Sinn."
„Ich denke es war der selbe, dem ich bereits im Wald begegnet war. Doch dieses Mal half er mir und probierte mir nicht zu schaden", erklärte ich: „Im Wald dachte ich noch er wäre von der Garde, doch jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Warum sollte er mir helfen, wenn er ein Freund von Numitor wäre?"
Nachdenklich trat Thor an mein Fenster und sah hinaus.
„Wer ist der neue Spieler in dem Ganzen", murmelte er, bevor er sich wieder abdrückte und zu Loki ging.
Er packte diesen am Arm und sah ihn an: „Wir sollten mit Vater sprechen."
Zustimmend nickte Loki, bevor er wieder zu mir sah: „Bleibe hier. Sif wird gleich kommen."
Mit diesen Worten drehten sich die beiden um und verschwanden.
Schnaufend ließ ich mich auf mein Bett fallen und strich mir einmal über mein Gesicht.
Mich ängstigte, dass ich den Reiter nicht einschätzen konnte.
War er auf meiner Seite oder nicht?
Wollte er mir Gutes oder Schlechtes?
Was wollte er überhaupt?
Verzweifelt griff ich mir in meine Haare und stöhnte auf.
So viele neue Fragen, obwohl die anderen nicht einmal richtig beantwortet waren.
Genau das bereitete mir Kopfschmerzen, die ich mit leichten Berührungen an meiner Schläfe probierte zu beruhigen.

Irgendwann trat Sif ein und kam auch direkt auf mich zu.
Sie griff nach meiner Hand und ließ sich neben mir fallen: „Ich habe bereits gehört, was passiert ist."
„Ich halte das nicht mehr aus", hauchte ich leise.
Sif begann hektisch zu nicken: „Wir müssen jetzt handeln!"
„Aber-."
„Nichts aber", unterbrach sie mich: „Er muss dich jetzt trainieren! Er muss einfach! Es ist zu gefährlich!"
„Sif", probierte ich sie wieder zu beruhigen, doch winkte sie nur sauer ab.
„Er muss es tun! Der Herr soll sich mal nicht so anstellen und über seinen eigenen Schatten springen!"
„Redest du gerade über mich?" Ertönte es fragend von der Tür und ich zuckte vor Schreck zusammen.
„Loki", sagte ich erstaunt.
„Loki", kam es ebenfalls von Sif, doch klang es eher bitter.
„Vater möchte dich sehen", sagte dieser und sah mich abwartend an.
Vorsichtig rutschte ich von dem Bett herunter und ging auf den Mann zu.
„Sei freundlich", sagte Sif und bedachte Loki mit einem skeptischen Blick.
Ich nickte ihr ein letztes Mal zu, bevor ich in den Gängen verschwand und dem Gott folgte.
Er führte mich in den altbekannten Raum, wo Odin und Thor an einem Tisch saßen.
„Aurelia", begrüßte mich Odin und zeigte auf einen Platz, an welchem ich mich sachte niederließ.
„Die beiden berichteten mir bereits von dem Vorfall", begann er zu sprechen: „Und wir haben uns dafür entschieden, dass Loki dich trainieren wird und zwar sofort."
Überrascht sah ich ihn an: „Sofort?"
„Ja, er wird sofort beginnen."
Mein Blick wanderte zu dem Gott, der einfach in eine andere Ecke des Raumes sah und dem die Situation sichtlich unangenehm war.
Ich sah wieder abwartend zu Odin, welcher auf die Tür zeigte: „Loki?"
Der Angesprochene stöhnte leise auf und sah mich dann abwartend an, bevor er wieder auf die Tür zuging.
Verdattert erhob ich mich und folgte dem Gott.
Ein letztes Mal sah ich unsicher in den Raum, wo mir Thor aufmunternd entgegen lächelte.
Ich sammelte neuen Mut, hob mein Kinn und trat neben den Gott.
„Wo werden wir hingehen?" Fragte ich nach einiger Zeit.
Loki bedachte mich mit einem kurzen Blick: „Stell keine Fragen."
Genervt schnaubte ich auf: „Wo werden wir hingehen?"
Nun war er es, der schnaubte und seine Schritte beschleunigte.
Ich lief förmlich neben ihm, da ich nicht mehr richtig hinterherkam, doch würde er mich nicht abschütteln können.
Als er allerdings in den Garten trat, stoppte ich von ganz alleine und sah dem Gott verwundert hinterher.
Schnell sammelte ich mich wieder und lief los, um ihn wieder einzuholen.
Schließlich blieb er zwischen vielen Rosen stehen und sah mich an.
Allerdings beachtete ich ihn gar nicht, sondern ging verträumt auf die Blumen zu und ließ meine Hände über diese wandern.
Erst als er sich räusperte zuckte ich zusammen und sah ihn an.
„Konzentriere dich!" Donnerte Loki.
Am liebsten hätte ich etwas bissiges geantwortet, doch wollte ich ihn nicht auf diese Weise verärgern und somit riskieren, dass er mich nicht mehr trainieren würde.
Genau aus diesem Grund biss ich mir auf meine Lippe und ging einfach auf ihn zu.
„Setz dich", forderte er mich auf.
Skeptisch sah ich ihn an, doch ließ mich dann langsam nieder auf dem Gras.
Loki zog langsam Kreise um mich: „Ich werde in deine Gedanken eindringen und du wirst probieren mich heraus zu schieben, verstanden?"
Überrascht sah ich ihn an, doch ließ er mir gar keine Zeit zum antworten.
Er hockte sich ruckartig zu mir und legte seine Hand an meinen Kopf, sodass ein stechender Schmerz diesen durchzog.

