5.

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Jimin

Min Yoongi. Der Mann, den ich vor einigen Tagen noch auf mein eigenes Schiff entführen wollte. Und der Mann, auf dessen Schiff ich jetzt ironischerweise festsaß. Er trat hinter dem Blonden ein und erfüllte sofort den ganzen Raum mit seiner dominanten Ausstrahlung. Er trug einen dunkelgrünen, gemusterten Anzug mit einem gelben Jabot. Das ganze passte sehr gut zu seinen schwarzen, leicht welligen Haaren und seiner blassen Haut und betonte seine dunklen Augen. Er sah noch besser aus als in der Zeitung. Deutlich besser. Er starrte mir direkt in die Augen und ich fühlte mich unwohl unter seinem stechenden Blick. Weiter musterte er mich und legte seinen Kopf leicht zur Seite und sah mich nachdenklich, fast schon neugierig an. "Wer bist du?" fragte er mich direkt. Ich antwortete ehrlich mit meinem richtigen Namen, da ich nicht noch mehr Probleme bekommen wollte, als ich eh schon hatte. "Für wen arbeitest du?" fragte er mich und kam langsam auf mich zu. "Hä? Eigentlich für niemanden, aber vor ein paar Tagen doch noch für sie persönlich als Packesel." antwortete ich mit neuem Mut, wo auch immer dieser her kam. "Halt mich nicht zum Narren." erwiederte Yoongi kühl und packte mich am Arm. "Du hast nicht ohne Hintergedanken Rickies Job übernommen. Du musst von Anfang an ein Ziel und einen Auftraggeber gehabt haben. Wenn du jetzt nicht ehrlich mit mir bist, dann hast du ein gewaltiges Problem, Kleiner." sagte er bedrohlich und drückte meinen, in den Ärmel meines schwarzen Hoodies gehüllten, Arm fest. " Ich habe Rickies Arbeit nur übernommen, weil ich mit ihm einen Deal eingegangen bin. Er hat mich eine Nacht bei ihm schlafen lassen und dafür musste ich den Job übernehmen, weil ich bein Portemonnaie verloren habe und nicht bezahlen konnte." mittlerweile zitterte meine Stimme stark und ich bekam langsam aber sicher Panik. "Ist das alles, was du zu sagen hast?" fragte Yoongi herablassend und sichtlich unbeeindruckt von meinen Erzählungen. Er ließ meinen Arm los und richtete sich wieder auf. Ich versuchte währenddessen meine Panik unter Kontrolle zu bekommen. Ich atmete tief durch und ging im Kopf Liedertexte durch, um mich abzulenken. "Was machen wir jetzt mit ihm?" kam es von dem Blonden. "Lass das Mal meine Sorge sein, Namjoon." antwortete Yoongi und irgendetwas in seiner Stimme jagte mir wieder ungeahnte Ängste ein. Eine Gänsehaut zog sich über meinen Rücken. Ich wollte etwas sagen, ich wollte Yoongi Beleidigungen ins Gesicht schleudern, doch ich konnte nicht. Yoongis Päsenz schüchterte mich einfach zu sehr ein. So saß ich weiterhin zusammengekauert und mit gefesselten Händen auf dem Sofa und hoffte einfach, dass ich nicht direkt über Bord geworfen wurde.
Yoongi wandte sich wieder an Namjoon und Jungkook :" Steckt ihn erstmal in eine Zelle, alles andere klären wir gleich ohne diesen Parasit.". Ich war innerlich etwas erleichtert. Immerhin würden sie mich nicht sofort umbringen. Aber welche normale Yacht hatte bitteschön eine Gefangenenzelle? Mir dämmerte, dass ich wahrscheinlich in eine nicht ganz so legale und saubere Sache hineingeraten war und augendblicklich steigerte sich meine Panik.
Grob riss Namjoon mich von der Couch und schubste mich vorwärts. Dabei strauchelte ich und fiel um. "Auch noch zu dumm zum laufen, oder was? meinte Namjoon spöttisch und schmiss mich schließlich über seine Schulter. Das er diese dabei in meinem Magen rammte, was äußerst schmerzhaft war, interessiere ihn wenig. Mein Oberkörper und mein Kopf baumelten also nun kopfüber von Namjoons Schulter. Er lief nun, beladen mit mir heraus. Kurz bevor wir den Raum verlassen hatten, fiel mein Blick wieder auf Yoongi, der mich immernoch nachdenklich musterte.

