ZWEI

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Es war mitten in der Nacht. Die Uhrzeit wusste ich nicht genau, denn ich verschwendete keinen Blick auf die Uhr. Schlaflos wie ich war, hatte ich mich nur im Bett gewälzt und auf einen baldigen und sehr tiefen Schlaf gehofft. Fehlanzeige. Innerlich führte ich einen Kampf mit mir, ob ich es wirklich wagen sollte oder nicht.

Die eine Seite in mir redete mir ein, dass es völliger Schwachsinn war, die andere jedoch schrie, dass ich sowieso nichts zu verlieren hätte – warum also nicht?

Nach unzähligen Abwägungen und Überlegungen ergab ich mich, stand so leise wie möglich auf und verließ mein warmes Bett und steuerte das Badezimmer an, in das ich mich nach einem letzten flüchtigen Blick zu Eléa verschanzte. Ich schaltete das Licht ein und ließ mich auf die Fliesen nieder. Eine dicke Gänsehaut war die Folge, weil die Fliesen furchtbar kalt waren und sich durch mein Fleisch bis hin zu den Knochen bohrten. Weitere Minuten verstrichen, in denen ich einfach an die Decke stierte.

Dann hatte ich mich dazu durchgerungen auf mein Handy zu sehen, was ich stark umklammert in meiner Hand hielt. Es zeigte 2.38 Uhr an. Der Zettel in meiner anderen Hand wog beinahe eine Tonne und ich brauchte wirklich all meinen Mut, um ihn erneut auseinanderfalten zu können. Ein letztes Mal zog ich die Luft tief ein, sodass sich meine Lungen mit Sauerstoff füllten und ich hoffentlich einen klaren Kopf bekommen würde, wenn ich jetzt Jareds Nummer wählte. Die Spannung in meinem Körper stieg, stieg, stieg immer weiter, hatte irgendwann ihren Höhepunkt erreicht und sackte rapide wieder ab. Nur das regelmäßig ertönende Tuten durchdrang die Stille. Wahrscheinlich war es genau deswegen, dass ich schlussendlich auflegte und mich als Idiot beschimpfte. Sam, wie konntest du nur so dumm sein und glauben, dass er abheben würde?

Verletzt und aufgewühlt lief ich im Bad auf und ab, versuchte aufzuhören mich mit Beleidigungen kaputtzumachen. Definitiv würde ich ihn nicht mehr anrufen.

Flüchtig schaute ich mich im Spiegel an und stoppte endlich meinen Gang durch das Bad. Handy, sowie Zettel legte ich auf den Waschbeckenrand, ehe ich mir eiskaltes Wasser ins Gesicht klatschte. Wäre ich schlau gewesen, dann hätte ich den Zettel schon längst in kleine Schnipsel gerissen und auf den Straßen von New York verteilt.

Mit den Armen stützte ich mich am Waschbeckenrand ab und beäugte kritisch mein Spiegelbild. Ich fühlte mich hundeelend und das ließ ich mir auch äußerlich ansehen: Tiefe Augenringe formten sich unterhalb meiner dunklen Augen, die zu meinem größten Übel rotunterlaufen waren.

Nachdem ich das Licht ausgeschaltet hatte, lief ich auf Zehenspitzen zurück zum Bett, versicherte mich vorher, dass der Zettel gut versteckt war, den ich unter den Fuß der Tischlampe legte. Mein Handy lag ebenfalls auf dem Nachttischschränkchen, auf das ich noch einen flüchtigen Blick warf. 2.46 Uhr zeigte es an.

Ein letztes Mal glitt mein Blick zu Eléa, die sich mit dem Rücken zu mir gedreht hatte. Wie konnte ich bloß auf die Idee kommen, ihr Tickets zu schenken und sie dann auch noch zu begleiten? Absurder Mist, ging es mir durch den Kopf, dann verfiel ich in eine traumlose Nacht.

Beißende Sonnenstrahlen weckten mich. Verdammt, die Rollos waren doch unten! Wie konnte also Sonne ins Zimmer scheinen? Vorsichtig öffnete ich meine Augen einen Spalt und blinzelte gegen das Licht. Die Rollos waren nach oben gezogen wurden. Wer...? Weiter kam ich nicht, da fiel mir auf, dass es beängstigend still war. Eléa lag nicht mehr in ihrem Bett, wie ich feststellen musste, als ich mich mit Müh und Not aufsetzte.

„Eléa?", murmelte ich in der Hoffnung sie würde mich hören. Nichts passierte. Benommen wischte ich mir über die Augen, streckte mich gleichzeitig. Ein Zettel lag auf Eléas Betthälfte, denn ich kritisch beäugte und schließlich danach griff. Natürlich war ich noch viel zu verschlafen und fiel prompt zurück ins Bett.

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⏰ Last updated: Feb 08, 2019 ⏰

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Fala AmoWhere stories live. Discover now