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Noah lächelte selbstzufrieden zurück, die Finger aneinander gelegt und betrachtete ihn selbstzufrieden. Die gespannte Stille wurde beinahe greifbar, von Sekunde zu Sekunde drückender und als sie nicht mehr auszuhalten schien, begann William zu lachen.

Der harte Tritt in seine Magengegend kam so plötzlich und schnell, dass es ihn umriss und er mit dem Kopf auf den Boden schlug. Selbst der Teppich konnte nicht viel dämpfen und er hatte nicht einmal Zeit sich zu erholen. Hustend und keuchend verkrampfte er sich, während er wieder hochgezogen wurde. Seine Lunge brannte, wenn auch nur kurz, etwas knackte für ihn deutlich hörbar und der schrille Schmerz, welcher ihn durchschoss, fühlte sich ganz so an, als wäre eben eine seiner Rippe gebrochen.

„Ja, den Täter", wiederholte Noah bestimmt und das alles ignorierend. Es wurde niemand getadelt, nicht wie die Male zuvor und Will riss sich etwas unwirsch von den Händen los, welche ihn stützten, um sich dann das erneut flüssige Blut wütend aus den Augen zu wischen.

„Was für ein Zufall, gerade als die Spur heiß wird und in deine Richtung führt", bemerkte er spitz und ein wütendes Knurren und Fauchen ging durch die Menge. Noah beugte sich nach vorn, ihm entgegen und bewegte beim Sprechen kaum die Lippen: „Du hast keine Spur. Du hast gar nichts. Aber ich habe dir diese leidige Aufgabe abgenommen."

Dieses Mal waren die Geräusche, welche die Zuschauer von sich gaben wesentlich zustimmender und Will konnte ihm schwerlich widersprechen. Er hatte lediglich ein komisches Gefühl, er hatte diese Art Geheimbund, von welchem er nicht einmal wusste, wer dazu gehörte. Er hatte Vermutungen, das war's. Er hatte einen toten Zeugen, welchem man zuvor das Hirn zersiebt hatte, einen möglichen Grund, warum man Ridley hatte loswerden wollen, aber keinen für Jackson.

Es fiel ihm schwer nicht den Kopf hängen zu lassen, allerdings war er ebenfalls nicht dafür bekannt aufzugeben.

Ein plötzlicher Aufruhr hinter ihm und das breiter werdende Lächeln Noahs ließ Will herum sehen und seine Zähne, welche er zuvor bereits wütend zusammen gebissen hatte, knirschten leise. Ein Mann oder eher das was von ihm übrig war, wurde zwischen den Untergebenen hindurch geschleppt und neben ihm auf den Boden geworfen. Er war in silberne Ketten gelegt, welche sich tief in sein Fleisch gebohrt hatten und in den Katakomben den lauschigen Geruch von Grillfleisch verbreitete.

Seine dunklen Haare hingen ihm verkrustet ins Gesicht, er war dreckig und der Schnauzbart klebte ihm schlaff in den Mundwinkeln. Das waren auch die menschlichsten Züge, die von seinem Körper übrig geblieben waren. Sein Mund war gewölbt, eher eine Schnauze, die Finger lang mit Krallen und sein Körper schien verformt, der Rücken gebeugt aber kräftig. Die Arme waren fast so lang, dass sie seine Knie berührten und die Oberschenkel so viel kräftiger und dicker, als es richtig erschien.

Am schlimmsten waren seine Augen. Die Pupillen waren winzig, das einstige blau von schien von schwarz gefressen zu werden, dass sich bereits das weiße seines Augapfels verdrängt hatte und sich unaufhörlich nach innen fraß. Durchbrochen wurde es lediglich von dunklen, roten Schlieren, die sich wie Narben durch die Dunkelheit zogen.

Will stockte bei diesem Anblick der Atem, auch wenn es nicht das erste Mal war, dass er ein solches Geschöpf sah. Dass die Menge zurückgewichen war und er nun mehr Platz zum Atmen hatte war ihm nicht entgangen. Selbst die Bewacher des Wesens hielten Abstand und schienen nicht allzu erpicht, ihn anzufassen.

„Wer ist das?", fragte er trocken und riss seinen Blick von dem Mann los. Er konnte das Entsetzen nicht aus seinem Gesicht wischen und bemerkte voll Wut Noahs selbstgefälligen Gesichtsausdruck.

„Der Mörder", war dessen Antwort und William stöhnte genervt.

„Dass er ein Mörder ist, ist offensichtlich", fuhr er ihm direkt über den Mund, kaum dass er geendet hatte und bekam wohl nur keinen weiteren Hieb dafür, weil nun dieses Wesen neben ihm kauerte. Als Mann konnte er einfach nicht mehr bezeichnet werden. Selbst sein heißeres Atmen und das Gurgeln und Schmatzen der Lunge jagte William kalte Schauer über den Rücken.

States of BloodWhere stories live. Discover now