„Lia", rief eine Stimme nach mir und ich drehte mich freudig um.
„Papa", lachte ich als kleines Mädchen und rannte auf den Mann zu, welcher in den Garten gekommen war.
Mit Schwung prallte ich in seine Arme und er hob mich hoch: „Wie geht es dir, mein Schatz?"
Meine Augen glitzerten vor Freude: „Gut. Mami und ich haben Kekse gebacken und jetzt wollen wir neue Rosen pflanzen."
„Das ist schön", kam es lächelnd zurück und er stupste mir auf die Nase.
„Thomas?" Kam es von hinten.
Vater ließ mich vorsichtig zu Boden, bevor er auf meine Mutter zu ging, welche ihn lächelnd in den Arm nahm.
„Wie war es bei der Garde?" Hörte ich sie leise fragen aber doch so, dass ich es hören konnte.
„Erfolgreich", kam es leise zurück und ich schluckte schwer.
„Konzentriere dich!" Zischte plötzlich eine andere Stimme.
Ich blickte zur Seite zu den Rosen und sah dort auf einmal Loki stehen.
Mit einem Mal änderte sich das Bild und ich stand vor einem großen Bett.
Sofort wusste ich, was es mit sich auf hatte und wollte mich dagegen wehren, da Loki es nicht sehen sollte, doch schaffte ich trotz meiner Bemühungen nicht, dass das Bild sich änderte.
„Lass mich alleine", sagte mein älteres Ich.
„Was ist denn los?" Ertönte eine tiefe Stimme hinter mir und Hände legten sich auf meine Schultern.
„Fass mich nicht an", zischte ich und schüttelte seine Hände ab.
Ein leises Lachen ertönte hinter mir, was mit einem Mal verstummte und ich unsanft gegen die Wand gedrückte wurde.
Ängstlich sah ich in das wütende Gesicht von Tycho.
„Du gehörst mir? Schon vergessen? Da steht es mir zu!"
„Nichts steht dir zu!"  Fauchte ich und wollte mich lösen, doch ließ er mich nicht.
Wütend sah er mich an, als er sich dann löste und einen Schritt nach hinten trat.
Ich atmete bereits beruhigt auf, als er plötzlich ausholte und seine Hand schmerzhaft auf meine Wange fliegen ließ.
Der Aufprall riss mich von den Beinen und ließ mich erschrocken aufkeuchen.
Ich verstand nicht ganz, was passiert war, doch ließ er mir auch keine Zeit es zu realisieren, da zog er mich bereits wieder auf die Beine und schmiss mich auf das Bett.
„Du gehörst mir!" Brüllte er mir förmlich ins Gesicht und ich schloss ängstlich meine Augen.
Ich spürte seine kalten Hände, welche sich unter den Saum meines Kleides bahnten und schließlich auf meiner nackten Haut meiner Oberschenkel liegen blieb.
„Mir", hauchte er und ließ diese weiter und weiter nach oben wandern.

Schwer atmend sprang ich auf und ging ein paar Schritte in die andere Richtung.
Ich traute mich gar nicht zu Loki zu schauen, da ich einfach zu sehr Angst vor seiner Reaktion hatte.
„Ihr wart verheiratet, richtig?" Ertönte es leise von ihm und ich sah überrascht zu Loki.
Er reagierte ganz anders als gedacht, sehr viel ruhiger und sanfter und in keinsterweise spöttisch oder herablassend.
Langsam begann ich zu nicken.
„Wo ist dieser Tycho heute?" Stellte er bereits die nächste Frage.
„Nirgends. Er ist tot", antwortete ich kalt und sah auf meine Hände: „Er diente der Armee des Königs und ist bei einem Einsatz umgekommen."
„Verstehe" , antwortete der Gott leise: „Warum haben deine Eltern das getan?"
Traurig zuckte ich mit den Schultern: „Mein Vater ging ebenfalls zur Armee und kehrte als jemand anderes zurück. Er hielt es mit einem Mal für richtig mich zu verheiraten und dann auch noch mit dem Sohn des Hauptmannes, da es ein gutes Licht auf uns werfen würde."
Ich merkte gar nicht, wie mir die Tränen meine Wangen hinunterliefen.
„Ich wollte nicht, dass du so etwas von mir siehst", hauchte ich und drehte mich weg von ihm.
Das leise Rascheln des Grases ertönte, bis es wieder verklang und sich zwei Hände an meine Arme legten, welche mich vorsichtig umdrehten: „Es ist alles gut. Du brauchst dich nicht schämen."
„Genau das mach ich aber", sagte ich leise und sah nach unten.
Plötzlich überbrückte er den Abstand und nahm mich in den Arm, was mich überrascht den Kopf nach oben reißen ließ.
Trotz meines Schrecks erwiderte ich die Umarmung und genoss es einfach gehalten zu werden.
„Du musst dich auf eine ganz bestimmte Sache konzentrieren", flüsterte er mir ins Ohr: „Etwas, was du liebst zum Beispiel. Wenn dir das gelingt, verschwinden deine Gedanken und du kannst probieren mich hinaus zu drücken, dabei denke an riesige Wände, welche sich vor deinem Geist aufbauen und niemand anderen hineinlassen."
Verstehend nickte ich und er löste sich von mir: „Bist du bereit für einen nächsten Versuch?"
Trotz meiner Angst, was ich dieses Mal sehen würde, nickte ich und machte mich auf den ziehenden Schmerz bereit.

Love > Hate Where stories live. Discover now