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GermanLetsPlay (für den Rest der Geschichte)

Mehrmals hatte die große Wärmekugel hoch oben am Himmel sich bereits von uns verabschiedet und die Insel in eine ruhige Atmosphäre getaucht. Abertausende kleine Lichter zierten gerade das Himmelszelt über unseren Köpfen, als zum ersten Mal Leben in den jungen Menschen neben mir kam.

Wir befanden uns seit meinem Fund in der klapprigen Holzhütte, die ich einst erbaut hatte. Damals war ich noch jünger gewesen, musste mir eine Unterkunft suchen. Ansonsten würde ich wohl nicht mehr am Leben sein. Doch da noch niemand vor mir diese Insel erkundet hatte, musste ich mich der Aufgabe entgegenstellen und mit eigenen Händen ein Zuhause bauen. Das Endergebnis bot mir zwar Schutz vor unerwünschten Gästen, gab aber an Schönheit nichts her. Es bestand aus modrigem Holz und vereinzelte Löcher zogen sich durch die Wände.

Ein zusammengebastelter Ofen füllte den einzigen Raum in der Hütte mit wohliger Wärme aus, die mir die Gänsehaut vom Körper jagte. Draußen war es furchtbar kalt, der Mensch konnte vom Glück reden, dass ich ihn noch rechtzeitig gefunden hatte. Ansonsten wäre er, hätten ihn nicht schon die gefräßigen Raubtiere in Fetzen gerissen, am nassen Strand erfroren.

Die Insel wirkte wahrscheinlich wie ein Paradies, in welchem nie die Sonne unterging, geschweige denn die hitzigen Temperaturen in die Minusgrade fallen könnten. Doch ich lebte nun schon lange genug hier, um zu wissen, dass es hier ganz schön hart zugehen konnte. Bereits ausgestorben geglaubte Lebewesen herrschten über die Insel, nichts war, wie es schien.

Gequältes Keuchen schleuderte mich aus meinen Gedanken, ließ mich erschrocken zusammenzucken. Meine smaragdgrünen Augen suchten sofort den Fremden ab, versucht, jegliche Bedrohungen ausfindig zu machen. Vielleicht war der Mensch gefährlich, dachte ich sofort und brachte mich in Angriffsposition, keine Sekunde später wurde ich schon vom Gegenteil überzeugt.

Schmunzelnd fuhren meine zu Fäusten geballten Hände wieder meine Seite hinab, baumelten entspannt gegen meinen Körper. Mit einem dumpfen Geräusch setzte ich mich zurück auf den Boden, dessen hartes Holz von einer breiten Wolldecke überdeckt wurde. Belustigt musterte ich den Mann, verfolgte jede seiner Bewegungen mit großen Augen.

Bevor er seine Augenlider aufschlug, versuchte er mit seiner trockenen Hand ein paar Haarsträhnen aus seinem Gesicht zu streichen. Die hellbraunen kurzen Haare standen ihm kreuz und quer vom Kopf ab, in meinen Augen sah er einem wilden Stachelschwein sehr nahe, welches immer wieder Beeren aus meinem Vorrat gestohlen hatte.

Ein brummendes Geräusch drang aus seiner Kehle hervor, während sich seine dichten Augenbrauen schmerzverzerrt krümmten. Auch seine etwas breitere Nase zog der Mann zusammen, die schmalen, jedoch in einem zarten Rosa strahlenden, Lippen presste er zu einer kaum sichtbaren Linie.

Es schien so, als hätte der Braunhaarige starke Schmerzen, sodass ich besorgt aufsprang und vor ihm wieder auf meine Knie fiel. Ich hatte keinen blassen Schimmer wieso, doch ich wollte diesem Fremden unbedingt helfen. Es schmerzte mir innerlich, ihn so zu sehen. Obwohl ich ihn überhaupt nicht kannte. Vielleicht war es die Tatsache, dass er der erste Mensch war, den ich seit einer Ewigkeit zu Auge bekommen hatte. Oder aber es war so, dass er eine Art Beschützerinstinkt in mir weckte. Immerhin hatte ich nun die Verantwortung für ihn und musste dafür sorgen, dass er überlebte. Alleine würde er es nie schaffen, er brauchte mich. So sehr, wie ich ihn brauchte, auch wenn ich mir dies noch nicht eingestehen wollte.

Er war ein Mensch und auch wenn ich mir darüber noch nicht im Klaren war, so hatte ich es doch sehr vermisst, jemanden an meiner Seite zu haben, der so war wie ich.

