Kapitel . XXVII .

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Nachdem die drei durch die Tür verschwunden sind und alle wieder ihren Gewohnheiten nachgehen, entscheide ich mich dazu, unter die Dusche zu springen. Wer weiß, wann ich wieder die Gelegenheit dazu bekomme? Sicher werden Rick und Daryl später die weitere Vorgehensweise besprechen und wir werden dann auch bestimmt bald aufbrechen. Schließlich können wir uns hier nicht auf Ewig verschanzen und die Vorräte, werden auch nicht mehr allzu lange ausreichen. Aber wo sollen wir hin? Und was wird aus Josie, Vincent und Onkel Joseph? Und wo ist überhaupt Tante Harriet? Ob wir alle mit ihnen kommen können? Ich für meinen Teil, werde auf jeden Fall mit Daryl gehen.

Das warme Wasser, prasselt sanft auf meinen Körper hinab. Seufzend lege ich den Kopf in den Nacken und streiche mir mein Haar aus dem Gesicht, bevor ich mich großzügig mit Duschgel einschäume. Es duftet herrlich nach Blumen und frischem Gras. Einfach nach Frühling. Seit die Beißer vor einigen Tagen unsere Stadt überrannt haben, habe ich meine Unbekümmertheit verloren. Ich bin froh, dass eine einfache und warme Dusche, mit gut duftendem Schaum, mir ein kleines Stück von meinem inneren Frieden zurück geben kann. Selbst, wenn es nur für diesen einen Moment ist. Ich schließe die Augen und das plätschernde Geräusch des Wassers, versetzt mich in eine Art Trance. Ich schaffe es, meinen Kopf völlig auszuschalten und nicht an die Bewohner der Stadt zu denken, die von den Beißern auf den Straßen dahingemetzelt werden. Nicht an Daryl zu denken, der nun da draußen ist und sein Leben riskiert. Eine leise Stimme aus dem Hintergrund, holt mich ins hier und jetzt zurück.

„ Ava, ist alles in Ordnung?" Carols liebliche und sanfte Stimme, dringt an mein Ohr und ich zucke vor Schreck zusammen.
„Wie...bitte?" stammel ich.
„Ob alles in Ordnung ist, Liebes?", wiederholt Carol.
„Ja, ja es ist alles gut", sage ich mit gezwungen fester Stimme, „wieso? Was soll sein?"
„Naja, du stehst jetzt schon eine ganze Weile unter der Dusche." antwortet sie liebevoll und kichert leise.
„Tatsächlich?" , quieke ich beschämt, räuspere mich dann und schalte das Wasser aus. Ich wickle mir ein großes Badetuch um den Körper und ein kleines um die Haare. Danach öffne ich die Türen der Duschkabine einen Spalt breit und spinkse in den Raum. Carol steht immer noch im Badezimmer und schenkt mir ein fürsorgliches Lächeln, welches nur von einer Mutter kommen kann. Ich spüre, wie mir das Blut in die Wangen schießt und schiebe die Türen schnell wieder zu.
„Ich wollte nur kurz nach dir sehen", haucht Carol, „ich lasse dich dann jetzt wieder allein."
Und mit diesen Worten, verlässt sie das Badezimmer. Langsam komme ich aus der Dusche geklettert, die gegenüberliegende Tür fest im Blick. Hastig trockne ich mich ab, schlüpfe in meine Klamotten und bürste mir die nassen, widerspenstigen Locken. Wenig später, schließe ich die Badezimmertür hinter mir und kämpfe mit meiner Mähne, die ich zu einem hohen Dutt hochbinde möchte. Gerade als ich die erste Treppenstufe betreten will, ertönt ein gewaltiger, ohrenbetäubender Knall. Der ganze Boden vibriert und ich habe das Gefühl, dass die Wände wackeln. Erschrocken, kreische ich spitz auf, lasse mich auf die Knie fallen und klammere mich an den Stäben des Geländers fest. Fest presse ich mir eine Hand gegen den Mund, um mein unregelmäßiges und keuchendes Atmen zu ersticken und versuche die Geräusche zu zuordnen, die von unten an mein Ohr dringen.

