Kapitel 1

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Der Regen prasselt in Strömen auf die Erde nieder und lässt die Nacht noch dunkler wirken, als sie eh schon ist.

Das Licht von einer Straßenlaterne flackert verächtlich. Aber so richtiges Licht spendet die Laterne auch nicht mehr wirklich.

Das Licht von den anderen Straßenlaternen ist auch schon längst erloschen.

Die Nacht hüllt mich fast komplett ein. Sie verschluckt mich und macht mich zu einem Teil von ihr.

Aber das ist nur vorteilhaft für mich, denn ich soll nicht gesehen werden.

Allerdings brauche ich mir darüber keine Sorgen machen, denn ich wurde noch nie gesehen. Dafür bin ich einfach zu gut in dem was ich tue.

Ich lenke meinen Blick zum Boden.
Meine Schuhe sind rot von dem Blut auf dem Boden. In dem Blut liegt ein Mann. Tot.

Ich habe ihn umgebracht. Nicht weil ich wollte oder aus persönlichen Gründen heraus, sondern weil es mein Auftrag ist.

Aber das stört mich recht wenig. Ich habe keine Probleme damit ein Menschenleben zu nehmen. Am Anfang fiel es mir auch ein bisschen schwer, aber von mal zu mal wurde es besser. Irgendwann wurde das ausüben dieser Tätigkeit zu einem Teil von mir. Und mittlerweile kann ich im Schlaf töten, ohne das jemand etwas mit bekommen würde.

Ich bin über die Jahre hinweg zu einem der Besten geworden. Und darauf bin ich stolz.

Ich erfülle meine Aufträge immer und habe bis jetzt noch nie einen Auftrag abgelehnt.

Ich habe auch vor, diesen Auftrag zu meistern, weshalb ich nun einen großen Plastiksack aus meiner Tasche hervor ziehe.

Ich gehe in die Hocke und verstaue die Leiche in dem Sack.
Dann werfe ich den Leichensack über meine Schulter und setze mich in Bewegung.

Die Leiche ist schwer. Aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt. Ob ich mir damit irgendwann den Rücken kaputt machen werde, blieb offen. Dennoch interessiert es mich recht wenig.

Ich entferne mich langsam aber sicher von der Blutlache und bewege mich immer mehr in der Dunkelheit.

Manche würden sich jetzt fragen, ob es nicht schlau gewesen wäre, das ganze Blut wegzuwischen.
Nun, es gibt genau zwei Gründe, warum ich es nicht tue. Diese Gründe sind zwar simpel, aber dennoch logisch.
Zum Einen, regnet es in Strömen und somit wird das Blut von selbst weggespült. Zum anderen hält sich hier nicht auch nur eine Menschenseele auf. Also, wer soll es schon sehen?

Ich laufe weiter und trete ab und zu in eine Pfütze, was dann ein platschendes Geräusch ergibt. Dieses Geräusch erfüllt fast jedes mal die vorhandene Stille.
Um genau zu sein, ist es eigentlich gar nicht komplett still. Man hört den Regen, wie er auf den Asphalt und die Dächer der meist verlassenen Häuser trifft. Aber mehr ist da nicht. Außer dem Regen, gibt es keine weiteren Geräusche. Man könnte meinen, es sei alles ausgestorben.

Ich setze meinen Weg durch die Dunkelheit fort, bis ich irgendwann an einer Ruine ankomme. Das Gebäude ist nicht einfach nur herunter gekommen, nein, es ist regelrecht verfallen.

Ein Dach besitzt dass alte Fabrik Gebäude schon lange nicht mehr, nicht einmal das Grundgerüst ist  noch vorhanden.

Von den Mauern ist auch nicht mehr viel zu erkennen, die meisten sind nur noch teilweise da. Der Rest ist alles Schutt und Asche.

Schutt und Asche die den Boden der Ruine bedecken. Die alten, zerbröckelten Ziegelsteine liegen vermischt mit halb verotteten Holz auf dem Boden.

Es ist mühselig über das Geröll zu laufen. Man bleibt öfter zwischen Steinen hängen, oder rutscht ab. Aber ich habe mich bereits daran gewöhnt.

Incomparable [Hyungwonho]Where stories live. Discover now