Kapitel 12

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»Hey McMillen.« Ich presste meine Lippen fest zusammen und wandte mich um. Banks stand nur wenige Meter von mir entfernt und trank aus einer Whiskyflasche, ohne dabei ein Gesicht zu verziehen.

Meine Augenbrauen fuhren zusammen und ein ungutes Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Beim letzten Mal hatte die Kombination Banks und Alkohol eine recht explosive Mischung abgegeben, auf die ich gut und gern an diesem Abend verzichten konnte.

»Was willst du, Banks?«, wollte ich wissen und versteckte dabei nicht einmal die Abneigung in meiner Stimme. Er kam – oder besser: schwankte – einige Schritte auf mich zu und blieb kurz vor mir stehen, dass ich meinen Kopf ein wenig anheben musste, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Jonah zuckte hinter mir, jedoch hielt ich ihn mit einer Handbewegung zurück.

»Was ich will?«, gluckste er herum, als hätte ich die wohl lächerlichste Frage gestellt, die er sich vorstellen konnte. Nachdem er sich aber wieder einigermaßen gefasst hatte, wurden seine Gesichtszüge plötzlich ernst und ich war überrascht von seinem plötzlichen Gemütswechsel.

»Dich.« Dieses einfache Wort schaffte es, dass mir für einen Moment die Worte im Hals stecken blieben und ich ihn vollkommen überrumpelt ansah. In seinem Gesicht konnte ich kein Anzeichen von Erheiterung oder einer offensichtlichen Lüge erkennen. Als das Gesagte doch endlich mein Gehirn erreichte und ich genauer darüber nachdachte, erlangte ich binnen weniger Sekunden meine Schlagfertigkeit zurück.

»Ach ja? Das wäre mir aber neu«, entgegnete ich und betrachtete meinen gegenüber, der bescheuert vor sich hin grinste, als hätte er gerade im Lotto gewonnen.

»Das ist... nichts neues«, hickste er. »Ich steh... auf Frauen m... mit Persönlichkeit.« Und ich auf die Queen von England.

»Du stehst doch nur auf Frauen, die willig eine Nacht mit dir verbringen und die du dann entsorgen kannst wie einen Sack Müll«, warf ich ihm an den Kopf. Dass Jonah in diesem Moment hinter mir stand und bereits die Fingerknöchel knacken ließ, ignorierte ich dabei gekonnt.

»Das stimmt auch«, versuchte er nicht einmal, sich gegen meine Unterstellung zu verteidigen. Auf meinem Gesicht machte sich ein angewiderter Ausdruck breit.

»Du bist echt das Letzte, Banks.«

»Und du verdammt heiß, wenn du sauer bist«, griff er nach meiner Taille und wollte mich an sich heranziehen. In diesem Augenblick überschritt er eine meiner persönlichen Grenzen. Ohne zu zögern, trat ich ihm gegen sein Schienbein und stieß ihn von mir weg. Ich beobachtete ihn mit einem stechenden Blick, darauf vorbereitet, mich erneut einer seiner Attacken entgegenzustellen.

»Du Kleine«, knurrte er. Einige seiner Freunde kamen nun auch zu uns. Sie hatten in scheinbar von unserer Auseinandersetzung mitbekommen und wollten sich nachsehen, was genau dabei nicht stimmte.

»Bruder, was ist denn los?« Grey, den ich das letzte Mal auf dem Footballfeld gesehen hatte, als ich diesem Jungen eine Lektion in Sachen Manieren beigebracht hatte, legte seine Hand auf Banks' Schulter.

»Diese kleine Hexe hat mich getreten«, klärte er seinen Freund über sein Dilemma auf und ich musste mich zusammenreißen, auf seinen jammernden Tonfall hin nicht zu lachen. Was genauso gegen meinen aufkommenden Lachanfall wirkte, war die Tatsache, dass Banks mich soeben als Hexe betitelt hatte.

»Wie hast du mich gerade genannt?«, hob ich meine Stimme und bemerkte, wie allmählich Wut in mir aufkeimte. Er fasste mich ohne meine Erlaubnis an Stellen an, an denen ich offensichtlich nicht von ihm berührt werden wollte und ich war am Ende wieder die Böse, weil ich mich verteidigt hatte?

»Du hast mich schon richtig verstanden, Schlampe.« Diese Bemerkung brachte das Fass zum Überlaufen. Ich holte aus und verpasste Banks eine harte Ohrfeige, sodass sein Kopf zur Seite flog und binnen weniger Sekunden ein glühend roter Handabdruck auf seine Wange entstand.

RachegöttinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt