Die Warheit

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Das Rascheln der Blätter durch die der Wind strömte erfüllte meine Ohren und beruhigte mein Inneres. Seit Tagen fühlte ich mich zum ersten Mal wieder ausgeglichen und entspannt. Über mir erstrahlte der Himmel in hellem Blau, mit nur einigen Wolken die die monotone Aussicht durchbrachen. Im Hintergrund hörte ich Schattenklinge und Ohnezahn herumtollen und mit dem Wasser spritzen. Die Idylle der Bucht, in der Ohnezahn vor fünf Jahren gestrandet war, wurde jedoch von einem Seufzen unterbrochen. Mein Blick richtete sich so gut es ging auf Hicks, der, genau so wie ich, auf seinem Rücken lag und in den Himmel schaute. Mein Kopf lag auf seinem Bauch, und obwohl einige Schnallen von seinem Anzug mich störten war es bequem. ,,Hm?'' Fragte ich ihn. ,,Hm?'' Fragte er zurück. Grinsend verdrehte ich die Augen. ,,Ich wollte wissen warum du geseufzt hast.'' ,,Nur so.'' Ich stützte mich auf meine Ellbogen und schaute Hicks in die Augen. ,,Es ist weil du jetzt Oberhaupt bist, oder?'' Er wich meinem Blick aus und kaute nervös auf seiner Unterlippe herum. Mit einem Seufzen setzte ich mich auf und lehnte mich an einen Stein der nicht allzu weit hinter uns war. Sanft legte ich Hicks Kopf in meinen Schoss und streichelte ihm langsam durch die Haare. ,,Weißt du noch als wir uns vor fünf Jahren zum ersten Mal kennengelernt haben? Du warst an den Stein hier gedrückt und hattest Angst, dass Ohnezahn dich auffrisst.'' Ich lachte leicht und selbst Hicks' Mundwinkel zuckten ein wenig. Eine Weile saß ich mit geschlossenen Augen da und genoss die Nostalgie die mich in sanften Wellen umgab. Inzwischen hatten sich auch Nachtschatten und Schattenklinge zu uns gesellt und saßen in sich gekuschelt neben uns. Auf einmal bedeckte eine große Wolke den Himmel und das warme Licht verschwand und hinterließ eine leichte Kälte. ,,Luna?'' hörte ich Hicks' Stimme sagen. ,,Hm?'' Machte ich ohne meine Augen zu öffnen. ,,Denkst du Ohnezahn und Schattenklinge sind ein Paar?'' Sofort merkte ich wie die beiden Drachen ihre Köpfe erhoben und Ohnezahn missmutig schnaubte. Kurz darauf hörte ich die Bewegung einer Schwanzflosse und wie Hicks leicht ,,Au!'' sagte. ,,Es war nur eine Frage, du musst mich nicht gleich mit Kieselsteinen abwerfen, Kumpel.'' Nachtschatten schnaubte nur noch einmal und daraufhin legten sich die beiden Drachen wieder hin. ,,Ich glaube nicht.'' Sagte ich mit einem leichten Schmunzeln. ,,Ja, das-äh hab ich...auch gerade mitbekommen.'' ,,Aber abgesehen von dem gerade eben, habe ich mir noch nie wirklich Gedanken darüber gemacht. Die Beiden waren für mich schon immer Freunde und nicht mehr.'' Auf einmal erstrahlte die Sonne wieder und ich merkte wie das warme Licht meinen Körper bestrahlte. ,,Wir sollten langsam zurück gehen, bald geht die Sonne unter und dann beginnt das Fest.'' Hicks seufzte. ,,Erinner mich nicht daran.'' Um zu feiern dass Hicks nun Oberhaupt war, als auch um den Sieg über Drago zu feiern, hatte ganz Berk ein riesiges Fest organisiert, dass mehrere Tage dauern würde. Bei Sonnenuntergang ging es los und zum Sonnenaufgang endete es wieder. Ich konnte nicht versprechen, dass ich dieses ganze Feiern durchhalten würde, aber ich würde mein Bestes geben; für Hicks. Apropos Hicks. Ich legte seinen Kopf sanft ins Gras und stand auf um mich zu strecken. Kurz darauf stand auch Schattenklinge auf und schüttelte sich. ,,Kommt, ihr zwei Schnarchnasen. Wir wollen doch nicht zu spät kommen.'' Stöhnend stand Hicks auf und rieb sich die Augen. Langsam kam er zu mir herübergetrottet. Bei mir angekommen ließ er seine Arme schlaff um meinen Hals fallen und vergrub seinen Kopf in meiner Halsbeuge. ,,Ich bin so müde.'', murmelte er leise vor sich hin. Ich wuschelte ihm einmal durch die Haare bevor ich unter seinen Armen heruntertauchte und auf Schattenklinge zuging. ,,Wer als erster vor der Großen Halle ist!'' Auf einmal war er hellwach. ,,W-was wie? W-wettrennen? Bin sofort da.'' Disorientiert stolperte er mit halb geschlossenen Augen auf Ohnezahn zu und versucht, sich in den Sattel zu setzten. Doch bevor er aufsteigen konnte war ich schon mit Schattenklinge abgehoben und hörte ihn nur noch: ,,Hey! Unfair!'' schreien. 