Ich wurde zwei Treppen herunter geschleppt und anschließend unsanft von Namjoon in einem verriegelbaren Kellerraum abgesetzt. Er nahm mir die Handschellen ab und sagte mir, dass Yoongi mich heute Abend warscheinlich nochmal privat unter vier Augen sprechen wolle. Danach verschloss er die Tür und lies mich alleine im Bauch des Schiffes zurück. Der Raum war recht karg aber sauber. An der rechten Seite an der Wand befand sich ein schmales Bett mit einer dünnen Decke. Im linken Teil des Raumes war ein kleiner Badbereich mit einer engen Dusche, einem kleinen Waschbecken und einer Toilette abgeteilt. Ansonsten befand sich im Raum nur noch eine Deckenlampe und ein Wandregal, auf dem einige Magazine und Zeitschriften lagen. Ich setzte mich aufs Bett, was sofort knarzende Geräusche von sich gab, und dachte über meine Situation nach. Irgendetwas an dieser ganzen Sache war faul. Yoongi und seine Crew mussten etwas verbergen, sonst würden sie mich nicht so panisch wegsperren. Und mir war klar, dass sie mich so schnell wie möglich loswerden wollten. Ich brauchte also schnellstmöglich einen Plan, um aus diesem Schlamassel wieder herauszukommen. Ich zerbrach mir den Kopf über eine mögliche Lösung meiner Situation und ärgerte mich darüber, dass sich mein Mantel noch oben auf den Sofa befand. Zwar trug ich auch einige Sachen bei mir aber es war immer besser, vollständig ausgerüstet zu sein. Außerdem betete ich zu allen Göttern, dass sie nicht meine Taschen durchsuchen und das Foto von Yoongi aus der Zeitung finden würden, denn das würde mich in eine extrem peinliche Situation bringen.
Ich beschloss schließlich, den ersten, der mich in meiner neuen Heimat hier unten besuchte, mit einem Messer aus meiner Gürteltasche zu bedrohen und so eventuell Zugang zu anderen Waffen und meinem Zeig zu haben. Die Chance auf Rettung war zwar zum Verschwinden gering, aber so oder so war mein Leben hier in Gefahr und lieber verlor ich es beim Versuch, Freiheit zu erlangen, als in dieser Zelle zu vergammeln.

Hier unten gab es weder ein Fenster, noch eine Uhr und so verlor ich mein Zeitgefühl. Doch ich schätze irgendwann gegen 22 Uhr gab ich die Hoffnung auf, heute noch besucht zu werden und kuschelte mich müde in die dünne Bettdecke ein. Ich dachte an etwas schönes und versuchte Schlaf zu finden. Gerade, als ich kurz davor war, im Reich der Träume zu versinken, ging auf dem Flur das Licht an. Der schmale Lichtstreifen, der unter der Tür "hervorquoll' erhellte auch meinen kleinen Raum einwenig und ich machte mich leise und barfuß auf den Weg zur Tür. Ich stellte mich direkt neben sie, aber so, dass ich sie nicht ins Gesicht bekomme, zückte mein Messer und wollte den Überraschungseffekt nutzen, um mein Opfer zu überwältigen und zu entkommen. Da wir uns immernoch auf einem Schiff befanden, musste ich warscheinlich nach einem Beiboot suchen und mich absetzten oder mich so lange auf dem Schiff verstecken, bis wir in einem Hafen anhielten. Aber darüber würde ich nachdenken, wenn es soweit ist. Die Tür schwang auf und ich stürzte mich direkt auf die hereintretende Person. Zumindest versuchte ich es. Doch Yoongi, welcher gerade eigentlich mein Zimmer betreten wollte, musste eine gewisse Vorahnung gehabt haben und rammte mir direkt seine Faust ins Gesicht. Als sie mich traf, zischte ich vor Schmerz auf und taumelte nach hinten. Das nutze er aus und warf mich gekonnt über seine Schulter auf den Boden. Er drückte mir meine Arme auf den Rücken und mein schmerzendes Gesicht auf den Boden und zischte mir ins Ohr "Merk dir eins: Es geht nie gut für dich aus, wenn du versuchst, dich mit mir anzulegen, verstanden?". Ich nickte stumm und mir liefen vor lauter Schmerzen Tränen über die Wangen und Blut aus der Nase. "Wir reden morgen." sagte Yoongi nur und verließ ohne weitere Worte den Raum. Natürlich nicht, ohne mich vorher wieder eingeschlossen zu haben. Nun lag ich hier alleine, verletzt und blutig und konnte nicht die Kraft aufbringen, mich aufzuraffen und ins Bett zu legen. Und so kam es, dass ich die Nacht auf dem kalten Fußboden verbrachte.

salt, seabreezes & sugaWhere stories live. Discover now