Kaffeeklatsch Teil2

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»Es tut mir leid, ich genieße nur die schöne Aussicht!« Wiederholte Cassandra schnaubend Jaden Dunns Worte vom Vortag, nachdem sie ihn darauf hingewiesen hatte, er solle bitte in die Kamera und nicht sie anschauen.

»Deswegen nimmst du ihn nicht auf, weil er dir ein Kompliment gemacht hat? Als ob das noch nie vorgekommen wäre.«  Augenrollend, schüttelte Diondra den Kopf. 

Sie hatte ja recht. Dennoch, irgendetwas in Cassandra sperrte sich gegen eine Zusammenarbeit mit diesem Jaden. »Du bist schrecklich!« Cassandra schnitt ihrer Freundin eine Grimasse. 

Hinter ihr schepperte eine Tasse auf den Boden. Sie drehte sich auf dem Stuhl um. Am Nebentisch saß ein händchenhaltendes Pärchen, dass sich nicht daran störte, das Geschirr vom Tisch geschubst zu haben. Die herbeieilende Kellnerin, warf den beiden einen missmutigen Blick zu, kehrte aber wortlos die Scherben zusammen. Vermutlich war der Pyjamastil, den der junge Mann trug, der neueste Schrei. Der rote Minirock seiner Freundin ging schon fast als breiter Gürtel durch. Allerdings lenkten die kanariengelbe Bluse und die übergroßen rosa Federohrhänger, gekonnt davon ab. Seufzend stellte sie fest, dass sie mit schwarzem Rock und weißer Bluse, eindeutig aus dem Rahmen des sonstigen Publikums fiel.

Ihre Freundin »liebte« diesen Ort. So, wie ziemlich jede Künstlerkneipe in New York. Mit einem leisen Lächeln drehte sie sich wieder zu ihr um. Diondra pustete sich gerade eine rote Haarlocke aus dem Gesicht. »Gar nicht, ich sage nur die Wahrheit.« Sie grinste spitzbübisch. »Ich möchte nur, dass du die richtigen Entscheidungen triffst.« Beide wussten, worauf sie anspielte und Cassandra runzelte die Stirn. »Ich habe dir doch vorhin gesagt, nach der Fashion Week versuche ich mir ein paar Tage frei zu nehmen. Fast glaube ich, du steckst mit meinem Freund unter einer Decke.« Sie trank den letzten Schluck Kaffee und suchte den Raum mit den Augen, nach der Kellnerin, ab.

»Im Sorgen machen um dich, offensichtlich schon. Apropos, wäre so ein Wochenende nicht die perfekte Gelegenheit, um Richard alles zu erzählen?«

Ihre Augen schnellten zu Diondra, sie beugte sich über den runden Tisch und senkte die Stimme. »Du kannst es nicht lassen, oder? Das war lange vor seiner Zeit. Du hast mir dein Wort gegeben, es ihm niemals zu erzählen.« Mit schmalen Augen musterte sie die Freundin. Die zuckte ergeben mit den Schultern. »Wie du meinst. Ich halte eben nichts von Geheimnissen in einer Beziehung.«

»Spricht die Expertin.« Der ironische Unterton war nicht zu überhören. Die Kellnerin kam und Diondra bestellte sich einen Chai Latte, nach kurzem Zögern orderte sie ein Glas Rotwein. Es war schon nach fünf und sie würde heute sowieso nicht mehr fahren.

»Jetzt erzähl du mal von dem neuen Auftrag.« Lenkte sie ein. Sie liebte ihre beste Freundin und wusste, dass sie ihr nicht wehtun wollte. Sie hatte Diondra alles zu verdanken, ohne sie säße sie heute nicht hier. Einzig aus Sorge um ihr Wohlergehen ging sie ihr ständig mit der Vergangenheit auf die Nerven. Aber ihre Entscheidung stand fest. Richard würde, sofern sie es verhindern konnte, nie ein Sterbenswort darüber erfahren.

Ein Strahlen erhellte Diondras Gesicht, ihre Augen blitzten. Eine Stunde und zwei Gläser Rotwein später, schwirrte ihr der Kopf. Ihre Freundin hatte sich in Fahrt geredet und schmiss mit Fachbegriffen aus dem Designer- und Schneiderjargon, nur so um sich. »Süße, möchtest du hier zu Abend essen, oder suchen wir uns eine andere Lokalität?«

Diondra riss die Augen auf und sah auf ihre übergroße Armbanduhr, unter deren Zifferblatt das Handgelenk nicht mehr zu erkennen war. »Meine Güte, schon halb sieben! Tut mir leid, aber ich bin verabredet. Wie sehe ich aus? Zum Umziehen habe ich nämlich keine Zeit mehr.« Sie schnellte vom Stuhl hoch und Cassie unterzog sie einer kurzen Musterung. Die rote Lockenmähne wallte unbändig über die Schultern und verlieh dem Porzellanteint mit den Sommersprossen einen Hauch von Wildheit. Die enge Jeans zur ockergrünen Tunika, bestand mehr aus Löchern, als aus Stoff und die derben braunen Stiefel waren so was wie ein Protest an die Weiblichkeit. »Du siehst umwerfend aus, wie immer.« Sie schmunzelte. »Kenne ich den Glücklichen?«

»Heute darf Garrett mich ausführen. Die Unterhaltungen mit ihm sind intellektuell eher Durchschnitt, aber das macht er mit anderen Talenten wieder wett.«

Cassandra lachte hell auf. »Du bist unmöglich.«

»Und du die Beste! Zahlst du für mich mit? Hab dich lieb!« Sie warf ihr einen Handkuss zu, schnappte sich die große orange Handtasche von der Stuhllehne und eilte zum Ausgang. Kopfschüttelnd sah Cassie ihr nach und rief dann die Kellnerin.

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⏰ Last updated: May 19, 2019 ⏰

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