Der Sommer gehört uns

46.

                  "Ethan!", hob ich überglücklich ab und ließ Alles stehen und liegen. Ich verließ mein kleines Büro und machte mich auf den Weg auf meine kleine Veranda. "Wie geht es dir?" So viele Fragen schwirrten durch meinem Kopf, während mein Herzschlag von einer Sekunde zur nächsten sich verdoppelte.

"Katelyn", hörte ich seine tiefe, wundervolle Stimme sagen. "Mir geht es prima, ich bin gerade auf dem Weg zu meinem Mittagessen mit einigen Kollegen. Wie geht es dir? Ich habe den Artikel über das Restaurant deiner Mom gelesen! Ein zweites Restaurant in Cape Cod? Kat, das ist unglaublich!", lachte Ethan am anderem Ende des Telefons.

"Unglaublich, nicht wahr?", lächelte ich vor mich hin und machte mich auf den Weg zum Sandstrand. Das erste Mal in Monaten fühlte ich den Sand zwischen meinen Zehen. Ich schloss meine Augen und atmete tief aus. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich in diesem Moment Ethan näher denn je. "Mein Team ist unglaublich - wir haben auch schon die perfekte Location gefunden. Derzeit rede ich mit einigen Innenarchitekten und, wenn Alles gut läuft, dann eröffnen wir das Restaurant schon nächsten Sommer."

"Herzlichen Glückwunsch Katelyn." In diesem Moment fühlte es sich so an als würde er gleich neben mir stehen. Doch Ethan war auf der anderen Seite des Kontinents.

Meine Augen riss ich auf. Ethan rief nicht ohne Grund an. Sonst kriegte ich immer einen Anruf zu meinem Geburtstag oder zu Weihnachten und diese kündigte er immer vor. Meine Stirn runzelte ich worauf das Lächeln von meinen Lippen verschwand. "Alles okay bei dir? Verstehe mich nicht falsch, ich freue mich enorm über deinen Anruf, aber du hast sicher nicht ohne Grund angerufen", strich ich meine kurzen, braunen Haare hinter meinem Ohr und atmete tief aus. Seelisch machte ich mich für seine nächsten Worte bereit. 

"Du kennst mich viel zu gut", lachte er vor sich hin - doch dieses verstummte nach wenigen Sekunden. "Tienna und ich sind seit Juni verlobt - wir werden im Frühjahr heiraten." 

Mein Herz blieb stehen. 

"Heiraten?", war Alles, was aus meinem Mund kam. Mein Herz zog sich zusammen, worauf ich Millionen von Stiche spürte. In all diesen Jahren verschwand die Liebe zu Ethan Lewis nie. Doch die Liebe in ihm verschwand. 

Ethan blieb stumm. 

Ich spürte einzelne Tränen über meine Wange fließen. Diese ganze Situation war doch Alles meine Schuld. Ethan wollte vor Jahren eine Beziehung anfangen und ich bevorzugte die Insel und das Restaurant. Ich brachte mich doch selber in diese Situation? Wieso war ich dann so überrascht? Ethan verdiente es glücklich zu sein. "Das ist toll", wischte ich meine Tränen weg und zwang mir ein Lachen auf. "Herzlichen Glückwunsch Ethan!", sagte ich während weitere Tränen über meine Wangen flossen. 

"Katelyn", hörte ich ihn bloß nur meinen Namen sagen. "Es würde mir sehr viel bedeuten, wenn du zu meiner Hochzeit kommen würdest." Aus irgendeinem Grund hörte sich dieser Satz komisch aus seinem Mund an. Es fühlte sich so an als wäre es nicht nur für mich unvorstellbar, sondern auch für ihn. Wollte er mich denn wirklich dort haben? 

"Natürlich", sammelte ich meine ganzen Emotionen und nickte - Tränen flossen nach wie vor aus meinen Augen. "Ich werde dort sein - ich kann doch deinen großen Tag nicht verpassen, oder nicht?", zwang ich mich erneut zu lachen. Ethan verdiente dieses Glück - auch, wenn mir dieses Glück Schmerzen zubereitete. 

"Okay." Seine Stimme war viel leiser als zuvor. "Es tut mir leid - meine Kollegen warten bereits auf mich. Wir hören uns bald wieder, Katelyn", sagte er diesen einen Satz, den ich in den letzten Jahren allzu oft hörte. 

"Klingt gut, Ethan. Wir hören uns bald", rannen frische Tränen über meine Wangen. Bevor ich jedoch auflegen konnte, hörte ich ihn meinen Namen sagen. "Ja?", antwortete ich sofort. In der Hoffnung, dass die Hochzeit bloß nur ein riesengroßer Scherz war und er demnächst auf Nantucket ist. 

"Ich freue mich dich bald wieder zu sehen." Worte, die ich ihm tatsächlich glaubte. Natürlich freute ich mich ihn auch in wenigen Monaten wieder zu sehen. Doch dieses Wiedersehen wird ein anderes, als jegliche zuvor. 

Dieses Wiedersehen wird auf seiner Hochzeit stattfinden und ich werde nicht die Braut sein.