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„Dieser Knast hier wird zwar Internat für schwer erziehbare Jugendliche gennant, aber ich finde Drecksloch in das man zu sterben fällt passender

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„Dieser Knast hier wird zwar Internat für schwer erziehbare Jugendliche gennant, aber ich finde Drecksloch in das man zu sterben fällt passender."

Das waren die ersten Worte die das Kaugummi kauende, pinkhaarige Mädchen, mit den verschrammelten Knien und den überschminkten Augenringen mit ihm wechselte.

Wobei wechseln wohl das falsche Wort war, denn Caspar sprach nie viel.
Und nun, wo er auf dem gekiesten Vorhof des riesigen, düsteren Gebäudes stand, dessen Grundstück mit hochstehendem Stacheldrahtzaun eingegrenzt war und in dem er die nächsten zwei Jahre seines Lebens verbringen würde, stand - hatten er noch weniger das Bedürfnis wie sonst, seinen Mund zu öffnen.

„ich bin Philomena. Ich geb dir ne Einführung in diese Hölle."
Ganz zu wider ihrer Worte, die Caspar wohl den Untergang Vorhersagen sollten, lächelte Philomena breit.
„Meine Anweisungen sind, Dir die wichtigsten Klassenzimmer und Aufenthaltsräume zu zeigen aber um ehrlich zu sein-„ sie holte sich eine Kippe aus ihrer zu großen Bomberjacke.

„Darum gehts hier nicht. Schule, Ausbildung, eine Vorbereitung auf das Leben danach- alles für n Arsch. Sowas lernst du hier nicht, auch wenn sie das sagen. Is bullshit."

Sie zog an ihrer Zigarette und blies den kalten Rauch in die Morgenluft, dann gähnte sie Ausgiebig.

„Diese Penner setzten die Einweisung immer um sechs Uhr an damit man ja nicht den Unterricht verpasst." sie zuckte mit den Schultern und setzte sich dann in Bewegung, woraufhin er ihr wohl oder übel hinterher musste.

„mein Rekord ist es, das hier auf drei Stunden auszudehnen."

„Also machst du das hier öfter?"
War das erste was er an diesem Morgen sagte, die komplette Hinfahrt her hatte er geschwiegen.

„Du kannst also doch reden." grinste sie wieder, und ihm vielen dabei ihre ausgeprägten Grübchen auf.
„Aber um deine Frage zu beantworten: ja. Ich bin hier schon ziemlich lange, ich kenn mich gut aus. Falls du mal Hilfe brauchst-„ sie waren vor den großen, schwer aussehenden Flügeltüren angekommen und Philomena schnippte den Stummel ihrer Kippe weg. „Dann komm zu mir."

Überfordert mit all diesen Informationen blinzelte er sie nur an.
„Oh aber glaub ja nicht das alle hier so nett sind wie ich!"

„Ich werd's mir merken." grinste Caspar sarkastisch was Philomena nur ebenso sarkastisch zurückzwinkern ließ.

„Das mein ich ernst Kumpel."

Ihre grauen Augen durchbohrten ihn plötzlich, ihre lockere Art war schlagartig verschwunden.

„Alles was ich bis jetzt gesagt habe meinte ich ernst." ruhig kam sie auf Caspar zu bis nur noch wenige Handbreit zwischen ihnen Platz hatten.
In ihrem Blick lag Ruhe, Ernst und Entschlossenheit.

„Der Ort hier zerstört Menschen. Glaub es mir, ich hab genug Kinder hier zu Grunde gehen sehen."

„Du kennst mich nicht."

„Ja das stimmt. Aber du bist nichts besonderes."

Damit trat sie wieder von ihm weg, öffnete einen der Flügel und wies ihm mit einer Handbewegung an ihr zu folgen.

„Wie auch immer" ihre ernste Haltung war verschwunden und mit einer ausladenden Geste drehte sie sich, beinahe dramatisch in der großen Eingangshalle um die eigene Achse.

„willkommen in der Hölle." ihre pinken Haare waren wie ein greller Farbfleck zwischen den grauen eintönigen Wänden.

Caspar wusste nicht ob er diese überschwängliche Positivität anstrebend oder belustigend finden sollte, doch weil er keine Lust hatte jetzt eine Streiterei vom Zaun zu brechen, abgesehen davon das sie der erste Mensch seit langem war den er nicht direkt von Anfang an zum kotzen fand.

Er würde erstmal abwarten.
Außerdem schien es Philomena ziemlich egal zu sein ob er redete oder schwieg und vielleicht konnte sie ihm ja tatsächlich noch einige hilfreiche Infos verraten.

„Hier rechts hoch" sie deutete auf die breite Treppe die nach oben führte „gehts zu den Klassenräumen, die komplette östliche Seite des Gebäudes is nur schulisch besetzt. Die Chemie, bio und Physik Labore sind in den unteren geschossen nur fällt der Unterricht des Öfteren mal aus." sie lachte auf und verengte leicht die Augen.
„Es kommt vor das manche Dinge... verschwinden. Glaskolben und so." sie zwinkerte Caspar zu doch dieser reagierte nicht, zog nur leicht die Brauen zusammen.

„Naja aber der östliche Bereich is langweilig, all die Jahre auf dieser verkackten Schule und ich weiß immer noch nicht auf welcher Etage welche Klassenzimmer sind. Deswegen erspar ich dir das-„

Jetzt deutete sie auf die andere Treppe die links nach oben führte.
„Erst da wird's interessant. Lass deine Tasche und Koffer hier einfach stehen, wir kommen hier später eh nochmal her."

Kopfsteinpflaster-Herzen Where stories live. Discover now