Hastig schüttelte ich meinen Kopf, wobei meine langen Haare ungebändigt gegen mein Gesicht schlugen. Jemand brauchte meine Hilfe und ich sollte keinen Moment zögern, ihm diese auch zu geben.

Unsicher, was ich nun wirklich tun sollte, fuhr ich vorerst mit vor Aufregung zitternden Fingern über die breite Stirn des Mannes, wischte dabei mehrere Schweißtropfen von dieser, die sich in den letzten Sekunden darauf gebildet hatten. Entsetzt bemerkte ich, wie glühend heiß seine Haut dort war.

Unbeirrt strich ich die wenigen Strähnen seines kurzen Haares aus seinem Gesicht, wozu der Mann in seinen Schmerzen offensichtlich nicht mehr in der Lage war.

Mein Atem wurde immer schneller, da ich sah, dass der Mensch sich nicht mehr bewegte.

Mit hektischem Blick suchte ich seinen regungslosen Körper nach möglichen Verletzungen ab, entdeckte einen großen roten Fleck, welcher den unteren Teil seines dünnen Hemdes einfärbte.

Bei dem Anblick wurde mir leicht schlecht, meine Atmung ging flacher und ich war kurz davor, durchzudrehen. Das durfte nicht sein, ich hatte den Menschen doch erst gefunden. Man konnte ihn mir nicht schon wieder nehmen. Ich wollte nicht wieder allein sein.

Doch etwas schockierte mich zusätzlich. Wie um Himmelswillen hatte ich den riesigen Blutfleck nicht gesehen? Der Mann lag doch schon so lange hier, wieso hatte ich ihm nicht schon vorher geholfen. Was, wenn es nun zu spät war? Ich wusste doch gar nicht, was ich tun sollte.

Meine Finger vergruben sich in meinen Haaren, verärgert über mich selbst zog ich an diesen. Um dem Mann wirklich helfen zu können, musste ich zuerst einmal einen klaren Gedanken fassen und mich etwas abregen.

Mit ein wenig ruhigerer Atmung legte ich eine Hand auf den Bauch des Braunhaarigen, zog so sachte wie möglich das in Blut getränkte Hemd nach oben. Erschrocken schnappte ich nach Luft, als ich den tiefen Schnitt sah, der sich über die gesamte linke Hälfte seiner Hüfte zog. Kein Wunder, dass er solche Schmerzen hatte.

Ohne lange zu überlegen, schlüpfte ich aus meinem Shirt, welches ich selbst aus Pflanzenfasern hergestellt hatte. Zittrig drückte ich den Stoff auf die Wunde und hörte, wie ein schmerzerfülltes Keuchen von dem Mann kam. Er lebte noch, das war ein gutes Zeichen. Darauf bedacht, dem Menschen weniger Schmerzen zu bereiten, verringerte ich den Druck etwas, sodass es gerade noch genug war, um die Blutung stoppen zu können.

„Alles wird gut, ich helfe dir", hauchte ich mit kratziger Stimme, bevor ich die Hand des Fremden in meine freie nahm und sie sanft umschloss.

Schnell spürte ich einen schwachen Gegendruck, was mir ein Lächeln auf die Lippen zeichnete.

Solange es noch Hoffnung gab, werde ich nie aufgeben. Ich werde so lange an seiner Seite verharren, bis es ihm besser geht.

Denn er war mein Artgenosse, wie ein Bruder für mich.

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Ja, ich bin selbst nicht zufrieden. Ich hab auch wieder etwas anders geschrieben, weniger auf Gefühle und so, mehr auf die Handlung. Vielleicht geht es ausnahmsweise etwas voran in meinen Geschichten. Sollte es passen, gibt es natürlich wieder eine Überdosis an Gefühlen. Aber eben nicht jedes Kapitel.

Wer mehr auf näheres Beschreiben und so steht, sollte besser auch meine anderen FFs lesen, dort geh ich mehr auf Gefühle und so.

Aber ich dachte mir, hier in dieser Geschichte passt es einfach besser, wenn mehr Action ist. Wer ein Problem damit hat, meldet es mir bitte.

Ich bin noch in der Übungsphase, verzeiht mir meine Fehler. Nobody's perfect.

Feedback ansonsten gerne in die Kommentare, würde mir sehr helfen.

(1158 Wörter)

Immerse  [Kürbistumor]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt