27 | Kalt

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Es war kalt. Und es war dunkel.
Meine Gedanken schwirrten wirr in meinem Kopf umher und ich nahm keine Zeit wahr.
Ich nahm meine Gerüche oder Geräusche wahr. Ich spürte nichts. Nur Leere. Pure, erstickende Leere.
War das der Tod? War das die Hölle, die ich mehr als verdient hatte?
Im Sterben ist nichts romantisches. Nichts theatralisches. Es tat weh. Und man fühlt sich alleine. Ich fühlte mich verlassen und alleine.
Und es tat sehr weh. Auch wenn ich nichts mehr spürte, das Gefühl der Einsamkeit tat weh.
Ich wusste nicht mehr wer ich war. Wo ich war. Oder wann ich war. Ich fühlte nur eins: Kälte.

Doch dann geschah etwas sonderliches. Ein weißer Lichtstrahl durchbrach die Dunkelheit, griff mich und riss mich an eine Oberfläche. So fühlte es sich zumindest an. Wärme durchströmte meinen Körper und meine Extremitäten fingen an zu kribbeln. Ich roch etwas. Ich hörte Geräusche. Und ich spürte eine Hand auf meiner Wange. Ich fühlte etwas.
Dann schlug ich ruckartig die Augen auf und blickte in ein paar wunderschöne Augen. Luft durchströmte meine Lungen, Blut durchfloss meine Adern und die Einsamkeit war verflogen.
„Hey", flüsterte Nymeth.
„Hi", antwortete ich mit brüchiger Stimme.
Nymeth saß gebeugt neben mir und eine Träne rollte ihr Wange herunter. In ihren Augen war ein Funkeln zu erkennen.
Ich legte eine Hand an ihre Wange. Sie warm warm und weich.
Dann nahm Nymeth meinen Kopf und zog mich in einen innigen Kuss.
Gefühle explodierten in mir. Wärme und Freude und Geborgenheit. Liebe.
Ihr Lippen waren weich und ich ließ mich in den Kuss fallen. Es fühlte sich wunderbar an.

Atemlos trennten wir uns wieder und ich ließ mich in einen Haufen Kissen zurückfallen.
Nun nahm ich auch meine Umgebung wahr. Ich lag in meinem Bett in dem Gasthaus. Meine Erinnerungen kamen zurück und durchzuckten mich wie ein Blitz.
Die Wut, der Drang meine Liebe zu töten, aber auch der stechende Schmerz in meiner Brust.
Ich atmete ruckartig ein und griff an meine Brust. Ich sah Nymeth voller Reue an.
„Was ist passiert?", flüsterte ich und traute mich nicht ihr in die Augen zu sehen.

Doch Nymeth nahm mein Kinn in ihre Hände und zwang mich sie anzusehen. Dann gab sie mir einen flüchtigen Kuss, welcher länger dauerte als erwartet.
„Alles ist gut.", lächelte sie mich überglücklich an.
„Aber ..., wie?", fragte ich verdutzt.
Nymeth setzte sich neben mich aufs Bett und strich mir durch die Haare. Ein wunderschönes Gefühl. Diese zärtlichen Berührungen.
Sie holte tief Luft und fing an zu erzählen, hörte aber nicht auf mich zu streicheln.
„Ich hatte dir doch erzählt, dass der dunkle König dich durch die Aura der Elfeninsel leicht manipulieren kann. Und anscheinend hat er das auch getan als du geschlafen hast..."
Sie stoppte kurz.
„Doch Esrada hatte sowas schon befürchtet und hat mir einen Zauber gezeigt, mit dem ich schnell um Hilfe rufen konnte. Dadurch kamen sie und du ...
... naja egal.
Doch wir mussten schnell etwas tun da du wie besessen warst. Also hielten wir direkt das Ritual ab, was den Schwur brach. Doch dafür musstest du sterben.
Doch das Ritual hatte gefährliche Seiten.
Eine Person die du liebst muss dein Herz zerstören mit einer Waffe von der Person, an die du gebunden bist."
Deshalb hat sie Justira genommen. So langsam setzte sich das Bild zusammen. „Aber..." setzte ich an. „Wie du überlebt hast?", unterbrach sie mich.
„Gar nicht. Du bist gestorben. Doch wir haben dich zurückgeholt. Mit Magie.
Wir hatten so viel riskieren müssen. Aus dir hätte ein Draki werden können. Doch dein Körper nahm meine Magie an. Durch unsere Liebe hast du überlebt."
Liebe. Dieses Wort waberte die ganze Zeit durch meinen Kopf. Waren diese Gefühle Liebe? Ich wusste es nicht. Doch so etwas hatte ich vorher noch nie gefühlt.
Doch, ich war mir sicher. Ich liebte Nymeth.
„Ich liebe dich", sagte ich zu ihr und schaute in ihre wunderschönen Augen.
Sie strahlten. Dann zog sie mich zu sich ran. „Ich liebe dich auch", nuschelte sie in den Kuss.
Der Kuss wurde inniger und es wurde heißer im Raum. Meine Hand wanderte unter ihr Hemd und streichelte ihre bloße Haut. Sie fühlte sich so zart an.
Nymeth tat das gleiche und zog mir langsam ein Nachthemd aus. Ich konnte mich nicht daran erinnern es angezogen zu haben. Dann berührte sie meinen Körper an intimen Stellen. Sie stoppte an meiner Brust und streichelte die Narbe direkt über meinem Herz. Kurz sah ih einen Moment der Trauer in ihren Augen, doch ich zog sie zu mir und küsste sie leidenschaftlich.
Sie fing an meine Brüste zu kneten und ihre Hände fanden zu meiner Mitte.
Leidenschaft explodierte in mir und als sie fertig war tat ich dasselbe bei ihr wie sie es bei mir tat.

Erschöpft fielen wir beide nebeneinander ins Bett und atmeten schwer.
„Das war atemberaubend", sagte Nymeth.
„Ohja", fügte ich hinzu und kuschelte mich an sie.
Es war ein komisches aber auch schönes Gefühl so neben ihr zu liegen und keine innere Unruhe zu haben. Ich genoss ihre Nähe und wünschte mir diese Nacht würde niemals enden.
Irgendwann schlief Nymeth neben mir ein und ich strich ich zaghaft übers Haar.
Sie sah so friedlich aus und selbst so zerzaust war sie wunderschön.
Ab und zu zuckte sie mal im Schlaf und ihre Augen bewegten sich hinter den Lidern hin und her. „Schh", flüsterte ich ihr zu und kuschelte mich weiter an sie.
Sofort beruhigte sie sich und schlief ruhig weiter.
Ich beobachtete sie noch einige Zeit bis ich selber in einen traumlosen Schlaf fiel.
Schatten waberten um mich herum und ich bekam Angst, dass der dunkle König mich nochmal manipulierte.
Doch er tauchte nicht auf.
Stattdessen kam eine schwarze Kreatur auf mich zu.
„Wer bist du?", fragte ich.
„Ein Wächter.", sein Mund bewegte sich nicht, doch die eisige Stimme hallte überall.
„Du hast die Grenze ins Reich der Toten überwunden, bist aber nicht dort. Du schuldest uns etwas."

Ich wachte schweißgebadet auf.
Einige Zeit lag ich wach im Bett und starrte an die Decke.

Als Nymeth wach wurde, begrüßte sie mich mit einem Kuss und strahlte mich an.
In dem Moment entschied ich ihr nichts von dem Traum zu erzählen.

Der Dunkle ThronWhere stories live. Discover now