where you came from

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                                "for all it's faults, earth is really beautiful "


Wenn man genau in diesem Winkel hinaus aus dem Fenster schaut, dann erkennt man drei Häuser. Vom ersten sieht man nur nur die Ecke eines Balkons und vom dritten nur den Teil einer Wand und das Dach. An dieser Wand wachsen rote Blätterranken, die sich über alle alten, verlassenen Häuser hier in Roothe Falls ziehen. Sie erinnern mich an die dünnen, roten Äderchen, die man auch im Auge hat.

Wie gesagt ist das Haus verlassen, und früher als es noch nicht verlassen war, da war es eine Gaststätte. Die erste, die je in Roothe Falls gestanden hatte. Noch vor der Siedlung hatten die Menschen dort getrunken und gefeiert, in der „Deer of Roothe forest", die bis vor vierzig Tagen noch eine lebensfrohe und warme Örtlichkeit gewesen war.

Reden wir über das Haus in der Mitte. Ich kenne die Familie, die darin wohnt, nein gewohnt hat, bis vor vierzig Tagen, als alles lebensfrohe und warme aus dem Haus verschwunden war. Es waren eine Frau, eine nette braunhaarige Frau, die mit Mam befreundet ist und ihr netter, großer Mann, der in Dads Alter ist, ihre beiden Kinder und der Opa der Familie. Die Kinder sind jünger als ich, zwei Jungen und die Oma der Familie ist letztes Jahr gestorben. Auf der Beerdigung waren beinahe alle Einwohner von Roothe, weil jeder die Oma gemocht hat, auch Mam und Dad mochten sie, also sind wir mit zur Beerdigung gekommen, das war im Sommer. Ich hatte mein schwarzes Kleid an und Jenns Schuhe, obwohl sie mir viel zu groß waren. Und alle haben geweint, nur ich nicht, weil ich die Oma gar nicht kannte und weil ich überhaupt gar nicht traurig sein wollte.

Und einen Hund hatten sie auch, die zottelige Moothe.

Am Balkon von ihrem Haus hingen früher immer Blumen, aber die sind jetzt alle verwelkt. Alle tot und das ganze Haus scheint tot zu sein, weil alles still ist. Alles lebensfrohe und warme ist weg. Nur Moothe ist noch da. Und seit zwei Tagen heult sie, wie ein echter Wolf, sie heult und sitzt am Hoftor in der Kälte und ihr Heulen wird immer, immer taruriger. Genau wie Mam. Die wird auch jeden Tag immer trauriger und macht noch nicht einmal mehr etwas zu Essen, weil wir jetzt sparen müssen, sagt sie. Bei allem muss man rationieren, beim Essen, beim Wasser, beim Strom. Sogar Zahnpasta muss man rationieren. Und es wird kälter. Jeden Tag wird es kälter, nicht nur draussen sondern auch drinnen, vorallem hier, in unserem Haus.

Es ist Krieg, Bethy. Es ist wegen dem Krieg.

Wenn ich Mam frage wieso Dad und Charlie fort sind, dann ist das ihre Antwort.

Wenn Jenny beim Essen gar keinen Hunger hat, dann ist es wegen dem Krieg.

Wenn Mam weint. Wenn die Leute fortgehen oder fortgeholt werden und ihre Hunde dalassen müssen, dann ist es wegen dem Krieg.

Vor einem Monat sind Dad und Charlie mit den anderen Männern aus Roothe geholt worden. Weil Männer im Krieg kämpfen müssen, und weil sie ihre Heimat beschützen. In der Schule haben ältere gesagt, dass dieser Krieg aussichtslos ist und alle Soldaten entweder sterben oder gefangen genommen werden. Jenn sagt trotzdem immer, dass Dad uns Briefe schreibt. Ich weiß, dass sie lügt. Sie belügt mich, damit ich keine Angst, sondern Hoffnung habe, und ich gebe vor ihr zu glauben,weil sie sich so viel Mühe dabei gibt, mir falsche Hoffnungen zu machen.

Damals, als der Krieg begann, war ich acht. In unserem kleinen Dorf merkte man nicht viel von diesem Krieg. Roothe Falls war so unbedeutend und leicht zu übersehen, dass die Bürger im ersten Jahr des Krieges die Hoffnung nicht aufgaben, dass Norden und Süden Roothe Falls einfach übersehen und in Ruhe lassen würden. Einen weiteren Kriegsmonat noch, erlebte das Dorf, ohne irgendetwas zu erleben, außer den Nachrichten aus der nahe gelegenen Stadt Greeze, wo zum einen nördliche Truppen einfielen und zum anderen südliche Luftangriffe alles Treiben ruhig stellten.

Jenn & BethWhere stories live. Discover now