Prolog

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Schon komisch, wie sich das Schicksal jede erdenkliche Art von Ironie ausdenken kann. Vor allem für Leonidas, einem Halbelfen von Agronis. Das Dorf Agronis liegt ungefähr 200 Meilen entfernt von der Königstadt Lardania. Die Grenze zum Königreich der Elfen, Elbenheim, liegt nur 30 Meilen entfernt. Nicht selten kam es vor, dass das Dorf als Raststätte für die Elfentruppen gedient hatte. Zumindest als das Königreich der Menschen und das Königreich der Elfen treue Verbündete waren. Sie kämpften stets Seite an Seite und waren furchterregende Gegner, wenn sie zusammen gekämpft hatten. Gott stünde denen bei, welche es wagten sich dieser Macht zu stellen. Allesamt wurden von der Kraft und Geschicklichkeit der Elfen überboten, während die Menschen einen fast schon frechen strategischen Sinn für den Krieg haben. Diese zwei Komponenten miteinander bildeten die grösste Dynastie in der Geschichte von Elbenheim und Larania. Die Schattenwesen aus dieser Welt konnten für einige Jahrhunderte ruhig gestellt werden. Doch nichts hält für die Ewigkeit. Diese Dynastie fand ein Ende, zusammen mit dem Frieden dieser Welt.

Seit Elbenheim und Larania das Bündnis aufgelöst haben, hatte kein Elf mehr einen Fuss in das Land der Menschen gefasst. Das Bündnis war mittlerweile seit 15 Jahren aufgelöst und allmählich erkannte das Böse ihre Chance. Den Menschen bringt es nichts, wenn Sie strategisch auf dem höchsten Niveau, aber körperlich eine eher unterklassige Rasse sind. Den Elfen wiederum fehlt es an strategischem Wissen, auch wenn Sie körperlich wahrliche Biester sind. Beide Völker waren nun geschwächt und genau dies fingen die Wesen aus dem Schattenreich an zu merken.

Zu dem Zeitpunkt wusste Leonidas noch nicht mal, dass das Schicksal beider Völker in seinen Händen lag. Ein Halbelf ist körperlich auf einem Topniveau und hat zugleich den Kriegsverstand eines Menschen. Das Potential von Leonidas war unbeschreiblich und zudem selten, denn die Liebe von Menschen zu Elfen ist in beiden Völkern strengstens verboten. In der Geschichte gab es nur wenige Mischlinge und die meisten davon lebten nicht lange. Mischlinge sind in der gesamten Welt verhasst und verabscheut, obwohl die meisten zu fürchten sein sollen. Die Magiekräfte der Mischlinge sind unglaublich und unberechenbar. Viele beherrschen sogar zwei Magiearten, wie auch Leonidas. Trotzdem sah die Welt Mischlinge als Nichtsnutze, haben sie gehänselt und gaben ihnen das Gefühl, dass sie ihnen unterjocht sind. Halbelfen haben es wahrlich nicht leicht.

Leonidas ist natürlich ebenfalls nicht der beliebteste junge Mann im Dorf, doch immerhin wird er von seinen Pflegeeltern und seinem Adoptivbruder Grayson geliebt und geschätzt. So kann er die dummen Sprüche der anderen Dorfbewohner verkraften und gab Ihnen so keine Achtung...manchmal. Leo ist ein Bursche mit, sagen wir, grossem Temperament. Er war sehr schnell gereizt und fing sich so Probleme mit anderen Jungen ein. Mehrmals im Monat war er in einem verbalen, aber auch nonverbalen Streit verwickelt. Gäbe es Grayson nicht, der ihn manchmal zurückhalten kann, wären es mehrmals Tag und nicht nur mehrmals im Monatlich. Gray ist zudem einer der wenigen, die Leo beruhigen können. Er hatte eine eigenartige Art, um ihn zu besänftigen. Wenn Gray langsam merkt, dass bei Leo bald die Sicherungen durchbrennen, munterte er ihn mit blöden Witzen auf. Oft witzelt er sogar gegen die anderen jungen Männer, welche Leo provozieren und bringt so Leo zum Lachen. Selbst Leonidas kann sich das Lachen bei Grays Witzen nicht verkneifen.

