EINS

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Ich wusste nicht, wie lange ich an dieser verdammten Wand stand und wenn ich ehrlich war, wollte ich es auch gar nicht wissen. Nach gefühlten hundert Jahren später waren die drei Herren so gnädig und betraten den Raum – endlich.

Ich hätte mich doch nie auf so etwas eingelassen, wenn ich gewusst hätte, dass ich nun mehr als vierzig Minuten warten musste. Dabei stellte ich es mir alles ganz anders vor:

Die 30 Seconds to Mars Jungs huschten schnell in den Raum, unterzeichneten bereitwillig die CDs der Fans und lieferten dann eine grandiose Show ab. Aber nein, das sollte halt einfach nicht sein.

Wahrscheinlich war ich hier die einzige im Umkreis von drei Kilometern, dessen Stimmung in den Keller gesunken war. Eigentlich wollte ich bloß noch in Ruhe gelassen werden und mich in mein Hotelzimmer unter der Bettdecke verkrümeln, wäre da nicht meine beste Freundin Eléa. Wegen ihr hatte ich erst diese verdammte Idee, Golden Tickets zu kaufen, nur um ihre eine Freude zu machen und ich hatte mit dieser Idee völlig ins Schwarze getroffen, denn sie hatte bloß einen einzigen Wunsch, den ich ihr bedingungslos erfüllte: VIP-Tickets für ihre Lieblingsband 30 Seconds to Mars.

„Oje, ich bin so furchtbar aufgeregt!", riss mich die quäkende Stimme von Eléa aus den Gedanken. Mein Kopf fuhr hoch und ich betrachtete mit leichtem Argwohn, wie sie sich in die Hände klatschte und nervös mit den Füßen auf und ab wippte. Auf ihrem wunderschönen mit Sommersprossen übersäten Gesicht breitete sich ein wirklich breites Grinsen aus, das scheinbar bis zu ihren beiden Ohren reichte. Ihre langen blonden Haare hatte sie zu einem hohen Zopf zusammengebunden, wobei einige Strähnen in ihr Gesicht fielen. Ihr hellgrünes Augenpaar huschte umher; zu mir, dann zu den anderen Fans, von denen sich einige bereits mit den 30 Seconds to Mars Jungs unterhielten.

„Sam!", quengelte sie und krallte sich meinen linken Arm und schon wurde ich durch den Raum gezogen, wie ein Hund an der Leine.

Endlich blieb sie stehen, genauer vor einem großgewachsenen Mann. Bei näherer Betrachtung erkannte ich ihn: Es war Tomo, der Gitarrist der Band.

Das erste, was mir auffiel, war, dass er wirklich sehr gepflegte Schuhe für jemanden hatte, der ständig unterwegs war, was man wohl von seinem weiteren äußeren Erscheinungsbild nur mehr oder minder behaupten konnte. Sein Kinn, sowie seine Wangenknochen waren von einem dichtbewachsenen Bart bedeckt und seine pechschwarzen Haare waren zu einem niedrigen Zopf zusammengebunden, der sich in seinem Nacken kringelte. Er trug ein zerschlissenes graues Shirt, darüber eine schwarze Lederjacke, eine schwarze Röhrenjeans mit bereits kaputten Stellen an den Knien und ebenfalls schwarze Sneakers.

Tomo lächelte uns warm an und fragte: „Hallo, ihr beiden. Wie geht's euch?" Eléa antwortete so schnell, dass ich irritiert war.

„Super, uns geht's super.", sagte sie und wirkte völlig hibbelig. „Nur meine Freundin,... sie ist ein wenig aufgeregt." Mit einem verschmähten Grinsen stieß sie mir mit dem Ellbogen in die Seite. „Ich bin nicht aufgeregt.", murrte ich und schüttelte gleichzeitig mit dem Kopf.

„Bitte nicht streiten. Kann ich etwas unterzeichnen?" Eléas Kopf richtete sich blitzschnell in Tomos Richtung, der uns mit amüsierten Blicken musterte, während sie ihm ihre CD entgegenhielt, die er mit schnellen Fingerbewegungen unterzeichnete. „Was ist mit dir?", fragte Tomo und sah mich mit einem ruhigen Gesichtsausdruck an. „Eh,... ich... warte kurz.", stammelte ich leise vor mich hin und tastete meine Jacken- sowie Hosentaschen ab, aber leider hatte ich nichts dabei, auf dem Tomo hätte unterzeichnen können.

Vielleicht hätte ich mir doch irgendein Stück Papier mitnehmen sollen, denn wie sah das denn aus? Da hatte ich einmal VIP-Tickets, aber an einen Zettel hatte ich natürlich nicht gedacht. Zwar war ich nicht besessen darauf, dass Tomo etwas für mich unterzeichnete, aber an ein kleines Andenken hatte doch keiner etwas einzuwenden.

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