33 | Post-It Notes

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Ich weiß, irgendwie ist es blöd, dass ich nur 1 Kapitel die Woche hochlade. Manchmal würde ich gern häufiger aktualisieren, aber die Kapitel sind alle noch nicht korrigiert :/ Viel Spaß erstmal mit dem nächsten :)

Der Morgen zwischen Raphael und mir verlief sehr schweigsam. Dabei freute ich mich darüber, mit ihm gemeinsam aufzuwachen. Doch noch immer stand unsere unterschiedliche Auffassung im Raum, wie wir – oder vielmehr ich – mit der Situation umgehen sollten. Ich wollte ihm keine falschen Versprechungen machen, denn ich hatte tatsächlich noch keine finale Entscheidung getroffen. Er sagte, ich sollte offen zu unserer Beziehung stehen, ich jedoch wollte einfach nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen. Eine Sache war jedoch klar: ich würde mich nach einem neuen Job umsehen müssen.

Dazu kam, dass Raphael oft unterwegs war und ich allein in Berlin zurückbleiben würde. Außer ihm hatte ich bisher noch immer keine wirklichen sozialen Kontakte; abgesehen von meinen Arbeitskolleginnen, von denen ich jedoch nach Sabrinas kalter Reaktion auf meine vermeintliche Affäre mit Raphael nicht mehr viel erwartete. Die bisher losen Bekanntschaften würden sich jedenfalls eher nicht mehr in Richtung Freundschaften entwickeln.

Doch trotz der Umstände rund um Raphael und Yannic wollte ich zumindest meine Kündigungsfrist einhalten. Ich war einfach noch nicht bereit, kampflos aufzugeben und mich einfach krankschreiben zu lassen, ganz egal, wie blöd die Situation im Label gerade war; jedenfalls nicht, so lang ich keine neue Stelle gefunden hatte.

Als ich mein Büro an diesem Morgen betrat, legte ich lautlos seufzend meine Handtasche ab, bevor ich den Schreibtisch umrundete und den Computer einschaltete. Erst, als ich mich in den Schreibtischstuhl fallen ließ, bemerkte ich einen kleinen, pinkfarbenen Klebezettel an meinem Monitor.

Flittchen.

Ich seufzte lautlos. Echt jetzt?

Ich griff nach dem Zettel, drehte ihn hin und her und versuchte, die Schrift zu erkennen. Doch ich konnte sie nicht zuordnen. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, Jamaal davon zu erzählen, doch dann verwarf ich die Idee. Es war nur ein Zettel. Doch statt ihn zu entsorgen, legte ich ihn in meine Schreibtischschublade. Vielleicht brauchte ich ihn nochmal.

Zu meinem Leidwesen war Jamaal heute gar nicht im Büro. Er arbeitete von zuhause aus. Das einzig Gute daran war, dass er Yannic scheinbar mitgenommen hatte. Also bestand auch nicht die Gefahr, dass er in meinem Büro auftauchte, um unnötig Stress zu machen oder mich ein weiteres Mal anzubaggern. Leider konnte ich allerdings heute auch nicht mit Jamaal über Raphael sprechen, auch, wenn ich es mir fest vorgenommen hatte.

Also vertiefte ich mich in meine Arbeit und versuchte, mich abzulenken. Doch die Stimmung im Team war merklich unterkühlt. Meine weiblichen Arbeitskolleginnen, mit denen ich bisher ganz gut ausgekommen war, mieden mich ganz offensichtlich. Keine von ihnen kam – so wie sonst - an meinem Büro vorbei, um mich zu fragen, ob ich mit ihnen in die Frühstückspause gehen wollte, und als ich schließlich die Küche betrat, standen sie auf und ließen mich allein zurück. Dasselbe Bild bot sich mir während der Mittagspause, in der wir sonst gemeinsam aßen. Diejenigen von ihnen, die mir tagsüber auf dem Flur begegneten, sprachen nicht mit mir, ignorierten mich teilweise völlig. Anders als sonst kamen sie auch zum Feierabend nicht zu mir, um sich zu verabschieden. Sie hatten sich also gegen mich verschworen und der Zettel konnte von jeder von ihnen stammen. Ich würde nicht herausfinden, wer genau ihn an meinen Bildschirm geklebt hatte.

Auch, wenn ich versuchte, die Erkenntnis zu ignorieren; dass sie mich absichtlich ausschlossen, verletzte mich sehr. Denn es erinnerte mich an meine Schulzeit und die damit verbundenen Qualen zurück; eine Phase meines Lebens, die ich hinter mir gelassen hatte.

