20 - Parenting

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[Jillian]

Es gibt tausende von Büchern, die dir verraten sollen, wie du dein Kind am bestehen erziehst. So viele verschiedene Methoden, so viele Regeln. Doch keine davon ist perfekt.
Es gibt keine perfekte Erziehung. Wir machen alle Fehler. Das macht uns zu Eltern. Wir sind nicht perfekt, sowie es unsere Kinder auch nicht sind.
   Es gibt nicht diese eine Erziehungsmethode, die richtig oder am besten ist, denn jedes Kind ist anders, jede Mutter ist anders, jeder Vater ist anders. Es gibt kein perfekt.
   Doch wir können versuchen, so nah wie möglich an perfekt ranzukommen. Dabei sind Fehler aber nicht ausgeschlossen.

Verschlafen reibe ich mir über meine Wimpern. Mit halboffenen Augen sehe ich zu unserer Uhr, an der Wand. Entfernt höre ich, einen Wecker klingen. Es ist kurz nach halb acht, Jamies Wecker der ihr sagt, dass es Zeit ist, um zur Bushaltestelle zu gehen klingelt immer noch.
Ich schlage die Decke von meinen Beinen, setze mich auf und gucke über die Sofalehne, in unsere Küche. Hier ist Jamie nicht. Verdutzt rapple ich mich auf, um meinen Weg ins Bad zu finden, wo Jamie womöglich aufzufinden ist. Müde schlüpfe ich in meine gemütlichen Hausschuhe und schlürfe zur Badezimmertür. Mit meinen Knöcheln schlage ich sanft an die Tür, welche sich dadurch dass sie angelehnt war einen Spalt öffnet.
"Schatz, dein Wecker-", will ich sie murmelnd drauf hinweisen, doch sie befindet sich auch nicht in unserem Bad. Vermutlich hat sie verschlafen. Fast unbemerkbar seufze ich, schließe die Tür und gehe zum Schlafzimmer.
Leise klopfe ich an. "Schatz, es ist schon halb, dein Bus kommt gleich. Du verspätest dich noch", teile ich ihr murmelnd mit. Gewöhnlich bekomme ich ein Grummeln als Antwort, wenn ich sie aus dem Schlaf reiße, doch sie muss wohl noch so tief schlafen, dass sie mich gar nicht hört.
   "Ich kann dich auch für heute krank melden, wenn du magst", meine ich in leisem Ton und öffne sachte die Tür. Die Vorhänge sind zugezogen, weshalb das Licht der aufgehenden Sonne noch nicht zu sehen ist, dafür aber das der funkelnden Sterne, welche von der Sternenlampe an die Wände projiziert werden. Ein trauriges Lächeln legt sich auf meine Lippen. Schon wieder hat sie sie zum einschlafen angemacht.

Es ist als könne Jamie gar nicht mehr ohne sie schlafen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie überhaupt mehr als zwei Stunden Schlaf bekommt...
Auch wenn der Tod von Trish vorhersehbar war, war er doch überraschend. Jamie nimmt es sehr mit, selbst wenn sie versucht sich zusammenzureißen und sich bemüht, sich nicht zu viel anmerken zu lassen. Es ist nicht zu verleugnen, dass sie leidet, unter dem Verlust, unter der Trauer, unter dem Schmerz...
Sie konnte nicht einmal zurück ins Krankenhaus, um die Lampe abzuholen. Trish wollte, dass sie Jamie bekommt, doch sie konnte keinen Fuß zurück in das Gebäude setzen, weshalb ich sie für sie geholt habe. Ich hoffe, dass sie ihr ein bisschen Geborgenheit vermittelt und sie stärkt, denn das ist was sie gerade am meisten braucht.
   Mit mir will sie nicht darüber reden. Ständig sagt sie, es gehe ihr gut, wenn es offensichtlich nicht der Fall ist. Sie trauert, dass dauert seine Zeit. Doch mir bricht es das Herz, sie so zu sehen.

"Jamie", versuche ich sie leise zu wecken, sehe rüber zum Bett, in welchem sie liegen sollte. Behutsam laufe ich darauf zu, schalte die Nachttischlampe an. Mit schwach gerunzelter Stirn nehme ich den kleinen Zettel ins Visier, welcher auf der Decke des gemachten Bettes liegt. Sorgsam klappe ich die Seite nach oben, auf welcher "Mom" steht.

Gehe wieder ein paar Bahnen schwimmen.
Sehe dich heute Abend.
— Jamie ღ

Mit traurigem Lächeln falte ich das Blatt Papier wieder zu. An Trish und Jamie denkend folgt mein Blick den schwankenden Sternen. Die aufkommenden Erinnerungen versuche ich beiseite zuschieben. Nasal ausatmend schließe ich die Augen, bemühe mich meiner Besorgnis nicht zu viel Raum zum entfalten zu geben. Kaum bemerkbar seufze ich, schalte dabei die Sternenlampe sowie auch die Nachttischlampe aus, ziehe mich danach langsam aus dem Schlafzimmer zurück.

Precious - green lightning Where stories live. Discover now