„Sichert die Fenster." höre ich Rick rufen. Ein wildes durcheinander von Fußgetrappel ist zu hören, als alle die sich im Untergeschoss befinden, wie ihnen angewiesen wurde, zu den Fenstern huschen. Aus dem hinteren Teil des Hauses, vernehme ich plötzlich ein klirrendes Geräusch, gefolgt von langsamen Schritten und leisem Gemurmel. Entsetzt keuche ich auf. Jemand hat die Fensterscheibe eingeschlagen und ist in das Haus eingedrungen. Panik kriecht in mir hoch und ich lasse meine Augen hektisch umher huschen. Adrenalin schießt durch meinen Körper und ich höre mein Blut in meinen Ohren rauschen. Mein ganzer Körper kribbelt und ich bin in meiner kauernden Position wie festgefroren. Ruhig bleiben Ava! Jetzt nicht die Nerven verlieren. Tief ein- und ausatmen!  Die Schritte der Eindringlinge, kommen immer näher. Instinktiv, schmeiße ich mich bäuchlings auf den Teppichboden und versuche mich so ruhig und so leise wie möglich, in eines der Zimmer zu roppen. Ich habe die Tür zum Schlafzimmer der Hendersons fast erreicht, als ich die Männer erblicke, die mit erhobenen Schusswaffen durch den Flur schleichen und auf den Raum zusteuern, in dem sich Rick und die anderen befinden. Ich muss etwas tun. Ich muss sie warnen!  Fieberhaft denkend, raufe ich mir das Haar, als auch schon der erste Schuss ertönt und das Feuer eröffnet. Eilig und immer noch bedacht darauf, unbemerkt zu bleiben, taste ich mit zittrigen und schwitzigen Fingern vor der Tür hockend nach dem Türknauf. Ungehalten rüttle ich an diesem und rutsche mit meiner schweißnassen Hand, immer wieder ab. Doch ich wage es nicht, meinen Blick auch nur für eine Sekunde, von den mit Tüchern vermummten Männern abzuwenden, die sich im Untergeschoss ein erbittertes Feuergefecht liefern. Zu groß ist die Angst, dass sie mich entdecken, wenn ich mich jetzt aufrichte. Dann endlich, bekomme ich den Türknauf gepackt, drehe diesen und stoße mit dem Arm gegen die Tür, welche leise quietschend in den Raum dahinter aufschwingt. Hastig drehe ich um und krabble, so schnell wie es mir nur möglich ist, auf allen vieren in das Zimmer. Leise schließe ich die Tür wieder hinter mir und schaue mich schnell atmend, nach einem geeignetem Versteck um. Doch außer dem großen Kleiderschrank, bieten sich mir nicht viele Möglichkeiten. Die Matratzen, wurden bei unserer Ankunft ja aus dem großen Doppelbett rausgeholt und die Kommode, die rechts neben der Tür steht, besteht nur aus Schubladen. Der Boden unter mir erzittert und bebt erneut, kurz nachdem eine weitere Explosion die Umgebung erschüttert. Ein kleiner Aufschrei rutscht über meine Lippen und ich schlage mir erschrocken die Hände vor den Mund, während ich auf meine Zunge beiße. Nachdem ich wieder einigermaßen bei klarem Verstand bin, richte ich mich auf und husche schnell zu dem Schrank hinüber. Eilig öffne ich die beiden großen Doppeltüren und zwänge mich rückwärts hinein. Für einen kurzen Moment überlege ich, die eine Tür einen kleinen Spalt breit offen zu lassen um sehen zu können, wenn einer in das Zimmer kommt, entscheide mich aber doch dagegen und schließe die Schranktüren. Ich kauere mich ganz in die Ecke des Schrankes und versuche mich, mit so vielen langen Kleidungsstücken wie nur möglich, zu verbergen. Dann schlinge ich die Arme um meine Beine und mache mich so klein, wie es geht. Ein leises Wimmern entfährt meiner Kehle und Tränen rinnen mir stumm über die Wangen. Was, wenn sie alle tot sind?  Rick, Onkel Joseph, Josie und...Daryl. Alleine, werde ich nie überleben. Ich werde sterben. Und was passiert mit mir, wenn diese Kerle mich finden?  Dann würde ich mir sicher wünschen, ich wäre tot.  Flussartig, quillen mir nun die Tränen aus den Augen und ich wische mir mit dem Ärmel meines Pullovers, den Schnodder weg der mir aus der Nase läuft. Völlig in meinen Gedanken versunken, bemerke ich nicht, dass der Schusswechsel verstummt ist. Erst das laute Knarzen der losen Treppendielen, lässt mich wieder aufhorchen. Ich halte den Atem an, als ich die dumpfen Schritte auf dem Teppichboden höre und als sich der Türknauf dreht und sich die Tür leise quietschend öffnet, setzt mein Herzschlag für den Bruchteil einer Sekunde aus. Starr vor Schreck, verharre ich in meiner Position und registriere gar nicht, dass eine mir bekannte, liebevolle, mütterliche Stimme, leise meinen Namen sagt: „Ava? Bist du hier, Liebes?"

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⏰ Last updated: Apr 07, 2019 ⏰

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bekämpfe die Toten & fürchte die Lebenden ( The Walking Dead / Daryl Dixon )Where stories live. Discover now