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Yoongi POV

Ich konnte seine Anwesenheit nur zu deutlich spüren. Er beobachtete mich aus den Augenwinkeln, doch ich sah gerade aus. Lange konnte ich das jedoch nicht beibehalten und nach einiger Zeit beobachtete ich ihn neugierig. Er sah den Wald um sich herum fasziniert an, der Winter schien ihn kein bisschen zu stören. "Unglaublich schön", äußerte er sich zu meiner Welt und sah mich an. "Nicht vielen gefällt die Kälte und die verschneite Landschaft", sagte ich ehrlich. Doch ihn schien es nicht zu stören. Die Landschaft hätte etwas magisches an sich sagte er.. wenn er doch bloß wüsste. Neugierig sah ich ihn weiter an, während er mich anlächelte. 'Warum schien es ihm zu gefallen? Es schien ihm tatsächlich nichts auszumachen, obwohl doch seine Heimat so verschieden war..und trotzdem bewunderte er mein Land wie noch nie einer vor ihm? Er sah in etwas kaltem, abgestorbenen eine Schönheit, die anderen verwehrt blieb..und das weckte mein Interesse.' Ich wollte ihm einen meiner liebsten Plätze zeigen und bedeutete ihm mir zu folgen. Ich führte ihn zu einem See, wovon man eine super Aussicht hatte auf die Gebirgsketten, die mein Land im Norden begrenzten.

Ich sagte ihm, dass es einer meiner liebsten Plätze zum Nachdenken wäre. Wir stiegen ab und als ich mich zu ihm drehte, hatte die Aussicht den gewünschten Effekt. Jimin sah sich sprachlos um und ich erkannte die Bewunderung in seinem Blick. Ganz genau musterte ich jeden seiner Gesichtszüge und als er sich zu mir stellte, genossen wir gemeinsam für einen Moment die Stille, die uns umgab. Er sprach mich auf die kleine Insel an und für den Moment haderte ich mit mir, doch dann zeigte ich ihm einen Teil meiner Macht. Noch während ich sie ausführte überkamen mich Selbstzweifel und Kälte ergriff von mir Besitz. 'Er wird mich nun für ein Monster halten..wie sie es alle tun', dachte ich und stürmte voran über die Brücke. Ungehalten über meine Taten sah ich nicht zurück. 'Warum hatte ich das getan?' Erst als ich merkte, dass Jimin dicht hinter mir war wurde ich langsamer. "Was ist das für eine Gabe?", fragte er mich, doch ich schloss die Augen. "Das ist keine Gabe..es ist ein Fluch", sagte ich ernst und blieb stehen. Mit meinen Händen ließ ich kleine Figuren aus Eis entstehen, ehe sie zu Schnee wurden und zu Boden rieselten. Dann drehte ich mich zu ihm um, doch anders als erwartet, sah er mich nicht abwertend an. "Ich besitze diese Macht seit meiner Kindheit. Sie ist ein großer Teil von mir und wächst stetig an", sagte ich und Wut überkam mich. Ich schleuderte ein paar Eisspeere in einen nahe gelegenen Baum und sah wieder zu Jimin. Mein Blick war nun kalt und ich richtete mich auf. Ich hatte gesehen, wie er auf die Eispere geschaut hatte. "Na hast du jetzt Angst?", fragte ich und der Spott war in meiner Stimme zu hören. 'Siehst du jetzt das in mir, was mein Volk ebenfalls sieht?'

Doch er richtete sich nur auf und kam einen Schritt näher, was mich verwirrte. "Nein", sagte er ehrlich. Wir musterten uns und ich schnaubte verächtlich.  "Solltest du aber..ich bin ein Monster, mehr nicht. " Damit drehte ich mich um und ging zurück. Keiner sagte mehr etwas, doch ich hörte seine Schritte mir folgen. In meinem Inneren häuften sich die Fragen und wir saßen auf. "Für mich Majestät, sind sie ein Mann mit erstaunlichen Fähigkeiten und kein Monster", entgegnete mir Jimin plötzlich und trieb Blizzard an. Verdutzt blieb ich stehen, ehe ich Leonidas ein Zeichen gab Jimin zu Folgen. Während ich ihm nachritt, beschäftigte mich ein Gedanke. 'Ich hatte ihn etwas von mir sehen lassen, was andere vertrieben hätte, doch ihn nicht..wieso? Und warum störte es mich nicht so wie es sollte?'

Der Rückweg führte mich an meinen liebsten Platz. Ich hatte ihn nicht bewusst gewählt, doch Leonidas schien zu wissen, dass ich mich nach ihm sehnte. Jimin entdeckte ihn zuerst und hielt an. Ich tat es ihm gleich und während er Abstieg und langsam los lief, blieb ich noch einen Moment zurück, ehe ich ihm folgte. Ich betrat den kleinen Weg und vor meinem inneren Auge sah ich mich als kleines Kind hier umher laufen. Ich hatte diesen Ort für meine Mutter geschaffen und damals war der Garten noch kleiner gewesen. Sie hatte ihn geliebt und oft sind wir hierdurch spaziert. Ich lief an den Sträuchern entlang und vor mir erschien das Bild meiner Mutter und mir, sie sah mich an und lächelte als ich eine Rose für sie erschuf. Nach ihrem Tod hatte ich diesen Ort vergrößert und einen großen Rosengarten zu ihren Ehren erschaffen. In Gedanken versunken blieb ich stehen und betrachtete die Rose in meinem Händen. Ich war schon etwas länger nicht mehr hier gewesen und als ich aufsah begegneten mein und Jimins Blick sich.

