58 | нєя мιи∂ ιѕ α мєѕѕ αи∂ нєя нєαят ιѕ α ωяєςк.

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Die Zeit, in der Aurélie den Brief von ihren Eltern anstarrte, der normalerweise ohne Umleitung zu ihr hätte geleitet werden müssen, wollte gar nicht mehr enden. Dass sie sich nicht stresste, um die Worte zu verstehen und sich einen Reim darauf zu machen, konnte ich verstehen und ich nahm es ihr auch keineswegs übel. Unsicher spielte ich mit dem Stoff meines Kleides, drehte diesen zwischen meinen Fingerspitzen hin und her und wartete darauf, dass sie die Stimme erhob. Ich wollte sie zu nichts drängen, ihr alle Zeit der Welt geben.

„Das heißt, der König ließ mich einsperren, weil er glaubt, dass ich etwas mit vergangenen und zukünftigen Anschlägen zu tun habe?", fragte sie leise. Es war nicht mehr als ein Flüstern, das sie zustande brachte, doch gerade genug, damit ich sie verstehen konnte. „Die Beweise, die in diesem Brief aus erster Hand aufgeführt werden, sind ziemlich belastend, Aurélie. Er hatte keine andere Wahl, als..." Ich ließ meinen Satz ohne Ende als ich sah, wie sie zu nicken begann. Noch immer richtete sie ihren Blick auf das Papier. Ich musterte ihr Gesicht, versuchte eine Regung in diesem oder auch nur eine einzige Emotion in ihren Augen zu erkennen. Aber dort war nichts. Nichts, was mir helfen konnte, sie zu verstehen, oder das, was gerade wirklich in ihr vorging. „Ich habe damit nichts zu tun, Eleanor. Bitte, du musst mir glauben, dass ich weder dir, noch König Gabriel oder irgendjemand anderem etwas Böses wollte. Ich war immer aufrichtig zu dir." Sie sah vorsichtig zu mir auf und schloss für einen Moment die Augen, sodass ein dunkler Schatten, ausgelöst durch ihre Wimpern, auf ihre helle Haut fiel.

„Ich würde niemals riskieren, dass jemand verletzt wird, gar mehrere Anschläge planen", versuchte sie es weiter. Mich musste sie nicht mehr überzeugen. Ein warmes Gefühl machte sich in meinem Körper breit. Von Anfang an hatte ich geglaubt, dass sie unschuldig war. Zwar waren mir die Anschuldigungen dank Gabriel bekannt gewesen und ich wusste, dass ich ihnen nachgehen musste, allerdings beruhigten mich ihre Worte – ihr Geständnis das keines war, trotzdem. „Das weiß ich, Aurélie. Und ich werde alles dafür geben, dass man dich frei lässt. Selbst Gabriel kann dich nicht ewig hier gefangen halten", versuchteich sie zu beruhigen, und mir gleichzeitig selbst etwas Hoffnung zuzusprechen. Es würde ein steiniger Weg werden, sie aus dem Kerker zu befreien. Lebend, natürlich. Gabriel hegte schon die ganze Zeit einen gewissen Groll gegen meine Freundin und ohne ihm etwas unterstellen zu wollen, kamen ihm diese Anschuldigungen mit Sicherheit recht gelegen. Aber ich würde nicht zulassen, dass er sie verurteilte. Er könnte nicht einfach so über meine beste Freundin entscheiden, vor allem jetzt wo sie wusste, dass sie ein Kind in sich trug. Das Kind seines Halbbruders. Niemand konnte so herzlos sein, als dass er zuließ, dass jemand, er, Elijah Freundin und Kind nahm. Egal wie groß seine Abneigung ihr gegenüber war, das traute ich ihm nicht zu.

„Kannst du dir vorstellen, wie es zu dem Brief gekommen ist? Ist die etwas aufgefallen an den letzten Briefen, die deine Eltern geschrieben haben?", fragte ich sie. Ich musste herausfinden, was geschehen war, wer die Informationen übermittelt hatte. „Glaubst du wirklich, dass sie zu so etwas fähig sind?", flüsterte sie leise. Sie faltete das Papier in ihren Händen zusammen und reichte es mir, ohne noch einmal einen Blick auf dieses geworfen zu haben. Ich legte es zu den anderen Akten und schlang dann meine Arme um meinen Körper. Sie schien sich selbst nicht mehr sicher zu sein, was sie glauben sollte. Fakt war jedoch, dass ihr jemand schaden wollte. Ob es wirklich ihre Eltern waren, oder jemand, der ihnen diese und weitere Taten nur in die Schuhe schieben wollte, war unklar. Und wenn wir Pech hatten, würden wir auch nicht im Entferntesten hinter das Geheimnis kommen. „Ich kann es dir nicht sagen. Eigentlich kann ich es mir nicht vorstellen. Sie waren wie eigene Eltern für mich und der Gedanke daran, dass sie ihre Fürsorge die Jahre über nur vorgespielt haben, lässt mich zweifeln. Andererseits weiß ich nicht, wer ihnen das in die Schuhe schieben sollte. Und vor allem, wer ein Motiv hat, dir solche Taten anzuhängen, für die du hängen könntest."

Legacies | ✓Where stories live. Discover now