Sommer im April

Prolog

Es ist unglaublich, wie meine Eltern es immer wieder schafften mir mein entspanntes Wochenende zu ruinieren. Und das mit einem Satz, bestehend aus nur drei Wörtern.

„Wir gehen wandern."

Unfassbar. Ehrlich.

Sie wussten genau, wie sehr ich diese Aktivität hasste. Und trotzdem musste ich immer wieder mit. Einen Familienausflug könnten wir auch woanders hinmachen als in einen Wald. Und ratet mal wie der Sommerurlaub ausgeschmückt ist? Richtig. Mit Wandern. Wenigstens hat man in den Bergen einen Panoramablick. Dabei verlängerte sich meine Liste mit dem schlimmsten, schrecklichsten, anstrengendsten Touren, die wir je gemacht hatten.

Verständnislos sah ich sie an, die Wochenende-Entspannungs-Zerstörer. Aber bei ihrem entschlossenen Blick, wich meiner langsam zu einem Verzweifelten.

„Aber ich muss noch Hausaufgaben machen", versuchte ich mein Glück.

„Gibt es neuerdings die Hausaufgabe: Schaue bis Montag die nächste Staffel deiner Lieblingsserie und tue das ja an dem Samstag mit dem strahlendblauen Himmel und Sonnenschein?"

Okay, ich brauchte eindeutig bessere Ausreden, denn meine Mutter hatte eindeutig bessere Konter. Man, wenn ich doch nur so schlagfertig wie sie im Matheunterricht wäre, dann könnte ich die Aufgabe zwar immer noch nicht, aber ich hätte wenigstens einen guten Spruch um mich halbwegs aus der Misere zu retten.

„Außerdem werden Hausaufgaben morgens vor der Schule oder vor der Stunde in der Schule gemacht und nicht am Wochenende!"

Darf ich vorstellen: mein Vater wie er leibt und lebt.

Langsam aber sicher macht sich die Vermutung in mir breit, dass ich verloren habe. Mal wieder. Und bestätigt wird diese, als ich eine halbe Stunde später im Auto saß und nein, es ging leider nicht shoppen.

Wenigstens hatte ich jetzt sehr viel Zeit mir bessere Ausreden einfallen zu lassen. Irgendeine Lösung musste sich doch finden lassen. So schnell gebe ich nicht auf, nein!

Aber ich musste zugeben, die Sonne hätte heute auf dem Fernseher echt geblendet.