Ich musterte ihn genau, ohne Abwertung oder Kälte in meinem Blick. Ich betrachtete ihn, wie er in seiner Winterjacke da stand. Bewunderung lag in seinem Blick als er mich ansah. Ich bemerkte wie sein leicht gebräunter Taint in der Sonne schimmerte und die vereinzelten Schneeflocken auf seinem schwarzen Haar Platz nahmen. Seine braunen Augen musterten mich ebenfalls und als er los lief, folgte ich ihm automatisch. Er lief rechts von mir hinter der großen Hecke und als diese aufhörte stand er plötzlich vor mir. Nur ein kleiner Strauch Rosen trennte uns voneinander. "Sie haben sie alle erschaffen oder Majestät?", fragte er mich, als er eine der Rosen berührte. Ich nickte und sein Blick suchte den meinen. "Wie soll jemand, der solche filigranen, wunderschönen Dinge erschaffen kann, ein Monster sein?" Ich sah ihn nachdenklich an.

"Das Schreckliche kann mit der Schönheit einher gehen..Für viele meiner Landsleute bin ich ein Monster, mich selbst eingeschlossen." Ich pflückte eine der Rosen und ließ sie zu Schnee werden. Der Schnee rieselte langsam aus meiner Hand zu Boden. "Ich nehme das Leben", sagte ich leise, mehr zu mir selbst. In Gedanken war ich bei dem Verbrechen von gestern und bei der Strafe, die ich zu verhängen hatte..ich nahm Jimin erst wieder wahr, als er um den Strauch herum gelaufen kam und dicht vor mir stand.  "Vielleicht brauchen sie einfach nur etwas Hilfe, damit sie erkennen, dass sie auch Leben schenken können", sagte er leise und legte in meine geöffnete Hand die Blüte, die eben noch in seiner Hand verweilt hatte. Als sie auf meine Hand traf zerfiel die Blüte nicht zu Schnee, sie lag einfach dar, so vollkommen wie sie war. Schnell drehte er sich um und begab sich zurück zu den Tieren, doch ich blieb wo ich war. Seine Worte hatten etwas in mir berührt und als ich ihm nachsah, spürte ich plötzlich so einen stechenden Schmerz in meiner Brust. Überrascht keuchte ich auf und meine Hand fuhr automatisch an die Stelle meines Herzens. Ich beugte mich vornüber und versuchte ruhig zu atmen. Ich hatte sofort, als ich den Schmerz gespürt hatte, meine Verbindung zu meiner Leibgarde unterbrochen, damit sie sich keine Sorgen machten und her kamen. Der Schmerz war mir unbekannt, wie ein starkes Stechen im Brustkorb und besonders schlimm war es im Bereich des Herzens.

Nach einer Minute ließ der Schmerz nach und ich richtete mich wieder auf. 'Was war das gewesen?' So etwas war mir noch nie passiert in all den Jahren..' Ich straffte die Schultern und lief ebenfalls zurück zu Leonidas. Ich würde mich zurück im Schloss damit beschäftigen, jetzt war dafür nicht der richtige Zeitpunkt. Als ich ankam, saß Jimin bereits auf Blizzard und wartete auf mich. Schnell saß ich auf und wir machten uns auf den Heimweg. Es dauerte nicht lange und wir sahen die Stallungen.

Jimin POV

Seit wir aus dem Rosengarten gekommen waren, wirkte Yoongi irgendwie abwesend. 'War ich ihm vielleicht doch zu Nähe getreten?' Ich machte mir Sorgen, dass ich meine Äußerung vielleicht hätte doch nicht tätigen sollen. Als wir an den Stallungen ankamen, stiegen wir ab und Yoongi begleitete Leonidas zu seiner Box. Dort verabschiedete er sich von ihm und kam den Weg zurück gelaufen. Ich wurde nervös, als ich mit Blizzard in seine Box lief. Ich wollte Yoongi noch für den Ausflug danken, doch wusste ich nicht, ob er nach der Sache von vorhin das noch hören wollte. Er kam näher und als er an der Box vorbei lief, nahm ich meinen Mut zusammen und trat an die Tür. "Vielen Dank für den Austritt heute Majestät".

Ich sah ihn schüchtern an und Yoongi blieb stehen. Für einen Moment  sahen wir uns in die Augen, ehe Yoongi nickte. Als er nichts erwiderte merkte ich, wie sich Sorge langsam in mir breit machte. Ich wollte den Blick abwenden, als.. "Sehen wir uns heute Abend beim Essen?" Es war eine einfache Frage, doch sie ließ mein Herz höher schlagen. Noch immer sah Yoongi mich an und ich lächelte. "Gern", sagte ich und er nickte nochmal, ehe er den Stall verließ.

Cold Heart (°yoonmin°)Where stories live. Discover now