Sie verurteilten mich für eine halbwahre Geschichte, hatten sich bisher aber nicht die Mühe gemacht, mich nach meiner Version zu fragen.

Als schließlich alle anderen gegangen waren, schaltete auch ich meinen Computer aus und verließ das Büro. Als ich meinen Wagen erreichte, warf ich einen kurzen Blick auf mein Handy. Eine Nachricht von Jamaal, eine von Raphael. Ich wusste nicht, welche ich zuerst lesen sollte. Ich entschied mich für die von Jamaal.

Jamaal

Hat alles geklappt mit den Buchungen? Brauche die Präsentation für JBL ASAP. Bin morgen nicht im Büro. Schick mir alles per E-Mail.

Ich machte mir ein paar Erinnerungen in meinem Kopf, bevor ich die Nachricht von Raphael anklickte.

Raphael

Schaffe es heute leider nicht. Morgen?

Ich senkte traurig meinen Blick, steckte das Handy in meine Tasche zurück und zog den Autoschlüssel heraus. Ich verstand, dass Raphael derzeit viel zu tun hatte, doch ich hätte ihn heute wirklich gern gesehen. Doch der freie Abend gab mir die Gelegenheit, in Ruhe darüber nachzudenken, wie ich mit der neuen Situation in den nächsten Wochen umgehen wollte. Ich entschied, erst einmal zum Sport zu fahren, um den Kopf freizubekommen.

Ich öffnete die Fahrertür und warf meine Handtasche auf den Beifahrersitz. Gerade, als ich einsteigen wollte, fiel mir der kleine Zettel unter dem Scheibenwischer auf. Ich seufzte schwer, denn ich konnte ihn auch lesen, ohne ihn in die Hand zu nehmen.

Schlampe

Ich musste meine Augen schließen, um die aufkommende Wut herunterzuschlucken. Die Situation war doch schon anstrengend genug; einen Zickenkrieg, den ich nur schwer gewinnen konnte, brauchte ich wirklich nicht!

Vor meinen Augen begannen kleine, schwarze Punkte zu tanzen, während ich gegen eine widerliche Übelkeit ankämpfte. In diesem Moment verstand ich, wie sehr ich Raphael brauchte. Nicht nur in diesem Augenblick, sondern immer.

Meine Entscheidung, zum Sport zu fahren, verwarf ich. Stattdessen sammelte ich mich kurz, stieg in mein Auto und schob den Zettel in meine Handtasche, bevor ich den Wagen startete und doch zu mir nach Hause fuhr. Aber statt mir die Zeit zu nehmen, über die ungewisse Zukunft nachzudenken, nahm ich eine kleine Tasche, warf ein paar Klamotten hinein und schrieb Raphael zurück.

Bist du zuhause?


Es dauerte nicht lang, bis er antwortete.

Studio. Warum?

Ich dachte nicht länger nach, sondern schnappte mir die Tasche und fuhr dorthin. Ich wusste, dass die Aktion übereilt und auch nicht durchdacht war, doch ich wollte ihm beweisen, dass ich mit ihm spekulierte – auch für die Zukunft. Außerdem wollte ich nach diesem nervenaufreibenden Tag nicht allein sein. Nur eine halbe Stunde später öffnete mir Raphael überrascht die Tür des Studios.

„Was machst du denn hier?", begrüßte er mich irritiert, doch ich drückte mich schweigend an ihm vorbei und schloss die Tür hinter mir. Raphael sah fragend auf mich herab. Statt zu antworten, drückte ich ihm die Tasche in die Hand.

„Ich ziehe bei dir ein", sagte ich jetzt.

Raphael runzelte die Stirn.

„Also, nicht so richtig, ich behalte meine Wohnung, aber ich lasse ein paar Sachen bei dir", stellte ich ihn vor vollendete Tatsachen. Er musterte mich einen Moment lang schweigend, doch er reagierte nicht. Stattdessen ließ er die Tasche in seiner Hand fallen und verschränkte seine Arme vor der Brust. Verdammt, manchmal war er einfach nur heiß!

„Was ist passiert?"

„Nichts, ich möchte dir nur zeigen, wie wichtig mir unsere Beziehung ist", erklärte ich.

Völlig unerwartet zog er mich zu sich heran.

„Du bist komisch", stellte er fest und hob misstrauisch eine Augenbraue, „Also, warum bist du so?"

Läuft ja nicht so gut für Edita momentan. Sollte sie Raf davon erzählen? Was meint ihr? Was würdet ihr an ihrer Stelle tun?

GOTHAM CITY  | RAF CAMORAМесто, где живут истории. Откройте их для себя