1. September 1973

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Sirius' POV

Der erste Schultag des zweiten Schuljahres meines Bruders. Eigentlich ein relativ ungünstiger Tag, um einen neuen Eintrag zu schreiben...Oder? Gab es bei so einfachen Dingen überhaupt einen günstigen, und einen ungünstigen Zeitpunkt? Ich konnte es nicht genau sagen. Schließlich waren Tagebücher ja eigentlich dazu da, seine Gedanken und Gefühle hinein zu schreiben. Oder eben auch seine Erlebnisse. Einige Leute führten sie regelmäßig. Schrieben jeden Tag einen neuen Eintrag mit neuen Erlebnissen. Mit neuen Gedanken.

Regulus war keiner dieser Menschen gewesen. Seine Eintrräge waren unregelmäßig, teilweise lagen ganze Monate dazwischen, in denen er kein einziges Wort geschrieben hatte. Ein wenig seltsam, wenn man bedachte, dass Regulus zu seinen Lebzeiten ein relativ strukturierter Mensch gewesen war, der ziemlichen Wert auf Ordnung gelegt hatte. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt zumindest.

Alles in seinem Zimmer, wirkte seltsam ordentlich. So, als wäre erst vor wenigen Tagen in jenem Zimmer aufgeräumt, wenn auch nicht unbedingt geputzt  worden sein. Die Bücher, die in einem schwarzen Regal, das an der Wand lehnte standen, wirkten sorgsam eingereiht. Wenn auch ein wenig verstaubt. Ja, wenn man jene Bücher genau anblickt, so kannte man eine relativ dicke, graue Staubschicht auf ihnen erkennen. Ebenso, wie auf dem dunklen Regal selbst.

Regulus hatte Staub gehasst. Obgleich es mehr als zehn Jahre her war, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte- und nochmals mehr, seit ich ihn das letzte Mal vor dem Anfang seines Todesserdaseins gesehen hatte,   erinnerte ich mich noch relativ gut an seinen angeekelten Blick, wenn er zum Beispiel ein älteres Buch aus einem der Regale hervorgezogen hatte, nur, um wenige Augenblicke später jene weiche, graue Masse zu bemerken, die nun an seinen Fingern klebte. Fast, könnte ich seinen Gesichtsaudfuck in diesem Moment vor mir sehen.

Die kraus gezogenen Augenbrauen. Die leicht gerümpfte Nase. Wie er dort, auf jenem Bett saß, das Buch auf seinem Schoß,  und den Blick auf den Staub auf seinen Händen gerichtet. Ehe er seine Hände an seinem Bett, seiner Hose oder gar seinem Hemd abwischen würde, wie er es früher in solchen Fällen öfter getan hatte.

Was er wohl dazu sagen würde, wenn er wüsste, dass in seinem Zimmer mittlerweile eine recht dicke Schicht von jenem luftigen, körnigen Material vorhanden war? Ich wusste es nicht. Und um ehrlich zu sein, war es auch nicht wirklich von Bedeutung. Ich wandte meinem Block von dem Bücherregal,  das wenige Meter entfernt von mir in jenem Raum stand ab, und versuchte, mich wieder auf den nächsten Eintrag im Tagebuch zu konzentrieren.

1. September 1973

Liebes Tagebuch.

Mir fällt gerade auf, wie seltsam klischeeartig es eigentlich klingt, sein Tagebuch wirklich direkt anzusprechen. Doch, habe ich das nicht schon immer mehr oder weniger gemacht? Dir von mir und meinen Gedanken erzählt? Tue ich dies nicht genau in diesem  ebenfalls? Ist heute nicht wieder einer dieser Tage, an denen ich jemanden zum Reden brauche? Oder besser gesagt, an denen ich jemanden brauche, der einfach da ist, und mir zuhört?

Ja. Heute ist einer dieser Tage- obgleich ich dies, wenn ich ehrlich bin lieber bestreiten würde. Allerdings, sehe ich keinen wirklichen Sinn darin,betraf zu bestreiten, das offensichtlich ist. Etwas zu bestreiten, von dem es so gut wie klar ist, dass es so ist, wie es nun einmal ist. Wie die Tatsache, dass ich mit einem dunklen, älteren Tagebuch spreche, dessen Umschlag bereits ein wenig abgenutzt ist. Doch jetzt erstmal genug davon.

The diary of Regulus BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt