2. Amber

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Am 01.01.2020 werden alle Kapitel bis auf die ersten drei gelöscht!

»Wie ist es gelaufen?«

Furchtbar?

Der reinste Alptraum?

»Es war anders, als erwartet«, sage ich schließlich und ziehe die Wohnzimmertür zu, wobei mein Blick kurz an Deans Sporttasche hängen bleibt, die seit einer halben Stunde auf dem Boden liegt.

»Gut anders, oder schlecht anders?«, fragt Lucy, die Mutter von Dean und ich kann die Nervosität in ihrer Stimme hören.

Natürlich könnte ich ihr jetzt die Wahrheit sagen, aber die Konsequenz wären noch mehr Tränen, ein schlechtes Gewissen und bestimmt noch der ein oder andere halbe Nervenzusammenbruch, weil die Sorgen sie und ihren Mann überrumpeln.

»Gut anders.« Ein erleichterter Seufzer dringt durch den Hörer zu mir.

»Dann war es ja die richtige Entscheidung, dass ich auf ihn gehört habe und nicht mit rein gekommen bin.«

Definitiv. Das wäre sonst noch peinlicher gewesen.

»Kannst du ihn mir geben? Ich erreiche ihn nicht auf seinem Handy und mein Flieger geht morgen schon so früh zurück.«

Unter anderen Umständen könnte ich Ausreden erfinden wie: Er ist gerade joggen oder mit Freunden unterwegs. Doch jetzt würde nicht Mal die Nummer mit dem Bad ziehen, weil sie warten oder um einen Rückruf bitten würde. Ich werde also so oder so mit ihm kommunizieren müssen und da ich seine aktuelle Handynummer nicht habe, bleibt mir neben dem Reden nur Zettel schreiben, was peinlich werden könnte.

Kopf hoch, Am. Du hast schon Schlimmeres erlebt!

»Warte einen Moment«, murmle ich, als sich mein Magen auf links dreht und ich das Wohnzimmer verlasse. Ein Kribbeln jagt bei jedem Atemzug durch meinen Hals, löst ein Zittern im Bauch aus. Das Handy drücke ich gegen die Brust und hoffe, dass Lucy nicht meinen Herzschlag hört, der sich bei jedem Meter, dem ich mich Deans Zimmer nähere, beschleunigt.

Es ist nur ein genervter Dean.

Ich schlucke schwer, als meine Knöchel auf das Holz treffen und das Klopfen durch den verlassenen Flur schallt.

»Dean, deine Mum ist am Telefon«, setzte ich nach, ehe er die Tür aufreißen und mich anfahren kann. Dann wüsste Lucy nämlich, dass nicht alles gut ist und hier würde ein Chaos ausbrechen. Die Folgen möchte ich mir gar nicht erst ausmalen.

Rascheln, Schritte, ein Fluch und dann steht er vor mir. Mit steinharter Miene und zerknitterten Klamotten. Wortlos halte ich ihm das Telefon hin, das er entgegennimmt. Ich versuche zu ignorieren, dass seine Haut meine streift, aber ich kann nichts gegen den sanften Stromschlag machen, der in meine Hand schießt. Ich weiche dem Blick aus, betrachte die Schuhspitzen und balle die Händen zu Fäusten, als ich mich umdrehe.

Ich kann nicht daneben stehen bleiben. Die Portion Wut und Abneigung, die er mir eben entgegengefeuert hat, reicht mir für heute. Auch wenn ich teilweise zu einer masochistischen Ader neige, was Dean betrifft, muss ich es heute nicht herausfordern.

Die nächsten Wochen könnten anstrengend genug werden.

Ich hole tief Luft, als ich zurück ins Wohnzimmer gehe und einen Karton heranziehe in dem Bücher liegen.

»Mir geht's gut, Mum«, höre ich ihn sagen, als ich die ersten Bücher nehme und einräume. »Wie ich die Wohnung finde? Gut. Das Bad ist ein wenig schmal, aber es gibt immerhin eine Badewanne«, erzählt er, wobei seine Schritte durch die Wohnung schallen. »Die Küche ist schön, aber ich weiß noch nicht, ob alle Sachen in die Schränke passen, die noch in den Kartons sind.« Ich nehme wieder Bücher, stelle sie in das Regal. Ich will nicht lauschen, aber ich kann nichts dagegen tun, dass seine Stimme durch die Wohnung schallt und mich ablenkt.

The Things I Never SaidWhere stories live. Discover now