Natürlich war ich gute zehn Sekunden vor Hicks angekommen, schließlich hatte ich auch einen Vorsprung. Doch als wir beide vor der Großen Halle standen blieb uns nicht viel Zeit, denn Hicks wurde sofort von einer Wolke Wikinger umrundet, die ihn alle etwas wegen den Vorbereitungen des Festes fragen mussten. Durch ein notdürftiges Winken versuchte ich Hicks mitzuteilen, dass ich ihn alleine lassen würde. Er sah zwar etwas überfordert aus, zeigte mir aber einen Daumen nach oben. Da ich daraufhin keine Ahnung hatte was ich machen sollte, entschied ich mich einfach im Dorf herumzuschauen. Bisher hatte ich mich immer erfolgreich vor den Vorbereitungen gedrückt, und ich hatte vor dies auch noch weiter zu tun. Also entschied ich mich bei dem kleinen Hafen vorbeizuschauen. Gesagt getan, und schon bald war ich angekommen. Dort traf ich Astrid, die damit beschäftigt war, Essen von einem Händlerschiff auszuladen. ,,Hey, Ast.'' Nannte ich sie bei ihren Spitznamen. Sie rollte schmunzelnd die Augen. ,,Ich dachte wir haben über den Namen gesprochen.'' ,,Was? Neeein, bestimmt nicht. Wie läuft's so mit den Vorbereitungen?'', versuchte ich vom Thema abzulenken. ,,Alles super. Heute Abend fliegt Berk aus allen Angeln.'' ,,Genau davor hab ich Angst.'' Sagte ich und wir Beide lachten. Sie reichte mir einen Korb der mit Fischen gefüllt zu sein schien und ich stellte ihn auf den Steg. Anfangs konnten Astrid und ich uns gar nicht leiden. Ich war wütend auf sie weil sie sich besserwisserisch verhielt und sie war wütend auf mich weil ich Hicks' Freundin war. Mit der Zeit sind wir allerdings erwachsener geworden und nach ungefähr einem Jahr waren wir gute Freunde. ,,Hast du gerade Zeit?'' Ich wusste sofort worauf sie anspielte. Wenn ich jetzt mit ''Ja'' antwortete, müsste ich bestimmt beim Ausladen helfen. ,,Nein, ich wollte nur schnell vorbeischauen. Ich muss jetzt wieder hoch in die Große Halle.'' ,,Na dann, bis heute Abend.'', verabschiedete sie sich mit einem Winken. Ich erwiderte die Geste und ging mit Schattenklinge wieder in Richtung Große Halle. ,,So, was jetzt?'' Fragte ich teils mich selbst, teils Schattenklinge. Meine Freundin gurrte daraufhin nur und schaute mich mit großen Augen an. ,,Hmm...gute Idee. Wir haben ja noch etwas Zeit.'' Natürlich wusste ich genau worauf sie anspielte. Da es noch ein bisschen dauerte bis die Sonne untergehen würde, wäre es die perfekte Zeit für einen Flug. Also setzte ich mich in Schattenklinges Sattel und flog los.

Drachenzähmen leicht gemacht 2- eine etwas andere Geschichte Where stories live. Discover now