Alles in allem ist Gray ein verdammter Witzbold. Doch genau deswegen ist er die Lebensversicherung für Leo. Kräftetechnisch waren die beiden auf einem ziemlich guten Stand, doch keiner vermochte die Kraft zu beherrschen, welche ihnen zu gesegnet wurde. Vor allem Leo hatte seine Mühe. Leo beherrschte als einer der einzigen Wesen auf der Welt zwei Magien, die Rote Magie (Feuer) und die Grüne Magie (Natur). Bei der Grünen Magie beherrscht er zudem noch eine Untermagie: Die Tiermagie. Er kann mit jegliches Tierwesen kommunizieren und, je nach Stärke und Willenskraft, diese befehlen. Bei einem Drachen kann das durchaus von Nutzen sein, doch solche Wesen verlangen unglaublich viel Kraft und wahrscheinlich würde man nach dem Befehl in Ohnmacht fallen. Trotz dessen wird diese Magie oft unterschätzt, obwohl diese unter Umständen die gefährlichste aller Magien sein kann.

Die rote Magie indessen ist die gefürchtetste Magie auf der gesamten Welt. Feuer kontrollieren zu können kann zwar ein Segen sein, leider aber genauso gut ein Fluch. Von allen Magien ist die rote Magie die, welche am meisten Zerstörungskraft hat. Somit ist die rote Magie nicht geeignet, wenn unschuldige Menschen in der Nähe sind. Dann bräuchte der Magier wirklich volle Kontrolle über die brennende Magie. Ansonsten hätte nicht nur der feindliche Gegner ein grosses Problem.

Bei einer tickenden Zeitbombe wie Leonidas ist es jedoch schwer, die komplette Kontrolle über die rote Magie zu erlangen. Bei seinen Fähigkeiten kann man sich die Auswirkung ungefähr so vorstellen: Seine Magie funktioniert wie eine klemmende Tube voller Tinte. Anfangs hat der Maler Mühe, die Farbe raus zu bekommen, doch wenn dann plötzlich die Klemmung aufgehoben wird, ergibt sich eine kleine Explosion, die das ganze Bild vermasselt.

Der stämmige Halbling schafft es nur selten, seine Magie einzusetzen. Und wenn er es mal schafft, läuft er Gefahr seinen Mitmenschen schaden zu zurichten, da er diese ungeheure Macht nicht kontrollieren kann. Generell lässt sich Leo viel zu stark von seinen Emotionen beeinflussen. Insbesondere seine Wutausbrüche und sein Stolz hindern ihn daran, seine Kräfte gebündelt und mit Kontrolle einzusetzen.

Auch wenn im Halbmenschen zwei Magien im Blut fliessen, verfügt er nicht über die Fähigkeit, beide gleichzeitig einzusetzen. Wie sollte er auch, wenn er bereits mit nur einer Magie seine Mühe hat?

Bei seinem besten Freund liegt das Problem auf der anderen Seite der anderen Karte. Zwar hat er keine Mühe, seine Eismagie einzusetzen, jedoch liegt diese auf einem sehr niedrigen Level. Gray kann seine magische Kraft nicht sehr hoch erhöhen, anders wie Leo. Zwar kann er ohne grossen Probleme Eis erzeugen wenn Wasser in der Nähe liegt, jedoch verfügt er dann über keine Kraft auf Energie basierende Attacken aus diesem Eis abzufeuern. Wenn kein Wasser in der Nähe liegt, naja, dann ist er ziemlich nutzlos in der Offensive.

Wie man klar sehen kann, können diese zwei ehrfürchtigen Freunde über das Schicksal der Welt entscheiden. Doch vor ihnen lag ein langer Weg des Lernens, des Einsteckens und der Qual. Die zwei Burschen mussten sich kampftechnisch unbedingt verbessern. Der eine auf die Weise und der andere auf die andere Weise. Doch unendlich Zeit hatten Gray und Leo für ihr Training nicht. Seit Wochen zog sich ein dunkler und furchterregender Sturm, dessen Aura sich bereits verraten hatte. Der Sturm näherte sich immer mehr dem Dorfe Loris. Etwa 5 Meilen westlich entfernt vom Dorf Agronis. Schon bald würde dieser Sturm auch das Heimatsdorf von Leonidas erreichen. Niemand wusste woher er kam oder was dafür zuständig ist. Wer dafür zuständig ist. Die dunkle Aura des Sturmes konnte jeder Nichtsnutz des Volkes hautnah spüren. Die Vögel flogen wild umher, die Hunde bellten als gäbe es kein Morgen und die Ernte wurde vom Sturm wahrlich zerstört. Vor wenigen Tagen sah die Ernte in Loris noch bezaubernd aus. Grüne und prachtvolle Salatblätter gefolgt von blutroten Tomaten füllten die Felder und brachten die Bauern zum Lachen. Doch von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde, wurden die Tomaten immer schwarzer und die Salatblätter immer bleicher. Was auch immer da draussen war, was auch immer uns verfluchte, es sehnte sich nach langsamer Rache...


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⏰ Last updated: Mar 20, 2019 ⏰

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Die Abenteuer von Leonidas UrthagarWhere stories live. Discover now